Schausteller in Corona-Krise: "Die Lebensgrundlage wurde uns genommen"
Michael Dieckmann erklärt, wie es durch die Corona-Krise in der Schaustellerbranche aussieht
thl. Winsen. "Wir haben alle einfach verdammt viel Angst, weil uns unsere Lebensgrundlage genommen wurde." Das sagt Schausteller Michael Dieckmann (55) aus Handorf (bei Winsen) und spricht für die gesamte Branche. Denn auch die Karussell- und Budenbetreiber gehören zu den großen Verlierern der Corona-Krise. Denn Jahrmärkte und andere Feierlichkeiten sind ein reines Saisongeschäft.
"In den ersten drei Monaten des Jahres haben wir traditionell keine Einnahmen, weil einfach nichts stattfindet", erklärt Michael Dieckmann, dessen Familie seit 98 Jahren im Schaustellergewerbe tätig ist. "Und jetzt, wo es wieder losgehen sollte, ist alles abgesagt worden." Das sei eine harte Nummer für seine Branche. Die Raten für die Fahrgeschäfte laufen weiter. Hinzu kommen Löhne für die Mitarbeiter. "Ich befürchte, dass viele meiner Kollegen nach der Krise nicht mehr existieren", so Dieckmann. "Ein Auf und Ab in den Umsätzen gibt es immer wieder mal. Aber so etwas haben wir noch nie erlebt."
Michael Dieckmann selbst betreibt einen Autoscooter, einen Crêpesstand und zwei Buden mit Schmalzgebäck. Zudem hat er sich im vergangenen Jahr gerade ein neues Kinderkarussell gekauft. Da drücken die Kosten natürlich. Auf die vom Staat versprochene finanzielle Hilfe baut Dieckmann nicht. "Die Summe würde gerade reichen, um den Lebensunterhalt von mir und meiner Familie zu sichern", sagt er. Deswegen wolle er jetzt lieber das Gespräch mit den Banken suchen. Denn auch nach der Corona-Krise wird es für die Schaustellerbranche nicht gleich wieder steil bergauf gehen. "Die Leute besuchen dann zwar die Feste und Jahrmärkte, weil sie endlich mal wieder zu Hause raus wollen, allerdings werden die meisten durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit viel weniger Geld in der Tasche haben, das sie bei uns ausgeben können", so der Schausteller.
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