Krank - und ohne Besuch
Für Patienten keine leichte Situation: Besuchsverbot in den Elbe Kliniken
jd. Stade. Jeder muss derzeit so gut wie möglich mit den Corona-Beschränkungen zurechtkommen. Bei dem einen klappt das besser, bei dem anderen weniger gut. Viele haben sich mit ihrem Alltag unter Corona-Vorzeichen arrangiert. Es gibt aber auch Personengruppen, bei denen die Pandemie-Folgen tief in den persönlichen Lebensbereich eingreifen. Dazu zählen die Krankenhauspatienten. In den Elbe Kliniken gilt seit genau einem Monat ein striktes Besuchsverbot. Krank und dann noch ohne direkten Kontakt zu Freunden und Familie: Wie funktioniert das? Das WOCHENBLATT hat nachgefragt.
Das Betretungsverbot für Besucher sei erforderlich, um die Verbreitung des Virus zu verhindern und Patienten wie Mitarbeiter bestmöglich vor einer Ansteckung zu schützen, so die Hygiene-Fachärztin Claudia Rösing. Es sei schlichtweg keine andere Lösung möglich, da bei Besuchsverkehr weder auf den Fluren und in den Aufzügen noch in den Patientenzimmern die erforderlichen Abstände eingehalten werden können, erläutert die Leiterin der Krankenhaushygiene an den Elbe Kliniken.
"Für Patienten, Angehörige und Freunde ist dieses Besuchsverbot äußerst schmerzlich", sagt Dr. Sebastian Philipp, Ärztlicher Direktor am Elbe Klinikum Stade. Dennoch sei die Akzeptanz groß, abgesehen von wenigen Ausnahmen. Viele Patienten seien ja noch in der Lage, via Telefon, Smartphone oder Videochat mit ihren Liebsten Kontakt zu halten. Philipp räumt aber ein: "Schwierig ist es vor allem bei dementen Personen und Intensivpatienten."
Gerade auf der Intensivstation müssen Hygieneregeln besonders streng gehandhabt werden. Deswegen sind dort auch keine Handys erlaubt, auch wenn ein dort liegender Patient in der Lage sein sollte, selbstständig zu telefonieren. Neben diesen "infektiologischen" Gründen ist es auch aufgrund des Datenschutzes nicht zulässig, Mobiltelefone auf der Intensivstation zu nutzen.
Wenn keine Möglichkeit bestehe, Kontakt nach außen aufzunehmen, komme den Pflegerinnen und Pflegern auf der Intensivstation eine sehr wichtige Rolle zu, so Philipp. "Den direkten Kontakt mit einer engen Bezugsperson können wir natürlich nicht ersetzen", sagt Krankenschwester Claudia Scholtissek. Dennoch würden sie und ihre Kollegen sich in jeder freien Minute um die Patienten kümmern und - so oft es geht - mit ihnen Gespräche führen.
Es gibt an den Elbe Kliniken allerdings auch einige wenige Ausnahmen vom Besuchsverbot. Hier die Regelungen auf den jeweiligen Stationen:
Kinderklinik: Die Mitaufnahme eines Elternteils ist nach wie vor möglich. Eltern haben jederzeit die Möglichkeit, ihr Kind zu besuchen. Die Klinikclowns führen ihre "Visiten" mindestens einmal wöchentlich auf den Balkonen der Kinderklinik durch.
Kreißsaal/Geburten: Werdende Väter dürfen unter strengen Hygieneauflagen während einer Geburt dabei sein. Das gilt nicht bei einem Kaiserschnitt. Danach wird den Vätern pro Tag eine Stunde Besuchszeit eingeräumt. Geschwisterkinder dürfen aber nicht zu Besuch kommen. Mit einigen Eltern gab es deswegen Diskussionen.
Palliativpatienten: Engste Angehörige haben die Möglichkeit, sich im Krankenhaus von der sterbenden Person zu verabschieden.
Intensivstation: Besuche auf der Intensivstation sind aufgrund der aktuellen Corona-Situation nicht gestattet.
COVID-19-Isolierstation: Besuche sind nicht erlaubt.
"Normalstationen" und Psychiatrie: Besuche sind derzeit nicht möglich. Einzelne Ausnahmen in besonderen Situationen erteilen die behandelnden Teams.
Notaufnahme/Ambulanzen: Begleitpersonen sind nur dann gestattet, sofern es sich beim Patienten um ein Kind handelt oder ein erwachsener Patient zwingend auf Hilfe angewiesen ist.
Damit das Coronavirus nicht von außen eingeschleppt wird, testen die Elbe Kliniken alle stationär aufgenommenen Patienten. Bei den Mitarbeitern erfolgt regelmäßig ein Schnelltest. Diese Schnelltests stehen den Elbe Kliniken seit der vergangenen Woche in ausreichender Anzahl zur Verfügung.
Den Arztbesuch nicht meiden
Wer krank ist, sollte auf jeden Fall einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen, so der Appell des ärztlichen Direktors des Elbe Klinikums Stade, Dr. Sebastian Philipp: "Die Hygienestandards in den Kliniken und Praxen sind extrem hoch. Deshalb sollte man trotz aller Vorsicht bei ernstzunehmenden Beschwerden wie zum Beispiel dem Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall unbedingt einen Arzt oder eine Klinik aufsuchen oder den Rettungsdienst rufen."
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