Knapp 44.000 Einsätze im Jahr 2018 / Krankenkassen stellen sich quer
Rettungsdienst: Nur geringe Anpassungen notwendig
jd. Stade. Der Rettungsdienst im Landkreis Stade ist gut aufgestellt. Das ist das Ergebnis des jüngsten Gutachtens, das die Firma Forplan aus Bonn im Auftrag der Kreisverwaltung im April erstellt hat. Als Grundlagen dienten die Einsatzzahlen von 2018, die sich im Vergleich zum Vorjahr nur unwesentlich erhöht haben: 43.937 Mal rückten Rettungswagen, Krankentransportfahrzeuge und Notarztautos aus, um Patienten zu Hilfe zu eilen. Das ist lediglich 159 Mal mehr als 2017. Die Experten aus Bonn empfehlen daher nur geringfügige Anpassungen bei der Stationierung der Rettungsfahrzeuge. Ärger machen aber die Krankenkassen: Sie haben in ihrer Funktion als Kostenträger den Landkreis wissen lassen, dass sie die bisherige Form der Gutachten nicht mehr akzeptieren.
"Die Krankenkassen teilen uns mit, dass sie das Gutachten für unzureichend halten, sagen uns aber nicht, wie sie es denn anders haben wollen", sagt die zuständige Kreis-Dezernentin Nicole Streitz. Gefordert werde eine genaue Strukturanalyse, aber die Krankenkassen würden keinerlei Hinweise geben, was im Detail analysiert werden soll. "Die Stellungnahme der Krankenkassen gibt inhaltlich nichts her." Allerdings müsse auch keine Einigung erzielt werden, so Streitz. "Laut Gesetz müssen wir nur das sogenannte Benehmen herstellen." Das bedeute, die Argumentation der Krankenkassen zu berücksichtigen. "Da es aber keine Argumente gibt, machen wir vom Landkreis es einfach so, wie wir es für richtig halten."
Aber auch bei einer Empfehlung aus dem Gutachten verfährt der Landkreis so, wie es die Praktiker richtig finden: Es bleibt bei zwei Rettungswagen und vier Krankentransportwagen in Stade. Forplan hatte vorgeschlagen, dort einen dritten Rettungswagen zu stationieren und den vierten Krankentransporter abzuziehen. Doch der Landkreis sieht das aufgrund der gemachten Erfahrungen anders. Offiziell nichts Neues gibt es in diesem Zusammenhang hinsichtlich der neuen Standorte für die Rettungswachen in Bargstedt und Drochtersen. "Hier müssen erst die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern abgewartet werden", so Streitz.
Hinsichtlich der sogenannten Eintreffzeiten wird kreisweit das Limit erfüllt. Die Vorgabe ist, dass im Jahresdurchschnitt in 95 Prozent der Fälle ein Rettungsfahrzeug innerhalb von 15 Minuten am Einsatzort eintrifft. Diese Zielvorgabe konnte 2018 erneut erfüllt werden. Laut Statistik wurden 95,7 Prozent der Notfälle binnen einer Viertelstunde erreicht. Die Rettungswagen aus Buxtehude und Stade sind sogar in 14 Minuten vor Ort, die Rettungswachen in Bargstedt, Drochtersen und Horneburg liegen mit 16 Minuten über dem Sollwert und Ausreißer ist Freiburg mit 17 Minuten.
Das Gutachten dient auch als Grundlage für die zum 1.1.2020 anstehende europaweite Ausschreibung von einem Teil des Rettungsdienstes im Landkreis Stade. Derzeit sind 85 Prozent "Altverträge", die mit dem DRK und den Johannitern abgeschlossen worden sind. Weitere zwölf Prozent basieren auf der Ausschreibung von 2014 und werden wiederum vom DRK in Stade sowie von GARD (Gemeinnützige Ambulanz und Rettungsdienst GmbH) in Buxtehude abgedeckt. Die restlichen zwei Prozent des Auftragsvolumens umfasst die nächtliche Bereitschaft des DRK für den zweiten Stader Rettungswagen.
Eines macht Streitz noch einmal deutlich: Alle Berechnungen, wann und wo welche Rettungswagen bereitstehen müssen, basieren auf Wahrscheinlichkeiten. Zugrunde gelegt wird das mögliche gleichzeitige Auftreten von Notfällen im Bereich einer Rettungswache. Ein komplexes Rechenverfahren, das sich - wie der geringe Anpassungsbedarf zeigt - als durchaus praxistauglich erwiesen hat.
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