Politisch und privat auf dem Altenteil
Helmut Dammann-Tamke saß 19 Jahre im Landtag
Man kann fast von einem Dauer-Abo auf das Landtagsmandat sprechen: Viermal wurde Helmut Dammann-Tamke aus Ohrensen als CDU-Direktkandidat im Wahlkreis Buxtehude gewählt. Nach fast 20 Jahren als Abgeordneter in Hannover hatte der - neben Landrat Kai Seefried - wohl einflussreichste CDU-Politiker aus der Region dieses "Abo" nun aber "gekündigt". Dammann-Tamke trat bei den Landtagswahlen im Oktober nicht wieder an. Anfang November wurde er aus dem Landtag verabschiedet.
"Ich bin jetzt Altenteiler", sagt der 61-Jährige - und meint damit nicht nur das Ende seiner politischen Karriere in Hannover. Der studierte Agrar-Ingenieur hat seinen landwirtschaftlichen Betrieb im Sommer an den zweitältesten Sohn übergeben. Ob er jetzt mehr Zeit für die Familie und vor allem sein Enkelkind haben wird, steht auf einem anderen Blatt. Denn von der politischen Bühne ist er noch nicht gänzlich abgetreten. Im Kreistag, dem er seit 30 Jahren angehört, führt er weiter die CDU-Fraktion an.
Wird er Präsident des Deutschen Jagdverbandes?
Und dann ist da noch sein Hobby, wobei dieser Begriff gar nicht so recht passt. Es ist eher eine große Leidenschaft, die er mit seiner Frau Birgit teilt: die Jägerei. Seit 14 Jahren ist der passionierte Jäger Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen. Nun ist man mit der Bitte an ihn herangetreten, beim Deutschen Jagdverband (DJV) den Präsidenten-Posten zu übernehmen. Dammann-Tamke scheint nicht abgeneigt. Es sieht ganz danach aus, dass er bei den im Juni 2023 anstehenden DJV-Vorstandswahlen im Juni 2023 für das Spitzenamt kandidieren wird.
Für viele kam Dammann-Tamkes Rückzug aus der Landespolitik überraschend. Zunächst hatte er vor, noch eine Legislaturperiode dranzuhängen. Ein gesundheitlicher Warnschuss gab dann den Ausschlag, es doch sein zu lassen. Eine Überraschung war 2003 auch sein Einzug in das Landesparlament. "Das kam für mich völlig unerwartet." Damals galt der Wahlkreis Buxtehude als SPD-Hochburg. Dammann-Tamke sollte als Neuling gegen eine etablierte Genossin antreten, um einfach nur Wahlkampf-Luft zu schnuppern. Als er den Wahlkreis mit fast 25 Prozentpunkten Vorsprung auf die SPD-Kandidatin holte, war dies eine kleine Sensation.
"Die überraschende Wahl war für mich ein tiefer Einschnitt - sowohl in privater als auch in beruflicher Hinsicht", bekennt Dammann-Tamke im Rückblick. Für die Familie - die Kinder waren damals noch sehr klein - war weniger Zeit da und der Betrieb mit dem Schwerpunkt Jungsauenvermehrung und Hähnchenmast musste umorganisiert werden. Die damalige Jahresproduktion von 9.000 Schweinen und 140.000 Hähnchen wurde deutlich reduziert.
Auf die Bahn ist kein Verlass mehr
Eine Wohnung in Hannover, wie manch andere Abgeordnetenkollegen, hat sich Dammann-Tamke nie genommen. In den Sitzungswochen quartierte er sich im Hotel ein. Ansonsten hieß es: Frühmorgens aus dem Haus, spätabends wieder daheim. "In den ersten Jahren habe ich bei 90 Prozent meiner auswärtigen Termine den Zug genommen und habe nur für den Rest das Auto genutzt." Dieses Verhältnis sei zuletzt genau umgekehrt gewesen. "Ich war das Bahnfahren am Ende leid. Dauernd die erheblichen Zugverspätungen, verpasste Anschlusszüge oder komplette Ausfälle", so der Politiker.
Was sich im Laufe von zwei Jahrzehnten neben der zunehmend mangelnden Pünktlichkeit der Bahn zum Negativen gewandelt habe, sei die politische Diskussionskultur, so Dammann-Tamke. Meinungen würden nur noch in Kurzform und völlig oberflächlich über Twitter und Co. ausgetauscht. "Zu meiner Anfangszeit in Hannover wurden allenfalls SMS verschickt, wobei man bis zu viermal eine Taste drücken musste, um einen Buchstaben zu erzeugen." Heutzutage würden Nachrichten im Zehn-Sekunden-Takt hin und her geschickt. "Dass solche eine Kommunikation viel Substanz hat, bezweifle ich."
Keine Lust mehr auf Facebook-Beschimpfungen
Ohnehin sieht der bodenständige CDU-Mann den rasanten Aufstieg der digitalen Medien skeptisch und ruft zu einem disziplinierteren Umgang mit den Social-Media-Plattformen auf. Wenn dort immer wieder unbewiesene Behauptungen oder ungeprüfte Informationen verbreitet werden, sei das für den gesellschaftspolitischen Diskurs nicht förderlich - trotz aller Vorteile, die die moderne Technik mit sich bringe. "Aus Facebook bin ich bereits vor drei Jahren ausgestiegen", erklärt der Politiker. "Ich hatte keine Lust mehr, mich dort von wildfremden Leuten aufs Übelste beschimpfen zu lassen - vor allem, wenn es um das Thema Wolf ging."
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