Siegfried Stresow vom Verein der Kranzbinder über Entstehung und Festvorbereitung
Bierselige Runden, Beekhoff und Blidenfest in Beckdorf

Der Erste Vorsitzende des Vereins der Kranzbinder, Siegfried Stresow, vor dem mittelalterlichen Wurfgeschoss, der Blide | Foto: ab
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  • Der Erste Vorsitzende des Vereins der Kranzbinder, Siegfried Stresow, vor dem mittelalterlichen Wurfgeschoss, der Blide
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ab. Beckdorf. Der Beekhoff in Beckdorf ist ein absoluter Besuchermagnet: Allein an vier großen Veranstaltungen im Jahr freuen sich die Organisatoren, der Verein der Kranzbinder, über großen Zulauf. Die Vorbereitungen für das mittelalterlich anmutende Blidenfest im September laufen bereits auf Hochtouren. "Das muss jetzt alles in Sack und Tüten sein", sagt der Vereinsvorsitzende Siegfried Stresow. Er hat mit dem WOCHENBLATT über die Entstehung des Vereins, des Beekhoffs und die Resonanz darauf gesprochen.

Der Grundstein des Beekhoffs wurde 1983 mit der Gründung des Vereins der Kranzbinder gelegt. "Wir haben mit mehreren Leuten in einer bierseligen Runde zusammengesessen und über ein Fest nachgedacht, wie es früher im Dorf gefeiert wurde. Da sind uns sofort die Erntefeste eingefallen, die bis in die 1960er-Jahre gefeiert wurden", erinnert sich Siegfried Stresow. Zu Ehren der Landwirte wurden damals Erntekronen gebunden und in den Haupthäusern aufgehängt. Die Bauern haben dann Essen und Trinken ausgegeben und die Ernte gefeiert. Dieser Brauch sei irgendwann eingeschlafen.

Der Verein, dessen Motto "Erhaltung von Brauchtum und Kultur" lautet, wollte den früheren Brauch in einer neuen Form aufgreifen. Das erste Erntefest wurde gefeiert, mit Zirkuszelt und Umzug, "und Tanz bei strömendem Regen", sagt Stresow. "Aber die Resonanz war toll." Das Fest fand riesigen Anklang, sodass klar wurde, dass es keine Eintagsfliege war.

In den kommenden Jahren wurde das Fest an verschiedenen Orten gefeiert, bei Bauern in der Scheune oder in der Sporthalle. "Wir haben alle ehrenamtlich gearbeitet, das Essen wurde gespendet. Dadurch hatten wir zwischen 20.000 und 30.000 D-Mark in der Kasse." Das Geld wollten die Vereinsmitglieder der Öffentlichkeit sinnvoll zurückgeben. Ein altes Gebäude sollte umgebaut und öffentlich nutzbar gemacht werden.

Die Suche nach einem solchen Haus gestaltete sich schwerer als gedacht: Durch die Sanierung des Beckdorfer Ortskerns zur Förderung der innerörtlichen Bebauung und durch zwei verheerende Großbrände gab es nur noch wenige davon. Dann wurde dem Verein ein alter Schafstall aus Goldbeck angeboten. Bedingung des Eigentümers: Der Stall sollte abgetragen und auf eigenem Grund wieder aufgebaut werden.

Der Verein trat an die Beckdorfer Politik heran und erhielt 5.000 Quadratmeter eines früheren schuleigenen Geländes. "Absolut bemerkenswert", meint Stresow. Für die Fläche habe es bereits einen Antrag für einen Bebauungsplan gegeben. Den zog die Politik zugunsten der Kranzbinder zurück.

Gesagt, getan: Der Schafstall wurde an der Stelle, an der er heute noch steht, wieder errichtet. Es wurde beschlossen, auf der Fläche ein hofähnliches Arsenal aus früheren Zeiten nachzubilden. Zu dem Schafstall gesellten sich bald eine Durchfahrtsscheune, eine Remise, überdachte Lehmbacköfen in Form einfacher Backhäuser. 

Bald fehlte nur noch ein Haupthaus. "Das kam schließlich aus Bockhorst und als die Eigentümer gesehen haben, was wir damit machen wollen, haben sie es uns sogar geschenkt." #+Die Politik sei von dem Projekt "Beekhoff" überzeugt gewesen und habe 80.000 D-Mark bereitgestellt. Auch die Geschäftswelt habe "gut mitgezogen" und sich mit dem Bereitstellen von Material oder finanziell beteiligt. Die handwerklichen Arbeiten seien immer von Vereinsmitgliedern ausgeführt worden. "Da hatten wir großes Glück, denn es war alles vertreten - vom Maurer über den Klempner bis hin zum Zimmermann."

Inzwischen hat der Verein 190 Mitglieder und noch weitere 20.000 Quadratmeter von der Gemeinde dazubekommen, auf Erbbaurechtsbasis. Ein Bauerngarten wurde angelegt und in einzelnen Beeten an Gartenfreunde verpachtet, außerdem eine Streuobstwiese und als jüngstes Projekt eine Wildbienenwiese.

Viele Veranstaltungen haben sich auf dem Beekhoff etabliert, beispielsweise der Ostereiermarkt, der Weihnachtsmarkt, der Staudenmarkt, der sich über den Landkreis Stade hinaus einen guten Ruf gemacht hat, Sitzungen politischer Gremien und natürlich das Blidenfest mit seinem mittelalterlichen Charakter.

• www.kranzbinder.com.

Ein wirkungsvolles
Wurfgeschoss
Auch in diesem Jahr wird die Blide auf dem dazugehörigen Fest wieder aktiviert. Das Wurfgeschoss wird mit 40 bis 45 Kilo schweren Steinen beladen, die ca. 200 Meter weit fliegen. Ein Vereinsmitglied hatte die Funktion der Blide ausgetüftelt, das mittelalterliche Geschoss erst als Modell und 2007 schließlich in voller Größe nachgebaut. Mit einer Blide wurde einst die Burganlage des Raubritter Isern Hinark im nahe gelegenen Moor zerstört.

Redakteur:

Alexandra Bisping

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