"Soziale Integrationshilfen nutzen"
Raus aus der Sackgasse: Ärztin will Hartz-IV-Empfänger aus dem Altländer Viertel helfen
tp. Stade. In einer "schlechten Gegend" zu wohnen, kann zur Geißel werden: Als abgestempelt und in einer sozialen Sackgasse fühlt sich Pascal Wedel (25) aus dem Multi-Kulti-Quartier Altländer Viertel in Stade. Nachdem das WOCHENBLATT über die Probleme des jungen Hartz-IV-Empfängers berichtete, meldet sich Dr. Gabriele Brockhausen zu Wort. Sie bestätigt Wedels Schilderungen aus ihrem täglichen beruflichen Umgang mit sozial Schwachen. Und sie zeigt Perspektiven auf.
Pascal Wedel lebte bereits als Kind von Transferleistungen. Der Arbeitslose, der nach eigenen Angaben unter Antriebsarmut und Depressionen leidet, klagt: "Aus dem Altländer Viertel kommt man schlecht wieder raus." Potenzielle Vermieter aus anderen Stadtteilen würden Viertelbewohner meiden.
Gabriele Brockhausen, die in Stade 20 Jahre als Lungenärztin arbeitete und jetzt in der Sozial- und Suchtmedizin tätig ist, sagt, eine Adresse im Altländer Viertel wirke tatsächlich stigmatisierend. Hinzu kommen in dem Sanierungsgebiet nach ihren Angaben mangelhafte Wohnbedingungen wie Schimmelbildung. Trotz etlicher Bemühungen habe sich die Situation in einigen Gebäuden nur wenig verbessert.
Brockhausen: "Für Menschen, die Arbeitslosengeld oder Grundsicherung beziehen, wird es zunehmend schwieriger, passende Wohnungen zu finden." Es gebe zu wenig Wohnraum und die Bereitschaft, an die Klientel zu vermieten sei gering. Über neue Wohnviertel in Stade werde viel berichtet, Menschen mit kleinem Geldbeutel gingen dabei leer aus.
"Mir begegnen täglich Menschen, die durch Krankheit, Scheidung, Arbeitsplatzverlust, Insolvenz oder andere Schicksalsschläge abgerutscht sind", so Brockhausen. Dennoch: Für Pascal Wedel, der einen Hauptschulabschluss hat, gebe es zahlreiche niedrigschwellige Angebote und soziale Integrationshilfen, um im Leben und im Beruf wieder Fuß zu fassen. Die Fallmanager im Jobcenter seien für besonders schwierige Problemlagen Ansprechpartner.
Und: "Depressionen sind behandelbar, Antriebslosigkeit kann überwunden werden. Herr Wedel hat die Chancen auf ein besseres Leben", sagt Dr. Brockhausen. Sie will Pascal Wedel persönlich kennenlernen.
"Ich freue mich auf das Hilfsangebot und werde es annehmen", sagt Pascal Wedel. Zwischenzeitlich hat er erste Schritte unternommen und sich in einer psychosomatischen Klinik zu einer Therapie angemeldet. Nach der Behandlung strebt er eine Ausbildung in der Altenpflege an. Pascal Wedel: "Mit einem Beruf und einem Arbeitsplatz fällt mir bestimmt auch die Wohnungssuche leichter."
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.