Windräder im Rüstjer Forst?
Windkraft im Kreis Stade: Diese Flächen schlägt das Land vor
Wie geht es weiter mit der Windkraft im Landkreis Stade?
Wer darauf eine konkrete Antwort haben will, muss sich noch Monate, wenn nicht gar Jahre gedulden. Was die Ausweisung neuer Flächen für Windräder anbelangt, beginnen die Planungen wieder von vorn. Doch zunächst stiftet das Land Verwirrung: Das vom Grünen-Politiker Christian Meyer geführte Umweltministerium hat eine Karte mit möglichen Potenzialflächen für Windkraft veröffentlicht. Die Karte ist wegen ihrer schlechten Auflösung zwar ziemlich pixelig. Dennoch ist anhand der Kartierung beispielsweise zu erkennen, dass bisherige Tabuflächen wie der Rüstjer Forst künftig in die engere Wahl kommen könnten, was die Ausweisung neuer Windparks anbelangt. Die Karte basiert auf einer vom Land in Auftrag gegebenen Studie des Fraunhofer-Instituts.
Warum wird jetzt neu geplant? Erstens muss wegen aktualisierter Vorgaben des Landes ein neues Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) für den Landkreis Stade erstellt werden - mitsamt dem Teilbereich Windkraft - und zweitens kam aus Hannover Anfang Februar die Ansage, dass der Landkreis Stade in Umsetzung des Wind-an-Land-Gesetzes bis Ende 2026 mindestens 3,04 Prozent seiner Fläche für die Windkraft ausweist (das WOCHENBLATT berichtete). Als Berechnungsbasis dient dabei die Fraunhofer-Studie.
Zunächst hieß es, die Windkraftflächen im Landkreis Stade müssten fast verdoppelt werden. Dann rechneten die Planer im Kreishaus noch einmal nach - gemäß den Kriterien des Landes. Und siehe da: Jetzt stehen plötzlich auf 2,5 Prozent der Kreisfläche Windräder. Vor der Neuberechnung waren es nur 1,7 Prozent. Der Schritt zu den vom Land geforderten knapp über drei Prozent ist damit nicht mehr so groß.
Doch wo sollen die zusätzlichen Windräder stehen?
Wenn es nach den Windpark-Projektierern geht, die jetzt in den Gemeinden wieder die Klinken putzen, möglichst überall dort, wo sich auch nur ein halbwegs geeignetes Plätzchen findet. Doch regionale Raumordnung ist kein Wunschkonzert der Windkraft-Lobby. Daher wird sich der Landkreis im Zuge der Neuaufstellung des RROP gemeinsam mit den Kommunen genau anschauen, welche Flächen infrage kommen.
Ob es für eine sachliche Diskussion hilfreich ist, dass das Land eine Karte mit Windkraft-Potenzialflächen in dieser unfassbar schlechten Qualität zum Download zur Verfügung stellt, ist mehr als fraglich. Auf WOCHENBLATT-Nachfrage hieß es aus dem Umweltministerium, dass für eine hochauflösende Karte Extrakosten fällig gewesen wären. Das Geld habe man sparen wollen. Inzwischen stünden aber spezielle Dateien für sogenannte Karten-Layer zum Herunterladen bereit. Diese sind aber eher für die Fachleute in den Planungsämtern der Landkreise gedacht und nicht für die Information der breiten Öffentlichkeit.
Welchen Zweck haben diese speziellen Karten-Dateien?
Sie bilden letztlich die Ergebnisse der Fraunhofer-Studie in digitaler Kartenform ab und werden vom Umweltministerium daher als Ergebniskarten bezeichnet. Mit ihnen gehen die Ministerialbeamten in die Gespräche mit den Landkreisen, um die neuen Potenzialflächen für Windkraft festzulegen. Dabei sind die jetzt eingezeichneten Flächen nur als Vorschläge zu betrachten: "Die Planungsträger (sprich: die Landkreise) können von den Karten abweichen", teilt das Ministerium dem WOCHENBLATT mit.
Eines ist schon jetzt klar: Hier wird es noch einigen Gesprächsbedarf geben. Ein paar Beispiele: Laut der Studie konzentrieren sich die angeblich besten Windkraft-Potenzialflächen auf der Stader Geest. Besonders geeignet sind nach Ansicht der Experten u.a. der Bereich zwischen Kutenholz, Aspe, Wedel und Frankenmoor sowie ein breiter Halbkreis östlich von Apensen und Beckdorf. Und was sicher Zoff-Potenzial in sich birgt: Auf der Karte hellgrün markiert und damit ausgewiesen als zweithöchste von sechs Eignungs-Kategorien ist ein Großteil des Rüstjer Forstes.
Keine Windräder im Rüstjer Forst
Diese Eintragung veranlasste bereits Landrat Kai Seefried zu einem Statement: "Wir haben rund sieben Prozent Waldanteil im Landkreis Stade. Ich gehe davon aus, dass im Landkreis Stade das Schutzgut Wald auch künftig einen sehr hohen Wert haben wird und Waldflächen nicht im Fokus der Entwicklung von Windkraftflächen stehen."
Auch Birgit Butter, CDU-Landtagsabgeordnete für den Stader Südkreis, übt Kritik. Die Umsetzung der Energiewende werde allein auf den Schultern des ländlichen Raumes ausgetragen, so auch auf den Schultern des Landkreises Stade. "Die von rot-grün vorgegebenen Windflächenziele sind sehr herausfordernd, der Landkreis Stade wird diese aber meistern – und das auch ohne Eingriff in den Rüstjer Forst. Wir haben im Landkreis sehr wenig Wald", sagt Butter. Eine Öffnung von Waldgebieten für Windkraftprojekte komme für sie im waldarmen Landkreis Stade nicht in Frage. "Zur Erreichung der Energieziele hätte ich mir eine gerechtere Verteilung auf die Landkreise und zwar nach Energieleistung (Wind, Photovoltaik, aber auch Biogas) und nicht nach Fläche gewünscht."
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