Täglich leben mit dem Tod
Sterbeamme Britta Schröder-Buttkewitz (49) aus Kehdingen: "Verdrängte Trauer macht krank"
tp. Drochtersen. Jetzt kommen die Stillen Tage, und viele von uns besuchen am Volkstrauertag und Totensonntag, 18. und 25. November, die Gräber ihrer geliebten Verstorbenen. Das Gedenken - zwischen Halloween und Advent - ist häufig nur flüchtig. Eine, für die die Vergänglichkeit das ganze Jahr über gegenwärtig ist, ist die Sterbeamme und Heilpraktikerin Britta Schröder-Buttkewitz (49) aus Drochtersen. In ihrer Naturheilpraxis, bei Klinik-, Pflegeheim- und Hausbesuchen unterstützt sie Todkranke und deren Angehörige in der letzten Lebensphase und darüber hinaus. Sie empfiehlt jedem Menschen, sich schon in guten Tagen intensiv mit dem Thema Tod, das im Leben häufig zu kurz komme, zu beschäftigen.
"Denn viele Leiden haben mit der Angst vor dem Sterben oder mit verdrängter Trauer zu tun", sagt Britta Schröder-Buttkewitz. Die verheiratete Mutter von drei erwachsenen Kindern und dreifache Großmutter spricht aus langjähriger Hautnah-Erfahrung mit dem Tod: Schon als Kind ging sie ihrer Mutter, die im Land Kehdingen ein Blumengeschäft betrieb, beim Schmücken des Sarges und der Friedhofskapelle für Trauerfeiern zur Hand: "So verlor ich früh die Berührungsängste vor dem Tod", sagt die gelernte Floristin.
Seit 2007 ist Britta Schröder-Buttkewitz Heilpraktikerin, seit 2009 Sterbeamme. Die Qualifikation erlangte sie über zwei Jahre an der in Hamburg ansässigen Sterbeammen-Akademie von Claudia Cardinal, die auch bekannte Buchautorin ist. In der Ausbildung, die sie gemeinsam mit Pflegern und Bestattern absolvierte, erlangte sie wichtige Kenntnisse über die wichtigen Sterbephasen: Leugnen, Zorn, Verhandeln, Depressionen und schließlich Zustimmung. Auch Religion, Ethik und Philosophie standen auf dem Lehrplan der angehenden Sterbeammen und Sterbegefährten.
Wichtige Voraussetzungen für den Beruf seien Empathie und eine starke Psyche, sagt Britta Schröder-Buttkewitz. Ihr Motto für die Arbeit mit Schwerkranken und Trauernden: "Ängste lösen und Hoffnungslosigkeit in Freude verwandeln."
Doch bevor ein Sterbender über sein Leben sagen könne, "dieses Fest war total schön", müsse er sich rechtzeitig von seelischem Ballast befreien. "Denn alles Verdrängte bekommen wir auf dem Totenbett präsentiert", sagt Britta Schröder-Buttkewitz und nennt als Beispiele Reue über begangene Sünden oder Familienstreitigkeiten.
Zur Entlastung der Patienten und Klienten tragen Mutmacher-Geschichten zum Loslassen bei: Die Sterbeamme beschreibt ihnen gerne die Szene eines Reisenden, der an einer Klippe steht und nur noch einen inneren Ruck braucht, um endlich zu fliegen.
In der Praxis kommt häufig ein Stein zum Einsatz, der als Symbol psychischer Last abgelegt wird: "Das hat sie vielfach bewährt."
Die Stein-Methode kann auch Menschen helfen, die mitten im Leben stehen. Denn Krankheiten wie Herzrhythmusstörung, Rückenschmerzen, Magenentzündung oder Panikattacken hätte ihren Ursprung häufig in nicht bewältigter Trauer oder Angst vor der eigenen Vergänglichkeit, die jetzt am Volkstrauertag und Totensonntag, 18. und 25. November, in den Fokus rückt.
Britta Schröder-Buttkewitz' Rat für die Stillen Tage: "Seid mutig und bezieht eure Toten in den Alltag mit ein - und steht am Ewigkeitssonntag duftender Butterkuchen auf dem Tisch, sagt ihnen einfach: 'Ich hoffe, du bekommst eine Nase voll ab'."
Britta Schröder-Buttkewitz ist Mitglied im bundesweiten Sterbekundigen-Verein, im Sterbeammen-Netz Kehdingen sowie Dozentin an der Sterbeammen-Akademie. Im Rahmen des neuen Angebotes "Lebensnah - Neue Wege beschreiten" berät sie Firmen, deren Mitarbeiter um einen verstorbenen Arbeitskollegen trauern.
Tel. 04143 - 999974, http://www.heilpraxis-buttkewitz.de
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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