Tostedt
Ampel soll für Blinde durchgehend piepen
Welche Schwierigkeiten blinde und sehbehinderte Menschen haben, sich auf einer vielbefahrenen Straße wie der B75 zu orientieren, kann man sich als sehender Mensch nicht vorstellen. Als vergangenen November die damals 29 Jahre alte (!) Ampel an der Kreuzung B75/Himmelsweg/Schützenstaße ausgefallen war, war das für Nadine Beier lebensgefährlich. Ein weiteres Problem: "Nur auf der Ampel-Seite am Himmelsweg gibt es ein Signal, auf der gegenüberliegenden Straßenseite piept es nicht. Wenn der Wind ungünstig steht oder die Autos im Stau auf der Fußgängerfurt stehen, weiß ich nicht, wann ich gehen kann", sagte Nadine Beier beim Ortstermin im November. Die Physiotherapeutin muss die B75 auf ihrem Weg zur und von der Arbeit mindestens zweimal am Tag überqueren.
Doch auch die erst im Jahr 2018 erneuerte Ampel an der Kreuzung B75/Bahnhofstraße ist nicht viel sicherer. Die gibt bislang nur kurz ein akustisches Signal bei der Grünphase für Fußgänger ab, gerade einmal so lange, bis Nadine Beier die Hälfte der Strecke geschafft hat. Außerdem fällt es Nadine Beier dort schwer, zu ertasten, wo die Fußgänger-Insel beginnt, da das Bord zu flach ist.
Beim Kampf um Ampeln, die Sehbehinderten einen sicheren Übergang ermöglichen, wird Nadine Beier seit sechs Jahren unterstützt von Birgitt Buchhorn, die schon Briefe an alle Behörden und zuletzt an Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) geschrieben hat. Nach dem Ortstermin im November hatte Tostedts Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam bei den Ampeln im Gemeindegebiet Umrüstungen mit akustischen Signalen veranlasst. Für die Bundesstraße fehlt ihm die Zuständigkeit.
Am Montag machten sich nun Wolfgang Bunten von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Geschäftsbereich Lüneburg, und Peter Ostendorf von der Signalbaufirma Sila ein Bild von der Situation.
"Wir werden die Grünzeiten und das akustische Signal für Sehbehinderte verlängern", kündigte Ostendorf an. Diese Maßnahme solle schnell umgesetzt werden. Außerdem werde geprüft, die flachen Borde der Verkehrsinsel mit taktilen Elementen auszustatten, damit Sehbehinderte mit ihrem Stock ertasten können, wo die Insel anfängt. Wie schnell das umgesetzt werden könne, hänge allerdings von Lieferzeiten ab, erläuterte Wolfgang Bunten.
Diese Maßnahmen sollen eine kurzfristige Lösung für mehr Sicherheit sein. Wenn 2023/24 die Tostedter Ortsdurchfahrt ausgebaut wird, werden alle Ampeln erneuert und dann hoffentlich auch blindengerecht ausgerüstet.
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