Bagger "frisst" Stadtgeschichte
Abriss der Altstadthäuser an der Hökerstraße soll zum Weihnachtsmarkt-Start abgeschlossen sein
tp. Stade. Die beiden schönen, aber maroden Altstadthäuser an der Hökerstraße 38 und 40 in Stade sind Geschichte. Am Montagmorgen rückte ein Abbruchunternehmen mit einem schweren Bagger an, der sich mit einem Spezial-Schaufelwerkzeug durch die Häuserfront "fraß". Zahlreiche Schaulustige verfolgten in der Fußgängerzone das Spektakel, fotografierten und filmten mit ihren Handys das Verschwinden eines Stückes Stadtgeschichte.
Wie berichtet, will der Eigentümer der Immobilien, der Stader Unternehmer Ergün Yildiz, der mit einem Geschäftspartner rund 100 "Burger King"-Filialen betreibt, anstelle der leerstehenden Häuser aus dem 17. Jahrhundert zwischen dem "Merhaba"-Grill und "Intersport Rolff" einen zeitgemäßen Neubau mit Einzelhandelsgeschäften, Büros und Wohnungen errichten. Nach Angaben des Investors ist ein Erhalt der Häuser aus wirtschaftlichen Gründen unrentabel.
Wolfgang Drusell (69), Stader Ratsherr, Chef der Arbeitsgemeinschaft "Aktuelles Stade"und Inhaber des First-Reisebüros Hasta-Reisen gegenüber der Baustelle, sieht den Abriss mit einem lachenden und einen weinenden Auge: Einerseits sei er froh, dass Ergün Yildiz in neue innerstädtische Immobilen investiere. Anderseits dürfe in der Einkaufs- und Touristenstadt keine weitere Altstadt-Bausubstanz verschwinden.
Nachdem die Bauarbeiten an der Hudebrücke am angrenzenden Fischmarkt das Erlebnis Altstadtbummel trübten, hofft Wolfgang Drusell nun auf einen schnellen Fortschritt der Abbrucharbeiten. Spätestens zum Beginn des Stader Weihnachtsmarktes am Montag, 24. November, wenn auch die vom "Aktuellen Stade" geplante neue Winterbeleuchtung in Betrieb geht, soll der Rückbau abgeschlossen sein. Drusell ist zuversichtlich, dass dieses ihm von Ergün Yildiz zugesicherte Zeitlimit eingehalten wird. Schließlich sei der Advent für den lokalen Einzelhandel die umsatzstärkste Zeit des Jahres.
Die Bauarbeiten dauern voraussichtlich ein Jahr. Die von dem dem Stader Architekturbüro Buttge entworfenen Neubauten sollen sich trotz modern-schlichter Fassade und breiter Schaufensterfront gut in das traditionelle Bild der Hökerstraße einfügen und sich sich in Höhe und Breite an den Vorgänger-Gebäuden orientieren.
Für die rund 380 Quadratmeter große Ladenfläche im Erdgeschoss suche der Investor nach einem sogenannten "Ankermieter" mit hoher Anziehungskraft für Kunden, berichtet Wolfgang Drusell aus einem Gespräche mit Ergün Yildiz.
Ausgeschlossen sei lediglich Gastronomie, sagt Wolfgang Drusell, dem ein Privatunternehmer als Mieter ihm lieber sei als ein Filialist. Denn nach seinen Erfahrungen beteiligten sich Einzelhandelsketten weniger an Aktionen der Arbeitsgemeinschaft der Stader Kaufleute als die Betreiber inhabergeführter Geschäfte. Demnächst wolle auch Ergün Yildiz, der mit einem Büro in den Neubau an der Hökerstraße zieht, Mitglied des "Aktuellen Stade" werden.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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