"Amazon für mindestens drei Wochen dicht machen"

Das Amazonlager in Winsen ist aufgrund von Corona-Erkrankungen der Mitarbeiter auch im Visier der Gewerkschaft ver.di   Fotos: thl/ver.di
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Corona: Gewerkschaft und Heideruh-Geschäftsführerin fordern Schließung des Logistikers in Winsen

thl. Winsen. "Die Vorschriften eingehalten?" fragte das WOCHENBLATT in seiner Ausgabe vom 18. April und berichtete, dass es mehr als ein Dutzend Corona-Infektionen im Amazon-Lager in Winsen gebe.
Doch diese Zahlen scheinen mittlerweile überholt. Laut Manager-Magazin sollen sich bis Donnerstag vergangener Woche bereits 68 der rund 1.800 Mitarbeiter nachweislich mit Covid-19 infiziert haben - Tendenz steigend. Es sei allerdings noch nicht geklärt, ob sich die Infizierten zuhause, auf dem Weg zur Arbeit oder direkt im Lager des Logistiker angesteckt hätten, heißt es. Und weiter: Die hohe Fallzahl weit über dem Durchschnitt sei jedoch auffällig.
Der Landkreis Harburg hatte vor zwei Wochen bereits die Infektion mehrerer Amazon-Mitarbeiter bestätigt, jedoch keine genauen Zahlen genannt.
Für Sandra Schmidt, Gewerkschaftssekretärin bei Verdi Niedersachsen-Bremen, ist der Weg der Ansteckung letztendlich auch irrelevant. "Ich verstehe nicht, warum man bei so vielen Infektionen den Laden nicht erstmal dichtmacht", sagt sie. Die hygienischen Verhältnisse in Winsen seien angesichts einer grassierenden Pandemie nicht hinnehmbar.
Damit spricht sie Bea Trampenau, Geschäftsführerin des Wohn- und Ferienheims Heideruh in Buchholz, aus der Seele: "Ich fordere die umgehende Schließung des Lagers von Amazon Winsen für mindestens drei Wochen."
"Die Infektionen gehen weiter. Der Reinigungsmangel in den Waschräumen, die Enge in den Umkleideräumen und in den Käfig-Stationen im Lager verhindern die Einhaltung der Corona-Maßnahmen", so Trampenau weiter. Hinzu komme, dass Amazon die Auflagen des Gesundheitsamtes nicht beachten soll. "In dem Lager arbeiten viele Flüchtlinge aus Unterkünften im Landkreis. Sie haben mir mehrfach erzählt, dass z.B. die Körpertemperatur bei ihnen gar nicht gemessen werde, wie es eigentlich sein sollte. Auf Nachfrage sollen sie aber bestätigen, dass dieses doch gemacht wurde", erzählt die Heimleiterin. Ein weiteres Problem: Arbeiter mit geringen Deuschkenntnissen würden die neuen Regeln und Symptome zudem nicht immer verstehen.
"Während ein Gericht im französischen Nanterre vergangene Woche die vorübergehende Schließung von sechs Versandzentren von Amazon in Frankreich verfügte, weil dort die Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten werden konnten, wird in Winsen weitergearbeitet", so Trampenau. "Dem muss ein Ende gesetzt werden, um das Virus dort in den Griff zubekommen."

Das Amazonlager in Winsen ist aufgrund von Corona-Erkrankungen der Mitarbeiter auch im Visier der Gewerkschaft ver.di   Fotos: thl/ver.di
Bea Trampenau, hier bei der Verleihung des Paula-Mielke-Preises, fordert eine 
vorübergehende Schließung 
des Lagers in Winsen
Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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