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Umstrittene Klinikreform auch im Bundesrat bestätigt - ländliche Kliniken nun in Sorge

In Stade top; in Winsen flop?

Reiner Kaminski | Foto: oh

Während die 2,7 Millionen Euro aus dem Bildungs- und Teilhabepaket für bedürftige Kinder im Landkreis Stade zu 96 Prozent ausgeschöpft worden sind, ist der Landkreis Harburg auf mehr als der Hälfte seiner 2,4 Millionen Euro sitzen geblieben. Dabei sind sich beide Landkreise sehr ähnlich. Soziale Brennpunkte gibt es hier wie dort. Das Instrument zur Förderung armer Kinder wurde vor zwei Jahren von Bundessozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) geschaffen. Warum es so große regionale Unterschiede gibt, sagt Reiner Kaminski vom Landkreis Harburg.

(mum). Seit dem 1. April 2011 haben bedürftige Kinder und Jugendliche Anspruch auf zusätzliche Mittel. Aus dem Bildungs- und Teilhabepaket, das von Bundessozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) vor zwei Jahren aufgelegt wurde, werden Zuschüsse für Mittagessen, den Sportverein, Ausflüge, Klassenfahrten und sogar Nachhilfeunterricht bezahlt. Kaum zu glauben: Während im Landkreis Stade 96 Prozent der Bildungspaket-Gelder (fast 2,7 Millionen Euro) bei bedürftigen Kindern ankommen, bleibt der Landkreis Harburg auf mehr als der Hälfte der Gelder sitzen. Mitte der Woche hieß es, dass nur 1,1 Millionen Euro von 2,4 Millionen Euro verwendet wurden. WOCHENBLATT-Redakteur Sascha Mummenhoff sprach mit Reiner Kaminski, dem Fachbereichsleiter Soziales beim Landkreis, über die Gründe.

WOCHENBLATT: Der Landkreis Harburg bleibt auf 1,3 Millionen Euro sitzen. Gibt es hier keinen Bedarf?
Reiner Kaminski: „Die Ihnen vorliegende Ausgabenübersicht muss noch um den Bereich Schulsozialarbeit ergänzt werden. Wir haben eine andere Verfahrensweise als der Landkreis Stade gewählt. 2011 und 2012 nicht verbrauchte Mittel wurden zur Finanzierung entsprechender Projekte auf die Folgejahre übertragen. Für 2012 müssen daher bei den Ausgaben noch rund 700.000 Euro für den Bereich Schulsozialarbeit berücksichtigt werden. Damit fällt die Differenz auch mit 600.000 Euro, die nicht ausgezahlt wurden, wesentlich geringer aus. Das heißt wir werden für 2012 rund 1,8 der 2,4 Millionen Euro auszahlen. Außerdem: Der Gesamtbetrag wurde aufgrund einer Schätzung ermittelt und bildet nicht den Bedarf ab.“

WOCHENBLATT: Dann sind immer noch 600.000 Euro übrig.
Reiner Kaminski: „Das liegt an der unterschiedlichen Zuteilung. Der Landkreis Stade hat bei 19,6 Prozent mehr Leistungsbeziehern nur um 9,6 Prozent höhere Gesamtausgaben im Bereich der Kosten der Unterkunft. Das heißt: Für eine um 20 Prozent höhere Zahl anspruchsberechtigter Kinder, hat der Stade nur 9,6 Prozent mehr Mittel zugewiesen bekommen. Dies führt natürlich zwangsläufig zu einer besseren Auslastungsquote.“

WOCHENBLATT: Immer noch wissen viele Bürger nicht, dass es diese Fördermöglichkeiten gibt.
Reiner Kaminski: „Außer in Presseberichten wurden auch die Schulen, Kindergärten und Sozialverbände direkt über das Bildungs- und Teilhabepaket informiert. Außerdem erfolgte eine Information aller sozialarbeiterisch betreuten Familien. In persönlichen Vorsprachen beim Landkreis und im Jobcenter wird ebenfalls verstärkt darauf hingewiesen. Die Einzelansprache der möglichen Leistungsberechtigen hätte jedoch bereits in der Anfangszeit verstärkt durchgeführt werden sollen.“

WOCHENBLATT: Was wollen Sie künftig anders machen, damit mehr Bedürftige das Geld in Anspruch nehmen?
Reiner Kaminski: „Um möglichst alle Leistungsberechtigten auf die Möglichkeiten des Pakets aufmerksam zu machen, wird die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert, insbesondere zum Schuljahreswechsel.“

WOCHENBLATT: Was macht das Bildungspaket so unattraktiv für den Bürger??
Reiner Kaminski: „Hauptschwierigkeit ist nach wie vor, dass alle Leistungen des Bildungs- und Teilhabepaketes jeweils beantragt werden müssen und für die Berechnung der Höhe der Leistungen häufig Nachweise vorgelegt werden müssen.

WOCHENBLATT: Das klingt nach viel Arbeit für die Verwaltung?
Reiner Kaminski: „Der behördliche Aufwand, der vom Bund vorausgesetzt wird, ist sehr hoch. Beim Landkreis Harburg beziehungsweise im Jobcenter sind allein sechs Mitarbeiter für den Bereich Bildungspaket eingesetzt.“

WOCHENBLATT: Danke für das Gespräch.

Bildungspaket: Hier gibt es Hilfe für bedürftige Familien

Wer Fragen zum Bildungspaket hat, kann sich an Monika von der Heide (Abteilung Soziale Leistungen des Landkreises Harburg) unter 0 41 71 - 69 34 30 (E-Mail: mvd.heide@lkharburg.de) wenden. Zudem steht Frank Krebs (Jobcenter Landkreis Harburg) unter der Nummer 04171- 60707-0 (E-Mail: jobcenter-lk-harburg.but@jobcenter-ge.de) zur Verfügung. Infos gibt es auch im Internet unter http://www.bildungspaket.bmas.de.
Im Landkreis Harburg wurden im vorigen Jahr 5.607 Anträge gestellt. davon wurden 5.484 Anträge bewilligt. Dies entspricht einer Bewilligungsquote von 97,8 Prozent. Bezogen auf die Gesamtzahl der möglichen Kinder, für die Leistungen aus BuT beantragt werden konnten, liegt die Auslastungsquote im Landkreis Harburg bei 64 Prozent; der Bundesdurchschnitt liegt bei 57 Prozent.

Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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