Winsen
Lehrerin auch nach der Pensionierung

Andreas Neises freut sich, dass Regina Franz weiterhin an seiner Schule unterrichtet | Foto: thl
  • Andreas Neises freut sich, dass Regina Franz weiterhin an seiner Schule unterrichtet
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Als Regina Franz 1983 ihr Referendariat als Lehrerin beendete, gab es viel zu viele Lehrer. Deshalb dauerte es auch zehn Jahre, bis sie eine Stelle an der damaligen Orientierungsstufe in Winsen bekam. Heute - 30 Jahre später - ist die Situation genau andersherum: Es gibt einen extremen Lehrermangel. Deswegen ist die 67-Jährige, die eigentlich schon pensioniert ist, noch immer im Schuldienst.

Zum Ende des vergangenen Jahres wurde Regina Franz eigentlich pensioniert. "Da hatte ich zusammen mit der Zeit an der Orientierungsstufe 30 Jahre Dienstjahre an der Eckermann-Realschule verbracht", erzählt die Lehrerin für Kunst und Englisch. Schon da war klar, dass sie weiter unterrichten würde, wenn es denn vor der Dienstbehörde genehmigt würde. "Schulleiter Andreas Neises hatte mich schon im Januar deswegen angesprochen, als ich meinen Pensionsunterlagen einreichte", so Franz, die sowieso schon ein Jahr länger gearbeitet hat, als sie eigentlich müsste.

Auslöser für die Entscheidung ist die offenbar katastrophale Unterrichtsversorgung, die es allerdings nicht nur an der Eckermann-Realschule in Winsen gibt. Nicht umsonst hat Niedersachsens Regierungschef dazu aufgerufen, Lehrer aus dem Ruhestand zurückzuholen. "Ich warte jetzt Tag darauf, dass Stephan Weil (SPD) hier vorfährt und mir einen Blumenstrauß für mein Engagement überreicht", lacht Regina Franz. Doch gleich darauf wird die Lehrerin ernst. "Ich kann verstehen, dass junge Lehrer schnell ausgelaugt sind und unter Burnout leiden", sagt sie. In den vergangenen Jahres habe sich an den Schulen viel verändert. Immer neue Regeln, technische Fortschritte und viele mehr. Was Regina Franz aber besonders stört: "Viele Schüler sind respektloser geworden. Und es wird immer schlimmer." Hinzu komme, dass man sich heute als Lehrer immer mehr mit den Eltern auseinandersetzen müsse. "Sagte man früher: Der Lehrer wird schon recht haben, heißt es heute: Mein Kind macht doch nichts. Das ist eine fatale Entwicklung."

Als Regina Franz gefragt wurde, ob sie nach ihrer Pensionierung noch zwei Tage pro Woche weiterunterrichten möchte, gab es für die keine zwei Meinungen. "Ich war ja schließlich noch im Schulalltag drin", sagte sie. Wäre sie schon einige Monate oder noch länger rausgewesen, hätte sie abgesagt. "Dort wieder hereinzukommen, stelle ich mir schwierig vor, denn auch an den Schulen wird alles schnelllebiger." So wurde z.B. jetzt das digitale Klassenbuch eingeführt.

Der Vertrag von Regina Franz läuft zunächst bis zum Ende des Halbjahres. Sie geht aber davon aus, das er bis zum Sommer 2024 verlängert wird. Ob sie danach noch weiter macht, steht noch nicht fest. "Ich muss sehen, was kommt", sagt sie. Doch auch wenn sie die Eckermann-Realschule verlassen sollte, so ganz hängt Regina Franz den Lehrerberuf nicht an den Nagel. "Ich gebe seit über 30 Jahren Englisch-Kurse an der Kreisvolkshochschule. Das will ich auch weiterhin machen."

Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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