Artenvielfalt in der Agrarlandschaft
Was ist mit unseren Wildbienen los?

Foto: Monika Köster
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Das fragen sich nicht nur Bienenfreund:innen, sondern auch das Johann Heinrich von Thünen-Institut, das Forschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei. Daher wurde 2019 ein nationales, wissenschaftliches Bürgerprojekt (citizen science project) gestartet, das der Erfassung hohlraumnistender Wildbienen und Wespen in der Agrarlandschaft dient. Rund 50 Prozent der Fläche der Bundesrepublik Deutschland werden landwirtschaftlich genutzt. Deshalb kommt der Landwirtschaft eine bedeutende Rolle für die Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt zu.

Bei dem MonVia- Projekt wurden deutschlandweit Wildbienen-Nisthilfen aufgestellt. Auch im Raum Heidenau stehen zwei Nisthilfen, die durch Monika Köster und Elisabeth Bischoff (BUND) betreut werden. Als ehrenamtliche Bürgerinnen dokumentieren sie die Bestandsentwicklung in den je 25 Brettchen mit Niströhren unterschiedlichen Durchmessers (siehe Foto 1). Vom Frühjahr bis zum Herbst fotografieren sie monatlich jedes der übereinander geschraubten Nisthilfebrettchen. So kann man nachverfolgen, welche Wildbienenart in welchem Zeitraum in den Niströhren ihr Nest anlegt: Erst werden Pollen eingetragen, dann ein Ei darauf abgelegt und danach die Nistzelle mit einer Zwischenwand verschlossen. Dies wiederholt die Wildbiene mehrfach, am Ende wird der Röhreneingang verschlossen. Aus einem Ei schlüpft eine Made (Foto 2), die sich von dem Pollenvorrat ernährt und wächst. Am Ende verpuppt sie sich und entwickelte sich zum fertig entwickelten Insekt, das dann im nächsten Frühjahr als neue Generation der Nisthilfe entschlüpft. Jedes Jahr sehen wir die nächste Generation der Wildbienen, wie sie den Pollen für ihre Nachkommen sammeln (Foto 3) und dabei die die besuchten Blüten bestäuben. Nur so kommen wir in den Genuss von Obst, Gemüse, Beeren und bunten Blumen, die eine Bestäubung durch Wildbienen, Honigbienen und Schwebfliegen benötigen.

Bei dem Forschungsprojekt werden am Ende des Untersuchungszyklus, wenn die Bienen geschlüpft sind, den Nisthilfen die organischen Reste aus jeder Niströhre entnommen. Mit Hilfe von Genanalysen können im Labor die genauen Wildbienenarten bestimmt werden, die in der Nisthilfe ihre Nester angelegt hatten. Mit dieser Datengrundlage lässt sich beobachterunabhängig und ohne die Tiere zu töten ermitteln, welche Wildbienenarten in unserer Agrarlandschaft vorkommen. Über eingetragenes Nistmaterial können zudem Rückschlüsse auf Nahrungsressourcen gewonnen und Auswirkungen von Pestizidrückständen auf die Vitalität von Wildbienen abgeschätzt werden.

„Wir sind sehr gespannt, welche Wildbienenarten in der Tostedter Feldflur identifiziert werden und wie wir im Vergleich mit den anderen Regionen beim Wildbienen-Monitoring abschneiden“, sagt Monika Köster.

Übrigens: nur ein Teil der Wildbienen nutzt röhrenförmige Strukturen wie Pflanzenstängel oder Käferfraßgänge zur Eiablage. Andere Arten legen ihre Brutzellen im Boden oder in Erdhaufen an.

Leserreporter:

Elisabeth Bischoff aus Buchholz

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