Gute Nachricht zum Tag des Ehrenamtes
Landkreis Stade richtet Servicestelle für Ehrenamtliche ein
Das Ehrenamt ist der Kitt unserer Gesellschaft. Dieser Spruch fällt wohl bei fast jeder Feierstunde, wenn Menschen für ihren freiwilligen Einsatz geehrt werden. Doch denjenigen, die sich tagtäglich vor Ort in Initiativen oder Hilfsorganisationen engagieren, helfen schöne Worte herzlich wenig. Was sie oftmals brauchen, ist Unterstützung durch die Behörden - etwa bei der Erledigung von Formalitäten, damit sie ihre Zeit ganz ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit widmen können. Der Landkreis Stade will hier künftig Hilfe anbieten: Im kommenden Jahr soll die Stelle eines Ehrenamtskoordinators eingerichtet werden. Das kündigte Landrat Kai Seefried (CDU) auf der "Zukunftswerkstatt" zum Thema Ehrenamt an, die kürzlich im Kreishaus stattfand.
Servicestelle für das Ehrenamt
Die Unterstützung des Ehrenamtes auf Kreisebene habe er bisher als große Baustelle gesehen, so Seefried. "Das lief nicht auf dem Niveau, wie ich es mir gewünscht hätte." Messlatte ist dabei für ihn der Nachbarkreis Rotenburg. Dort ist bereits seit 15 Jahren die Ehrenamtskoordinatorin Sandra Pragmann zentrale Anlaufstelle für alle Ehrenamtliche und solche, die es werden wollen. Mittlerweile ist sogar noch eine Kollegin hinzugekommen.
Auf der Veranstaltung im Stader Kreishaus berichtete Pragmann von ihren Erfahrungen. Ihre "Servicestelle Ehrenamt" biete u.a. Fortbildungen an - etwa zur Vorstandsarbeit im Verein oder zum Zeitmanagement. Oftmals gehe es auch um ganz praktische Fragen: Wie muss man versichert sein? Wo gibt es Fördermittel? Wie sieht es haftungsrechtlich aus? Pragmann hatte auch einen Vorschlag im Gepäck: "Wie wäre es mit einer Art Bürogemeinschaft des Ehrenamtes?" Die Idee dahinter: Ehrenamtlichen wird lästige Verwaltungsarbeit abgenommen, sodass diese sich auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren können.
Ehrenamtliche berichten von ihrer Tätigkeit
Die rund 80 anwesenden Ehrenamtler dürften Pragmanns Ausführungen mit Interesse verfolgt haben. Vier von ihnen berichteten in einer Talkrunde mit dem Landrat über ihre persönlichen Erfahrungen mit ehrenamtlichem Engagement. So musste die Vorsitzende der Kreislandfrauen, Adelheid Balthasar, erst einmal lernen, mit der Terminflut umzugehen. Außerdem äußerte sie den Wunsch nach festen Räumlichkeiten für Vereine und klagte bürokratische Hürden. Der Vorsitzende des Heimat- und Kulturkreises Kutenholz und langjährige Kommunalpolitiker Gerhard Seba ist seit fast 50 Jahren ehrenamtlich tätig: "Ich habe immer Freude daran gehabt, etwas für das Dorf zu tun." Sich ehrenamtlich zu engagieren, "tut einfach gut". Allerdings vermisse er Fortbildungsangebote für Ehrenamtler.
Die Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Drochtersen und stellvertretende Präsidentin des DRK-Kreisverbandes, Annegret Bösch ist der festen Überzeugung: „Ein Ehrenamt kann man nur ausüben, wenn es Spaß macht – und wenn das Wir-Gefühl da ist.“ Ehrenamt sei Teamarbeit. Der Kreisverband mit seinen hauptamtlichen Kräften sei ihr eine wichtige Stütze. „Es ist ein super Gefühl, anderen Menschen helfen zu können“, sagte der Sprecher der Freiwilligen Feuerwehren in der Samtgemeinde Fredenbeck, Lukas Klempahn. Er betonte die Bedeutung der Feuerwehren für die Dorfgemeinschaften.
Persönliche Höhen und TiefenZuvor hatte der Vorsitzende des Vereins Historischer Kornspeicher Freiburg, Jörg Petersen, in einem Impulsvortrag Einblicke in seine persönlichen Höhen und Tiefen in Sachen Ehrenamt gegeben. Der pensionierte Lehrer engagiert sich seit seiner Jugend ehrenamtlich - angefangen bei den Pfadfindern, die in der Nachkriegszeit mittellosen und alleinstehenden Menschen halfen und wo er eine große Dankbarkeit spürte, bis hin zu seinem Einsatz für den Erhalt des Freiburger Kornspeichers und dessen Umgestaltung zu einer Kulturstätte, mit all den dazugehörigen Erfolgserlebnissen, Anfeindungen und Rückschlägen. Petersens Fazit: "Wer ein Ehrenamt ausübt, muss zu 100 Prozent von der Sinnhaftigkeit seines Tuns überzeugt sein."
Ehrenamt aus Sicht der Politik
Ehrenamt schaffe Identifikation – gerade in den Dörfern, so der Bürgermeister der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten, Holger Falcke. Ein gelungenes Beispiel von Kooperationen über Vereins- und Gemeindegrenzen hinweg sei ein großes Bürgerfest mit 50 Organisationen rund ums Himmelpfortener Rathaus gewesen. Der Jorker Bürgermeister Matthias Riel lobte die große Vielfalt an ehrenamtlichen Initiativen in seiner Gemeinde – gab aber gleichsam zu bedenken, dass bisweilen Nachfolger fehlen würden und Projekte dann eingestellt werden müssten. „Viele Ehrenamtliche sind in gleich mehreren Positionen bei verschiedenen Organisationen tätig“, bestätigte auch der Buxtehuder Sozialdezernent Dr. Dirk Mellies. Die Zahl der verfügbaren Personen sei also begrenzt, der Einzelne dürfe nicht überfordert werden.
Wie wertvoll Netzwerkarbeit ist, unterstrichen die Projektkoordinatorin des „Mach-mit-Zentrums“ des Diakonieverbandes, Karin Lange, und der Geschäftsführer des Kreissportbundes, Philipp Tramm. Beide Organisationen werden vom Landkreis finanziell gefördert – unter anderem für die Schulung von Ehrenamtlichen. Mit ihrem gemeinsamen Projekt „Löppt“ zeigen sie Schülern auf, wie wichtig ehrenamtliches Engagement ist und wo die jungen Menschen sich einbringen können.
"Die Vielfalt des ehrenamtlichen Engagements in unserem Landkreis ist wirklich beeindruckend", so das Fazit des Landrates.
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