Geplantes landseitiges LNG-Terminal an der Elbe
Entscheidung über Stader Milliarden-Projekt fällt demnächst
Mit dem fertiggestellten LNG-Anleger am Stader Seehafen steht jetzt wasserseitig die Infrastruktur für den Import verflüssigter Gase als Ersatz für russisches Erdgas bereit. Im Februar wird dort das Spezialschiff anlegen und als schwimmendes LNG-Terminal in Betrieb gehen. Der Anleger soll später für das landseitige Terminal zur Verfügung stehen, das neben dem Dow-Gelände entstehen soll und voraussichtlich ab 2027 das Schiff ablösen wird. Doch bisher ist die Sache nicht spruchreif: Die Projektgesellschaft Hanseatic Energy Hub GmbH (HEH) hat noch keine endgültige Entscheidung hinsichtlich des rund eine Milliarde Euro teuren Bauvorhabens getroffen. Diese wird aber in den kommenden Wochen erwartet. "Die finale Investitionsentscheidung fällt möglicherweise noch Ende dieses Jahres, spätestens aber Anfang des kommenden Jahres", sagt HEH-Geschäftsführer Johann Killinger. Es gehe nur noch um "Formalitäten".
Später soll auf Ammoniak umgestellt werden
Die Anlage ist Deutschlands erstes landbasiertes Terminal für verflüssigte Gase, das nach dem LNG-Beschleunigungsgesetz Ammoniak-ready genehmigt wurde. Damit ist sichergestellt, dass der Betrieb in Stade spätestens Ende 2043 von LNG auf Ammoniak als wasserstoffbasierten Energieträger umgestellt wird. Bis dahin läuft die Genehmigung für die Nutzung als LNG-Terminal. Da der Transport von reinem Wasserstoff technisch nur schwer zu handhaben ist, soll dieser in Form von Ammoniak importiert werden. In Stade wird dann durch ein chemisches Spezialverfahren, das "Cracking", das Ammoniak aufgespalten und daraus u.a. Wasserstoff gewonnen. Ammoniak ist ein Stoff, der in der chemischen Industrie häufig Verwendung findet. Die Speicherung und der Transport von Ammoniak erfolgen daher nach einem über Jahre erprobten und bewährten Verfahren.
Zeitpunkt der Umstellung steht noch nicht fest
Laut Killinger hält sich der Aufwand bei der späteren Umrüstung auf Ammoniak im Rahmen. Ventile, Dichtungen und Pumpen müssen ausgetauscht und die geplanten riesigen Tanks für die Zwischenlagerung von LNG im Inneren mit einer Schutzbeschichtung aus speziellem Stahl ausgekleidet werden, damit in ihnen Ammoniak gespeichert werden kann. Wann diese Umrüstung erfolgen wird, hält Killinger offen: "Wir dürfen bis 2043 LNG umschlagen." Möglicherweise erfolge die Umstellung aber schon früher. Das hänge aber wesentlich von der Situation am Markt ab. Sicher werde man schon vor diesem Zeitpunkt Ammoniak importieren, aber in einem kleineren Rahmen. Dafür könnten zusätzlich kleinere Tanks auf dem Gelände errichtet werden. Er rechne jedenfalls mit einer Zunahme der deutschen Ammoniak-Importe in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts.
Verträge sind bereits geschlossen
Bereits unterschrieben sind die Nutzungsverträge für das künftige LNG-Terminal. HEH konnte die kommerzielle Vermarktung von Deutschlands größtem Terminal abschließen. Mit EnBW, SEFE und der tschechischen ČEZ werden ab 2027 drei große Energieversorger Stade als europäische Energiedrehscheibe nutzen und so gemeinsam zur Versorgungssicherheit beitragen. Alle langfristigen Buchungen enthalten die Option, zu einem späteren Zeitpunkt auf Ammoniak umzustellen. Die Gesamtkapazität des emissionsfreien Terminals beläuft sich auf 13,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr. Davon werden 1,3 Milliarden Kubikmeter entsprechend den regulatorischen Vorgaben für den Spotmarkt bereitgehalten.
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