Historische Selfies im Hafenschlick
Pilgerplaketten aus dem Stader Hafenbecken sollten Reiseroute belegen
sb. Stade. Im Mittelalter bezeugten Pilgerer ihre Reiseroute mit kleinen Plaketten, die sie als Erkennungszeichen an ihren Mantel nähten. Die Bildchen aus einer Blei-Zinn-Legierung wurden in großer Menge im Schlick des historischen Stader Hafenbeckens gefunden. "Heute würde man als Reisebeleg von sich am Zielort ein Selfie machen", sagt Stades Stadtarchäologe Dr. Andreas Schäfer. "Den Pilgern im Mittelalter stand dieses vergängliche Mittel glücklicherweise noch nicht zur Verfügung."
Münzen, Löffel, Scherben, Flaschen - im Schlick des Stader Hafens, der seit 1300 weder in seiner Lage verändert noch ausgebaggert wurde, häufen sich historische Funde. Warum dort auch so viele Pilgerplaketten gefunden wurden, darüber kann Dr. Andreas Schäfer nur spekulieren. "Vielleicht haben die Reisenden am Ziel ihrer großen Fahrt die Plaketten von ihrer Kleidung gerissen und als Zeichen ihrer glücklichen Rückkehr ins Wasser geworfen", mutmaßt er.
Die Metallbildchen wurden den Pilgerern im Mittelalter an fast allen Wallfahrtsorten verkauft. Jeder Ort verzierte seine Plakette mit einem bestimmten Motiv. Bekanntestes Symbol ist die Jakobsmuschel von Santiago de Compostela. Die Plakette aus Rom zeigte die Apostelfürsten Petrus und Paulus, in Köln gab es ein Bild der heiligen drei Könige.
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