Nach Ostern impft auch der Hausarzt
Knapper Impfstoff: Ärzte müssen sich an Impfreihenfolge halten

Impfung in einer Hausarztpraxis: Diese Möglichkeit soll ab der kommenden Woche schrittweise ausgebaut werden  | Foto: Adobe Stock/Studio Romantic
  • Impfung in einer Hausarztpraxis: Diese Möglichkeit soll ab der kommenden Woche schrittweise ausgebaut werden
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(jd/jab). Nach Ostern soll es losgehen: Dann werden in Niedersachsen auch die niedergelassenen Ärzte in den Corona-Impfbetrieb einsteigen. Zunächst sollen nur die Hausärzte impfen, da der Impfstoff nach wie vor knapp ist. Sobald größere Mengen lieferbar sind, werden auch alle anderen Vertragsärzte Impfungen vornehmen können. Nach Auskunft von Dr. Stephan Brune, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung im Bezirk Stade, erfolgen die Lieferungen über den Apotheken-Großhandel und damit unabhängig von der Versorgung der Impfzentren. Es gibt aber auch Kritik an dem Verfahren: So werden u.a. aus den Reihen der Patientenschützer Befürchtungen geäußert, dass nicht in allen Arztpraxen die Impfreihenfolge eingehalten wird und womöglich Privatpatienten vorgezogen werden.

Verimpft wird vorerst nur das Vakzin von BionTech/Pfizer. Das Präparat lässt sich nach Beendigung der Tiefkühlung bei normalen Kühlschranktemperaturen bis zu fünf Tage in den Praxen lagern. Das niedersächsische Sozialministerium teilte auf WOCHENBLATT-Anfrage mit, dass die Ärzte zunächst nur bettlägerige Patienten per Hausbesuch sowie Patienten mit schweren Erkrankungen impfen dürften, solange die Impfstofflieferungen begrenzt sind. Hierbei müsse wie in den Impfzentren die Priorisierung gemäß der Impfverordnung eingehalten werden.

Innerhalb der Priorisierungsgruppe entscheide aber jeder Arzt selbst, welcher Patient an der Reihe ist, erklärt Brune. Kriterium sei dabei die jeweilige Schwere der Erkrankung. "Schließlich kennen die Ärzte ihre Patienten am besten", so Brune. Er geht nicht davon aus, dass am Ende der Woche Impfdosen übrig bleiben. Schließlich solle jede Praxis nur so viel bestellen, wie auch tatsächlich in einer Woche verimpft werden könne.

Impfzentren weiterhin arbeiten lassen!

Patientenschützer sehen das kritischer. Sie monieren, dass die vom Ethikrat aufgestellte Impfreihenfolge schon jetzt durch das Vorziehen einzelner Berufs- und Lobbygruppen aufgeweicht worden ist - zu einem Zeitpunkt, an dem längst noch nicht alle über 80-Jährigen eine Erstimpfung erhalten haben. Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, spricht in diesem Zusammenhang von einem "ethischen Versagen".

Befürchtungen, dass einige Ärzte womöglich die Impfreihenfolge außer Acht lassen, tritt die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) entgegen. "Die Praxen halten sich an die Priorisierungsvorgaben", betont KVN-Pressesprecher Detlef Haffke gegenüber dem WOCHENBLATT. "Ärzte haben jedoch die Flexibilität, auf Basis der Impfverordnung nach ärztlicher Einschätzung vor Ort selbst zu entscheiden, wer wann geimpft wird, wenn dies für eine effiziente Organisation der Schutzimpfungen oder eine zeitnahe Verwendung vorhandener Impfstoffe notwendig ist." In diesem Zusammenhang gebe es aber die Forderung der niedergelassenen Ärzte, möglichst schnell mit so viel Impfstoff beliefert zu werden, dass Priorisierungsfragen erst gar nicht in der Praxis aufkommen.

Kontrollen, ob sich alle Ärzte an die Impfvorgaben halten, werde die KVN nicht vornehmen, so Haffke. "Missbrauch ist in allen gesellschaftlichen Schichten möglich." Die Alternative sei, dass die niedergelassenen Ärzte außen vor gelassen werden und die Impfzentren zu 100 Prozent die Impfungen vornehmen. Das dürfte niemand ernsthaft wollen.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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