Winsen
Umbauen statt Neubauen für den Klimaschutz
Welche Möglichkeiten gibt es, durch Um- und Ausbau mehr Wohnfläche zu gewinnen? Und welchen Nutzen hat die Umwelt davon? Zu diesen Fragen führte das Netzwerk Klimaschutz Winsen jetzt einen Infoabend im Marstall durch. In diesem Rahmen wurden mehrere praktische Beispiele für den Umbau von bestehenden Ein- und Mehrfamilienhäusern in Winsen vorgestellt: von der Aufteilung eines Raumes in zwei Kinderzimmer über den Anbau eines "Wintergarten-Wohnzimmers“ und die Aufstockung einer Doppelhaushälfte bis hin zum Dachgeschossausbau eines Mehrfamilienhauses.
Besonderen Raum nahmen zwei Beispiele aus Winsen-Hoopte ein: Christan Otto Sander stellte den Ausbau eines ehemaligen Stallgebäudes vor, bei dem 13 moderne Wohnungen entstanden sind, unter Beibehaltung der historischen Außenfassaden. Felix Löscher berichtete davon, wie seine Familie ein älteres Wohngebäude revitalisieren und ausbauen ließ. Heute leben hier sieben Mietparteien in komfortablen neuen Wohnungen. Bei beiden Beispielen wurde deutlich: Der Umbau bestehender, in diesem Fall sogar denkmalgeschützter Wohngebäude erfordert seitens der Bauherren unter anderem eine gute Planung, Kompromissbereitschaft und einen langen Atem. Gelingt dies, entsteht in Bestandsgebäuden attraktiver Wohnraum. Ein wichtiger Erfolgsfaktor: gute Handwerksunternehmen, die den Umbau durchführen.
Den Abschluss des Vortragsabends bildete ein Expertenvortrag der Hamburger Ortsgruppe von Architects for Future - einer Organisation, die sich für mehr Nachhaltigkeit im Bauwesen einsetzt. Architektin Sonja Steenhoff brachte aktuelle Zahlen zum Ressourcenverbrauch durch Neubauten mit: Bis zu 50 Prozent des gesamten Energieverbrauchs eines Gebäudes fallen an, bevor dieses in Betrieb geht - u.a. durch Ressourcenabbau, die Herstellung und den Transport von Baumaterialien. Steenhoff plädierte für eine konsequente, ökologisch orientierte Um- und Weiternutzung von Gebäuden und der hierin verbauten Materialien. Mit dem Neubau von Wohnraum sei zudem ein starker Flächenverbrauch verbunden: So würden in Deutschland jeden Tag 54 Hektar neu als Siedlungs- und Verkehrsflächen ausgewiesen, die der Natur verloren gingen. Eindrücklich wies Steenhoff darauf hin, dass es im Bestand eine große, ungenutzte Reserve an vorhandenem Wohnraum gebe: So könnten jährlich rund 100.000 Wohnungen im Bestand aktiviert werden, wenn vorhandene Wohnflächen intensiver genutzt werden - etwa durch Untervermietung oder Umbau.
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