Statt auf der Elbe mitten im Atlantik
Wo bleibt das schwimmende LNG-Terminal für Stade?
Zum Festakt waren gleich zwei Minister erschienen: Im Dezember 2023 wurde das schwimmende LNG-Terminal im Beisein von Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und seinem Kollegen aus dem Umweltressort, Christian Meyer (Grüne), feierlich an die Betreiber übergeben. Zunächst hieß es immer, dass das Terminal gleich zu Jahresbeginn in Betrieb geht.
Scheinbar kein Bedarf an LNG
Das für die Regasifizierung des verflüssigten Erdgases eingesetzte Spezialschiff, die "Transgas Force", war in der Bremerhavener Lloyd-Werft dafür rechtzeitig umgerüstet worden. Nun sind anderthalb Monate verstrichen - und das Schiff hat noch immer nicht am neuen Stader Energiehafen angelegt. So dringlich scheint der Bedarf an LNG als Ersatz für russisches Erdgas offenbar nicht zu sein - zumal die schwimmenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel #%bereits in Betrieb sind.
Termin wurde erneut verschoben
Als neuer Zeitpunkt für die Ankunft der "Transgas Force" wurde dann Mitte Februar genannt. Doch auch dieser Termin wurde mittlerweile geschoben. Bestehen womöglich bereits Überkapazitäten beim Import von LNG, sodass die Inbetriebnahme des Stader Terminals nicht mehr so dringlich ist? Das WOCHENBLATT hakte bei der Deutschen Energy Terminal GmbH (DET) nach, die im Auftrag des Bundes-Wirtschaftsministeriums die schwimmenden LNG-Terminals an der deutschen Nordseeküste betreibt und deren Kapazitäten vermarktet.
Noch Restarbeiten am Stader Energiehafen
Seitens der DET wird eine andere Erklärung geliefert: "Bei der Hafenübergabe im Dezember handelte es sich lediglich um einen Festakt zur grundsätzlichen Fertigstellung der Hafenanlage. Der Hafenbetreiber NPorts musste jedoch noch Restarbeiten ausführen. Auch die Erstellung der Suprastruktur war noch nicht abgeschlossen", erklärte jetzt DET-Unternehmenssprecher Dirk Lindgens auf WOCHENBLATT-Nachfrage. Unter dem Begriff Suprastruktur werden bei einem Hafen die oberirdischen Anlagen wie Kräne oder andere Entladevorrichtungen zusammengefasst. Diese Restarbeiten sollen nach dem aktuellen Stand bis zum 15. März abgeschlossen sein. Das bedeutet, dass das Schiff vorher auch gar nicht eingesetzt werden kann.
Schiff soll bis Ende März eintreffen
Laut Lindgens soll das Spezialschiff nach Abschluss der Arbeiten zeitnah eintreffen: "Wir rechnen mit einer Ankunft in Stade am Ende des ersten Quartals." Sprich: Ende März. Ein genaueres Datum könne man erst in den nächsten Tagen mitteilen. Dieser Termin erscheint aber plausibel. Denn die staatliche Betreibergesellschaft DET hat bei einer Vermarktungs-Auktion für das Stader LNG-Terminal Regasifizierungskapazitäten im Zeitraum ab April angeboten. Damit es nicht nutzlos am Kai liegt, wurde das vom Bund gecharterte Schiff zwischenzeitlich unterverchartert.
Mittlerweile umbenannt in "Energos Force"
Das Schiff trägt mittlerweile auch einen neuen Namen: Das US-Unternehmen Energos Infrastructure, das sich mehrheitlich im Besitz des weltweit agierenden Investment- und Beteiligungskonzerns Apollo Global Management befindet, hat das Schiff der griechischen Reederei Dynagas abgekauft und in "Energos Force" umbenannt. Die Frage, in wessen Auftrag jetzt die umbenannte "Energos Force" als Flüssiggas-Tanker LNG über die Weltmeere transportiert, will der DET-Sprecher allerdings nicht beantworten: "Dazu kann ich keine Auskunft geben. Ich kann nicht öffentlich machen, welches Unternehmen Sub-Charterer ist und das Schiff derzeit als LNG-Tanker einsetzt. Die Destinationen des Schiffs während der Subcharter sind der DET nicht bekannt."
Als LNG-Tankschiff im Atlantik unterwegs
Hier hilft allerdings ein Blick auf einschlägige Schiffstracking-Seiten: Demnach hat die "Energos Force" aktuell den Golf von Mexiko verlassen und nimmt Kurs Richtung Europa. Wahrscheinlich ist das Schiff wieder mit einer Ladung von 174.000 Kubikmetern LNG zum Thamesport-Terminal in England unterwegs. Dort hatte es Ende Januar schon einmal angelegt. Ein weiterer Zielhafen war das mexikanische Altamira. Betankt wird die "Energos Force" am LNG-Verladeterminal Calcasieu Pass an der Küste des US-Bundesstaates Louisiana. In dem Terminal soll laut Umweltaktivisten u.a. im nahegelegenen Texas erzeugtes Fracking-Gas umgeschlagen werden.
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