Fachpersonal fehlt: Schwimmbad bleibt dicht
Fällt die Freibadsaison in Bützfleth ins Wasser?
Es ist Mitte Mai: Überall beginnt in diesen Tagen die Freibadsaison. Doch im Freibad in der Stader Ortschaft Bützfleth werden die Menschen vor verschlossenen Toren stehen. Dem Bad, das seit fast 20 Jahren mit viel ehrenamtlichem Engagement von einem Trägerverein betrieben wird, fehlt nach Angaben des Vereinsvorsitzenden Hannes Rolapp die zweite Fachkraft. Deshalb werde man in dieser Saison gar nicht erst aufmachen. Diese Entscheidung führte zu Irritationen bei Politik und Verwaltung. Denn der Trägerverein ist vertraglich verpflichtet, das Freibad zu öffnen.
In einer Mitteilung des Trägervereins ist von "nicht zu füllenden Personallücken" die Rede. Im Moment beschäftigt der Verein lediglich eine hauptamtliche Kraft. Das sei zu wenig für einen regulären Badebetrieb, so Rolapp. Der Verein verfügt zwar über rund 70 Freiwillige, die sich vom Dienst an der Kasse über das Rasenmähen bis zum Putzen der Sanitären so ziemlich um alles kümmern. Doch für die Aufsicht am Becken ist ausgebildetes Fachpersonal erforderlich.
Ganz oder gar nicht öffnen
Entweder es wird noch eine zweite Kraft gefunden und das Bad kann ganz normal öffnen - oder es bleibe ganz dicht, so Rolapp. Unregelmäßige Öffnungszeiten würden nur für Ärger sorgen. Doch jetzt hat die Ankündigung, das Freibad - nicht wie vorgesehen - an diesem Samstag zu öffnen, für jede Menge Frust im Ort gesorgt. In der vergangenen Saison gab es fast 21.000 Besucher.
"Diese Ankündigung kam aus heiterem Himmel", sagt Hilke Ehlers. Die FDP-Kreisvorsitzende lebt mit ihrer Familie in Bützfleth, sitzt dort im Ortsrat und hat sich mit ihrem Mann Wolfgang jahrelang im Trägerverein engagiert. Auch der Ortsrat sei nicht im Vorfeld informiert worden. Auf Ehlers' Initiative stand das Thema Freibad jetzt auf der Tagesordnung der Ortsratssitzung.
Dort informierte Stadtrat Carsten Brokelmann über die Zusammenhänge. Er stellte klar: Am Geld liegt es nicht. Es gebe massive Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden. So kam die Idee auf, dass die Stadtwerke-Tochter Stader Bädergesellschaft befristet Personal überlassen könnte, nachdem beschlossen worden war, das Hallenbad Solemio über die Sommersaison zu schließen. Doch die Bädergesellschaft hatte gerade wegen der beabsichtigen Solemio-Schließung auf Neueinstellungen als Kompensation für ausgeschiedene Mitarbeiter verzichtet.
Vertrag mit Trägerverein
Was die Sache noch komplizierter macht: Die Bädergesellschaft müsste rein rechtlich gesehen auf die Öffnung des Bützflether Freibades pochen. Denn sie ist Eigentümerin des Bades und hat den Betrieb nur an den Trägerverein übertragen - auf Basis eines Dienstleistungsvertrages. Damit sollte der Erhalt des Freibades sichergestellt werden. Ehrenamtliche kümmern sich um die Instandhaltung des Bades und die Bädergesellschaft trägt das Defizit und übernimmt u.a. die Lohnkosten für die hauptamtlichen Kräfte.
Offenbar scheint aber die Kommunikation zwischen Trägerverein und Bädergesellschaft nicht zu funktionieren. "Wir sind von der Entscheidung des Trägervereins, das Freibad in dieser Saison nicht zu öffnen, überrascht worden", erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Christoph Born auf WOCHENBLATT-Nachfrage. Zu Gesprächen sei man jederzeit bereit.
Im Stader Rathaus setzt man auf eine pragmatische Lösung: Man könne doch die Öffnungszeiten einschränken, solange keine zweite Kraft gefunden sei, meint Stadtrat Brokelmann. Sein Vorschlag: nachmittags zu den Stoßzeiten öffnen und zweimal in der Woche vormittags für den Schwimmunterricht der Schulklassen.
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