Naturschützer auf vier Beinen
Die Rinder von Marco und Jens Reimers grasen in der „Seevengeti“
as. Stelle. Etwas untypisch für Norddeutschland, aber ein Kleinod für seltene Insekten, Vögel und Pflanzen: Die Gras- und Savannenlandschaft der „Seevengeti“ am Steller See gehört zum Naturschutzgebiet „Untere Seeveniederung“ und ist nicht nur ein wertvolles Stück Natur, sondern auch Heimat von zehn, teils recht zotteligen Vierbeinern.
Die stattlichen Tiere fühlen sich hier sichtlich wohl. Mehrmals täglich ziehen sie über das Areal, grasen entspannt und nehmen an warmen Tagen auch schon mal ein Bad im See. Den Besuchern der Aussichtsplattform bietet sich ein idyllisches Bild, das tatsächlich ein wenig an die freilebenden Herden in der fernen Serengeti – Namensgeberin für das Projekt – erinnert. Seit einigen Monaten leben die Highland- und Galloway-Rinder von Marco und Jens Reimers aus Stelle auf der rund zehn Hektar großen Fläche und leisten dort einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz. Denn ohne sie würde die „Seevengeti“ nach und nach mit Büschen und Bäumen zuwachsen, die einzigartige Mischung aus Magerrasen, offenen Sandflächen und Dornengebüschen wäre verloren.
Jens und Marco Reimers kümmern sich in ihrer Freizeit um die Tiere. Seit 2013 halten die beiden Rinder, mit zwei Exemplaren fing es an, inzwischen ist die Herde deutlich gewachsen. Die Beziehung zu den Tieren ist eng, der etwa 600 bis 800 Kilo schwere Bulle „Bodo“ und der Rest der Herde trotten beim Besuch auf der Weidefläche brav hinter ihren Besitzern her. „Wenn zur Begrüßung alle angelaufen kommen, das ist einfach toll“, erzählt Marco Reimers. An dieser Tierliebe ändert auch die Tatsache nichts, dass die Rinder irgendwann geschlachtet werden und das Fleisch verkauft wird.
Naturschutz ohne „Zoo-Status“, so umschreibt Armin Hirt von der Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg das Projekt, das vor Jahren durch eine gemeinsame Initiative mit dem NABU entstanden ist. Vorbild auf der Suche nach einer Möglichkeit, die Fläche vor dem Zuwachsen mit Bäumen und Büschen zu schützen, war tatsächlich die Serengeti. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass das ganz hervorragend funktioniert. Etwas Besseres als den selektiven Verbiss durch die Tiere gibt es nicht“, erklärt Armin Hirt.
• Übrigens: Wer sich selber einen Eindruck von der „Seevengeti“ verschaffen will, sollte einen Ausflug in das Naturschutzgebiet „Untere Seeveniederung“ und zur dortigen Aussichtsplattform, die einen herrlichen Blick über die einzigartige Landschaft bietet, einplanen. Die „Seevengeti“ ist erreichbar über die Straße „ Hinter der Bahn“, nördlich des Rangierbahnhofs Maschen in Stelle. Dort befindet sich ein kleiner Parkplatz mit einer großen Infotafel. Von dort aus sind es nur noch wenige Schritte bis zur Aussichtsplattform am Steller See.
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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