Büsenbachtal
Hässliche "Heideampel" überraschend abgebaut
Über diese Stele haben sich schon viele Besucherinnen und Besucher lustig gemacht, denn die sogenannte "Heideampel" hatte den Zugang zum beliebten Ausflugsziel Büsenbachtal in Handeloh-Wörme verschandelt. Jetzt wurde die Stele, die eigentlich die Besucher zählen und an eine Landkreisseite melden sollte, überraschend abgebaut. Ausgerechnet kurz vor den Osterfeiertagen, an denen sicherlich wieder zahlreiche Besucherinnen und Besucher ins Büsenbachtal strömen.
Die Stele sollte
Besucher zählen
Die "Heideampel" am Zugang zum Landschaftsschutzgebiet war Mitte März 2022 aufgebaut worden. Das Pilotprojekt der Stabsstelle Digitales Arbeiten und Controlling des Landkreises Harburg sollte ab vergangenem Sommer per Laserscanner die Besucher zählen - analog zu den Strandampeln an Nord- oder Ostsee. Auf der Internetseite des Landkreises sollte dann in Echtzeit darüber informiert werden, wie stark frequentiert das Büsenbachtal aktuell ist. Damit sollte auch dem "Overtourism" - den Konflikten zwischen Einheimischen und Besuchern an stark besuchten Ausflugszielen - entgegengewirkt werden. Wie mehrfach berichtet, hatte es zuvor im Büsenbachtal unfassbare Zustände gegeben: u.a. waren auf den Heideflächen Rodel- und Mountainbikepisten angelegt, Abgrenzungen ausgerissen und haufenweise Müll zurückgelassen worden.
Projekt war zum
Scheitern verurteilt
Das Projekt "Heideampel" war - abgesehen vom Spott über die Verunstaltung der Landschaft - aber ohnehin wohl zum Scheitern verurteilt: Zunächst gab es Probleme mit der Vernetzung, weil die "Ampel" zwar zählte, aber keine Daten übermittelte. Jetzt wurde die hässliche Stele ganz abgebaut, weil sich der Standort – anders als vom Hersteller prognostiziert – ganzjährig als nicht optimal erwiesen hat, teilt Kreissprecherin Katja Bendig auf WOCHENBLATT-Nachfrage mit. Die Anlage werde per Solarstrom betrieben, wegen des teilweise zu geringen Lichteinfalls sei die Leistung an dem Standort aber eingeschränkt. "Besonders in der dunkleren Jahreszeit, aber auch schon teilweise im Sommer, wurden keine Besucherzahlen erfasst und übermittelt, weil der Anlage schlicht der notwendige Strom fehlte. Ein Fällen umliegender Bäume oder auch ein Anschluss an Feststrom ist aus Sicht der Unteren Naturschutzbehörde keine Lösung."
Bisher 40.000 Euro
Kosten für Pilotprojekt
Die Kosten für das Pilotprojekt "Heideampel" lassen sich laut Landkreis "aktuell noch nicht beziffern", da der Kreis darauf hofft, dass der Hersteller Teile der Anlage zurückkauft. Bislang liegen die Kosten bei rund 40.000 Euro. Der Abbau sei vom Kreisverband der Unterhaltungsverbände im Landkreis Harburg vorgenommen worden.
Besucher seien
sensibilisiert worden
Und nun kommt eine Aussage vom Landkreis, die bei Ortskundigen nur für Kopfschütteln sorgen dürfte: "Auch wenn das Pilotprojekt im Büsenbachtal damit nun früher als erwartet endet und zumindest an dem Standort aus den genannten Gründen die Besucherzählung und -lenkung nicht funktioniert hat, ist festzustellen, dass durch das Projekt und nicht zuletzt auch durch die Berichterstattung darüber Besucherinnen und Besucher dafür sensibilisiert wurden, auf die Bedürfnisse von geschützten Naturräumen wie dem Büsenbachtal Rücksicht zu nehmen und der Bedarf von qualifizierter Besucherlenkung breit akzeptiert wird."
Überaus erfolgreiches
Rangerprojekt
Die "Heideampel" hat dazu ganz sicherlich nicht beigetragen, sondern das überaus erfolgreiche Ranger-Projekt mit Nordic Ranger Sandra Malissa. "Mit der Fortführung des Rangerprojektes ist vor Ort eine gute Betreuung des Büsenbachtals und die gezielte Information von Besuchern sichergestellt", sagt Bendig. Und das werde auch weitergeführt.
Auf ein Wort: Nicht für den Außeneinsatz geeignet
Ein Besucherzählwerk, das für den Außeneinsatz auf einer Heidefläche nicht geeignet ist, weil es die Sonnenstrahlen nicht durchs lichte Birkenwäldchen schaffen - das lässt Zweifel über die Auswahl der Technik oder des Herstellers durch den Landkreis zu.
Ein ähnliches Phänomen erleben seit vielen Jahren die Bahnpendler an den Bahnhöfen in Buchholz und Tostedt, wenn sie immer wieder mal vor den verschlossenen Türen nicht funktionierender Fahrstühle stehen. Das lag keinesfalls jedes Mal an dem von der Deutschen Bahn häufig genannten Vandalismus - auch wenn der natürlich ein großes Problem ist. Vielfach wurde gegenüber dem WOCHENBLATT aber auch berichtet, dass diese Fahrstühle gar nicht für den Außeneinsatz gebaut seien. Bianca Marquardt
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