Auch im Landkreis Stade: Zeitweise langes Anstehen für die Masken
Ungeheuerlich: Apotheken müssen Geld für FFP2-Masken vorschießen
(jd/jab). Seit Dienstag geben die Apotheken jeweils drei FFP2-Masken an Menschen über 60 und an Risikopatienten ab. An den beiden ersten Tagen bildeten sich vor zahlreichen Apotheken in der Region lange Schlangen. Der Ansturm auf die Masken hat sich jetzt gelegt: Die Gratis-Masken werden zwar weiter verlangt, aber die Nachfrage ist deutlich zurückgegangen.
"Die Leute verhielten sich so, als wenn es morgen keine einzige Maske mehr gibt": So schildert ein Apotheker aus dem Raum Stade seine Erfahrung mit dem ersten Abgabetag. Tatsächlich waren bei manchen Apotheken die Vorräte in kürzester Zeit erschöpft. Andere Apotheken wiederum waren viel zu spät beliefert worden und hatten am Dienstagmorgen gar nicht genug Masken vorrätig. Entsprechend groß war der Ärger bei manchen Anspruchsberechtigten.
"Die Ankündigung der Bundesregierung, dass bereits vor Weihnachten drei Gratis-Masken für rund 27 Millionen Bundesbürger ausgegeben werden sollen, hat uns Apotheker kalt erwischt", sagt Dr. Matthias Grau, Inhaber der Horneburger Ratsapotheke. Das sei eine Herkulesaufgabe gewesen, so Grau, der stellvertretender Vorsitzender des Landesapothekerverbandes ist und dem daher die zahlreichen Probleme rund um die Maskenbeschaffung bekannt sind.
Apotheker mussten Masken selbst bestellen
Grau weist darauf hin, dass die Masken keineswegs vom Bund geliefert, sondern von den Apothekern in Eigeninitiative bestellt werden mussten. Auch bei der Bezahlung sind sie in Vorleistung getreten. "Das Geld erhalten wir erst Ende Januar", sagt Grau. Die Abrechnung erfolge aber nicht anhand der abgegebenen Masken, sondern auf Basis des Umsatzes an Medikamenten im vierten Quartal 2020. Ob diese Pauschale dann tatsächlich die Kosten der Apotheken decken werde, sei völlig unklar.
Grau zeigt sich aber zufrieden, dass trotz dieser Ungewissheit bei der Finanzierung die meisten Kollegen auch in der Region mitgezogen hätten. Er stellt aber klar: "Es gibt für die Apotheken keine gesetzliche Pflicht, sich an dieser Aktion zu beteiligen." Für ihn stand jedoch gleich fest, dass er mitmachen wird - im Sinne des Gemeinwohls.
Auch für Jürgen und Anke Fischer, Inhaber der Einhorn-Apotheke in Stade-Riensförde, stand außer Frage, sich zu beteiligen. "Ich hatte zunächst 3.000 Masken bestellt und vergangene Woche noch einmal die gleiche Menge nachgeordert, weil sich aufgrund zahlreicher Anrufe von Kunden eine hohe Nachfrage abzeichnete."
Bei der Abgabe der Masken geht Jürgen Fischer wie die meisten seiner Kollegen vor: Bei Personen, die 60 Jahre oder älter sind, reicht die Vorlage des Personalausweises. Wer jünger ist, sollte ein Attest des Arztes über seine Erkrankung vorlegen. Wer diese nicht dabeihat, muss eine Eigenerklärung ausfüllen, in der er versichert, zur Risikogruppe zu gehören.
Jürgen Fischer gibt die Masken nur an Personen aus, die in Stade wohnen. "Sonst wäre mein Vorrat zu schnell aufgebraucht", begründet er diese Maßnahme. Andere Apotheker handhaben es noch strenger und versorgen nur die Stammkunden mit Masken - was zulässig ist.
"Zu uns kommen auch Menschen, die keine Stammkunden sind, wenn in ihrer Apotheke keine Masken mehr zu bekommen sind", sagt Lühr Weber. Er leitet Apotheken in Harburg und Stade. Die Kunden seien unwahrscheinlich dankbar, dass sie bei ihnen dann die Masken erhalten. Seit Dienstag haben seine Mitarbeiter mehr als 20.000 Masken ausgegeben. Drei Mitarbeiter seien nur damit beschäftigt, die FFP2-Masken auszugeben. Die Schlange vor den Geschäften sei mitunter 100 Meter lang gewesen, sagt Weber. "Aber das große Chaos haben wir hinter uns."
Das "große Chaos" gab es bei Anke Friesen-Schulz, die u.a. eine Apotheke in Drochtersen besitzt, zwar nicht. Aber: "Wir hatten nur drei Tage Zeit, das Angebot umzusetzen, da kamen die Lieferanten nicht hinterher." So hatte sie am Dienstag nur ihren normalen Vorrat an FFP2-Masken. Ab Mittag war auch dieser aufgebraucht. Der Großteil der Kunden sei aber sehr verständnisvoll gewesen.
Stammkunden erhielten ohne Weiteres die drei Masken. "Fremde" hingegen müssten ihren Personalausweis vorzeigen und den Erhalt per Unterschrift quittieren, erklärt Friesen-Schulz. Das solle den Missbrauch verhindern, dass später die Masken zu horrenden Preisen im Internet verkauft werden. Ansonsten besteht in allen Apotheken auch weiterhin die Möglichkeit, FFP2-Masken zu den üblichen Preisen (bis zu sechs Euro) zu erwerben.
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