"Das ist völliger Blödsinn": Apensens Gemeindedirektorin weist Kritik wegen Ortsumgehung zurück

Der abgerutschte Bereich reicht bis knapp unter die Fahrbahn   Foto: jd
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jd. Apensen. "Noch muss die Straße nicht gesperrt werden", sagt Apensens Gemeindedirektorin Sabine Benden: Die Bauhofmitarbeiter hätten die Situation aber im Blick, um bei Bedarf schnell zu handeln. Wie berichtet, ist erneut ein Teil der Böschung der Ortsumgehung, der sogenannten Ortskernentlastungsstraße (OKES), abgerutscht. Diesmal ist vor allem ein Bereich direkt neben der Brücke über die EVB-Bahnstrecke betroffen. Die oberste Schicht mit dem Mutterboden glitt wie bei einem Erdrutsch den Hang hinab. Mögliche Methoden, den Schaden zu beheben, will Benden am Dienstag kommender Woche den Ratsmitgliedern präsentieren. Gleichzeitig weist sie im Ort kursierende Gerüchte zurück, der 2008 errichtete Fahrdamm der OKES musste bei seinem Bau entgegen der ursprünglichen Planung erheblich erhöht werden und sei deshalb zu steil geraten.

Bendens Dementi bezieht sich auf die Behauptung, die Gemeinde hätte bei der Baumaßnahme damals nicht berücksichtigt, dass neben den EVB-Zügen auch zeitweise der Metronom mit seinen doppelstöckigen Waggons die Brücke passiere, um zum EVB-Ausbesserungswerk in Bremervörde zu fahren. Als der Fehler bemerkt worden sei, hätte man die Brücke höher bauen müssen. Entsprechend sei auch der Damm aufgeschüttet worden. Dass dieses "Märchen" ausgerechnet von einem ihrer Amtsvorgänger verbreitet werde, ärgere sie besonders, so Benden.

"Solche Aussagen sind völliger Blödsinn", erklärt die Verwaltungschefin der Gemeinde Apensen: "Sämtliche Höhen sind im Vorfeld mit der EVB abgesprochen worden. Gerade in Bezug auf Schienenstrecken gelten im Planungsrecht besonders strenge Vorschriften."
Es sei an der Zeit, mit den "Legenden" um den angeblich zu steilen OKES-Damm aufzuräumen, meint Benden: "Das Böschungsverhältnis von 1 zu 1,5 entspricht den üblichen Werten im Straßenbau." Die Probleme mit der rutschenden Deckschicht seien nicht vorhersehbar gewesen. "Wir haben uns damals darauf verlassen, was die Experten empfohlen haben."

In dieser Woche war mit Benden nun mit einem Experten vor Ort, um über mögliche Lösungen für das Dauer-Problem zu sprechen. Drei Varianten werden für die betroffenen Stellen ins Auge gefasst: Als erste Option käme das Abtragen des Mutterbodens in Betracht. Danach werde auf dem lehmigen Sand eine Spezialemulsion mit Rasensamen aufgetragen. "Solch ein Verfahren wurde bei der K 30, der Stader Südumgehung, angewandt", erläutert Benden.

Alternativ könnten auch Matten aus Naturfasern auf die Böschung aufgebracht werden. Diese Matten sind ebenfalls mit Grassaat versehen und werden mit sogenannten Erdkrampen befestigt. Auf diese Weise sei bereits vor Jahren die Böschung auf der Westseite des Fahrdamms repariert worden, so Benden: "Das hat gut funktioniert." Die dritte Option wäre die Bepflanzung mit Sträuchern. Deren Wurzelwerk soll das Erdreich tiefer durchdringen und so für mehr Stabilität sorgen. Welche Methode zum Zuge kommt, soll nun von der Politik beraten werden: Der Gemeinderat tagt am Dienstag, 12. Dezember, um 19.30 Uhr im Rathaus "Junkernhof".

Wieder rutscht der Hang

Alle Jahre wieder: Erneut sind Teile der Böschung entlang der Apenser Umgehung, der sogenannten Ortskernentlastungsstraße (OKES), abgerutscht. Ein richtiger kleiner Erdrutsch ereignete sich direkt neben der Brücke über die EVB-Bahnstrecke. Dort ist der gesamte Hang von der Fahrbahnkante aus abwärts in Bewegung geraten. Die Stelle wirkt so bedrohlich, dass sich einige Bahnreisende und Autofahrer ernsthaft Sorgen um die Stabilität des Fahrdammes machten. Sie benachrichtigten die Polizei, die sich wiederum an das Apenser Rathaus wandte. Dort sieht man aber keine Notwendigkeit, die Umgehungsstraße womöglich zu sperren.

Allerdings ist Apensens Gemeindedirektorin Sabine Benden sichtlich genervt: "Es kann doch nicht angehen, dass es mit dieser Böschung dauernd Probleme gibt." Erst im Frühsommer hatte die Firma Schlichtmann aus Kehdingen, die auf Deichbau spezialisiert ist, eine größere Fläche im Hang ausgebessert. Das kostete bereits 40.000 Euro. Auch diesem "geflickten" Bereich ist nun wieder ein Teil der Böschung weggerutscht.

"Wir müssen jetzt endlich eine Lösung finden", erklärte Benden gegenüber dem WOCHENBLATT. Deswegen hat sie zu einem Ortstermin gebeten. Der fand am Montagnachmittag nach Redaktionsschluss statt, sodass über Ergebnisse erst in der nächsten Ausgabe berichtet werden kann. An dem Termin sollen ein Vertreter der Firma Schlichtmann und der Ingenieur Willem Verhoeven teilnehmen, der den 2008 in Betrieb genommenen Fahrdamm seinerzeit geplant hat. Benden ist als Apenser Bauamtsleiterin ebenfalls vom Fach, so dass das Experten-Trio das Thema mit geballter Kompetenz angehen kann.

Wie berichtet, rutschen seit der Freigabe der Straße vor nunmehr neun Jahren immer wieder mehr oder weniger große Hangbereiche ab. Offensichtlich hat sich die oberste Deckschicht mit der Grasnarbe nie richtig mit dem Untergrund des Dammes verbunden. Das Hauptproblem ist laut der Deichbauer, die im Mai an der Böschung werkelten, das viele Wasser, das besonders nach langen Regenperioden in den Damm einsickert.

Die Fachmänner aus Kehdingen hatten im Mai große Menge von feuchtem Lehm aus dem Hang geholt und durch festeren Kleiboden ersetzt. Zudem wurden Pflöcke mit Flechtwerk in den Boden getrieben, um den Hang zusätzlich zu sichern. Doch ein Patentrezept ist die Methode wohl auch nicht: Was sich bei Deichen bewährt hat, lässt sich offenbar nicht ohne Weiteres auf die noch steilere Böschung der Ortsumgehung übertragen.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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