Die Die "Verpackung" ist das Geschenk: Günther Borchers freut sich über jeden Briefumschlag
jd. Sauensiek. Bei vielen steht an Heiligabend eine neuer Fernseher oder ein ähnlich großformatiges Geschenk auf dem Gabentisch. Über Präsente von weitaus geringerem Volumen freut sich Günther Borchers zu Weihnachten: Bei dem passionierten Briefmarkensammler steckt in diesen Tagen reichlich Weihnachtspost im Briefkasten. Während andere die Grußkarte entnehmen und das Kuvert achtlos ins Altpapier werfen, ist für Günther Borchers die "Verpackung" das eigentliche Geschenk: Auf den Briefumschlägen kleben Sondermarken und die sind - was noch viel wichtiger ist - mit einem Sonderstempel versehen. In Philatelistenkreisen hat diese Sammlerpost gerade zu Weihnachten Hochkonjunktur.
So erhält Günther Borchers Weihnachtsgrüße aus ganz Deutschland: Ein Umschlag mit der aktuellen Weihnachts-Briefmarke der Deutschen Post wurde beispielsweise mit einem Sonderstempel vom Erfurter Weihnachtsmarkt "veredelt". Das sind später keine hochpreisigen Raritäten, doch als "Sahnestückchen" jeder Briefmarkensammlung gelten sie allemal.
Auch Borchers hat ein paar weihnachtliche Prachtexemplare in seinen Alben: Das sind Umschläge mit Sondermarken und -stempeln, die portogenau für besondere Versandformen wie Einschreiben frankiert worden sind. "Wir Sammler sind immer bestens informiert, wann und wo welche Sonderstempel zu bekommen sind", berichtet Borchers: "Die Post gibt regelmäßig eine Broschüre heraus, in der sämtliche Sonderstempel aufgeführt sind."
In dem Heftchen findet sich auch ein Weihnachts-Stempel aus der Region: Himmelpforten gehört zu den bundesweit sieben offiziellen Post-Adressen von Christkind, Weihnachtsmann und Nikolaus. Ein Brief mit dem liebevoll gestalten Motiv-Stempel aus dem "Christkind-Dorf" Himmelpforten erfreut nicht nur die Kinder, sondern begeistert vor allem die Väter - sofern sie Briefmarkensammler sind.
"Die Weihnachts-Briefmarken gehören zwar in jede Sammlung, doch ich kenne niemanden, der sich nur auf dieses Sammelgebiet spezialisiert hat" sagt Borchers.
Dafür müsste man auch Marken aus dem Ausland sammeln, denn allein mit deutschen Weihnachts-Motiven wäre ein Album kaum zu füllen: Seit Jahren wird vom Bundesfinanzminsterium - und nicht von der Post, wie viele glauben - nur noch eine klassische Weihnachtsmarke herausgegeben. Bis 2011 waren es noch zwei. Traditionell ist die Marke, auf der in diesem Jahr Maria mit dem Jesuskind abgebildet ist, mit einem sogenannten Plusporto versehen. Früher hieß das schlicht und ergreifend Wohlfahrtsmarke, weil der Zusatz-Obolus für gemeinnützige Zwecke bestimmt ist.
Wer jetzt denkt, Briefmarkensammeln sei das richtige Hobby und eine tolle Beschäftigung nicht nur für lange Winterabende, kann sich an den Verein der Briefmarken- und Münzenfreunde der Geest wenden. Günther Borchers ist dessen Vorsitzender und gibt gern Auskunft: borchers.sauensiek@online.de
Wer schreibt noch einen Gruß per SMS?
Trotz WhatsApp und Co.: Der Weihnachtsgruß per Post ist immer noch beliebt. Gerade zu Weihnachten verschicken die Deutschen besonders gern Briefe. Daher müssen die Postboten in der Adventszeit fast doppelt so viele Briefe austragen wie sonst. Statt 60 Mio. Sendungen pro Tag sind es vor den Festtagen rund 100 Mio. Briefe, die tagtäglich zugestellt werden.
Schreibfauler geworden - zumindest, was den klassischen Brief betrifft. So verschicken die Italiener und Holländer nur noch halb so viel Brief wie vor zehn Jahren und in dänischen Briefkästen landet nur noch ein Drittel der Menge von 2007. In Deutschland lag der Rückgang in diesem Zeitraum lediglich bei 20 Prozent.
Über einen der digitalen Konkurrenten hat die gute alte Briefpost bereits triumphiert: Vor genau 25 Jahren wurden die erste SMS verschickt: Auf dem Handy eines britischen Vodafone-Managers landete 1992 der Weihnachtsgruß "Merry Christmas".
Die Kurznachrichten per SMS entwickelten sich für die Mobilfunk-Betreiber zu einem Verkaufsschlager. Es wurde "gesimst", was das Zeug hält. Die digitale Mitteilungssucht spülte Milliarden in die Kassen von Telekom und Co.
Damals hieß es, dass die SMS Briefen und Postkarten den Todesstoß versetzt. Beides wird noch immer munter verschickt - doch wer versendet heute noch eine SMS?
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.