Seniorenrat in Stade: "Wir wollen nicht immer nur meckern"
Barriere-Freiheit im Realtest / Fischmarkt und Spiegelberg wirklich "erledigt"?
bc. Stade. Auf Grundlage ihres jährlich fortgeschriebenen Arbeitsprogrammes verfolgt die Stadtverwaltung nach eigenen Angaben "die Sicherung und den Ausbau der Lebensqualität" ihrer Bürger. In verschiedenen Handlungsfeldern werden diverse Maßnahmen betrachtet. Beim Abbau von Barrieren stuft die Verwaltung in ihrem aktuellen Arbeitsprogramm den Fischmarkt und den Spiegelberg als "erledigt" ein. Das WOCHENBLATT machte mit Wilfried Vagts, Vorsitzender des Seniorenrates und der AG Barrierefreies Stade, den Realtest.
Vagts besteht auf die Feststellung, dass er nicht immer nur meckern wolle: "Wir sind nicht päpstlicher als der Papst. Die Arbeitsgemeinschaft Barrierefreies Stade kann auch loben, wenn es etwas zu loben gibt." Den Anfang macht Vagts beim Ausbau des Spiegelbergs. Der sei sehr gut gelungen. Die geklinkerten, barrierefreien Seitenstreifen seien breit genug für Rollator- und Rollstuhl-Fahrer. Nichts stünde hier im Weg, so Vagts: "Am Spiegelberg ist der Kompromiss zwischen dem Erhalt des Charakters einer historischen Altstadt und einem modernen barrierefreien Konzept gelungen."
Ein wenig anders sieht das laut Vagts in Teilen auf dem Fischmarkt aus. Zwar gebe es auch hier gute Ansätze mit sogenannten "Klinkerbrücken", bei denen Rolli-Fahrer das unebene Kopfsteinpflaster queren können. Trotzdem seien auch nach dem Umbau des Fischmarktes barrierefreie Flächen abschnittsweise von Restaurant-Tischen und Stühlen belegt.
Beispiel Hudebrücke: Vagts' Kompromiss-Vorschläge, die Außengastronomie von der Brücke vor ein benachbartes Frisör-Geschäft zu verlegen, fanden nach seinen Angaben bisher im Rathaus kaum Gehör. "Selbst dann hätten die Gäste noch einen tollen Blick auf das Hafenbecken", so Vagts.
Weiterer Kritikpunkt: Der öffentliche Toiletten-Container bei den Stadtwerken sei für Menschen in Rollstühlen nicht zu gebrauchen. Die Klo-Kabine sei viel zu eng.
Wilfried Vagts würde sich wünschen, dass die Stadt das Konzept Barrierefreiheit überall in der Altstadt so konsequent umsetzt wie am Spiegelberg - auch am Hagedorn, in der Bungenstraße und in der Salzstraße, der viel frequentierten Zuwegung vom Bus-Parkplatz am Hafen zum beliebten Fischmarkt. Vagts: "Die Stadt würde doch davon profitieren, wenn sie in Prospekten offensiv mit einer barrierefreien Altstadt werben könnte." So machen es schließlich auch andere Städte mit historischem Zentrum, wie Goslar, Lüneburg oder Ratzeburg, so Vagts.
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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