Die Nacht wird wieder dunkel

Ein Radarturm (Bildmitte) sendet ringförmig elektromagnetische Wellen aus und erfasst in einem Radius von 18 Kilometern Flugobjekte, die sich den Windparks nähern   Visualisierung:  VOSS Energy /  www.vossenergy.com
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Rotes Dauerblinken der Windparks im Kreis Stade soll bald Vergangenheit sein

jd. Apensen. "So schwarz wie die Nacht" - für große Teile des Landkreises Stade trifft diese Redensart nicht zu. In weiten Landstrichen herrscht statt totaler Dunkelheit rotes Dauerblinken. Die Lichtsignale am Nachthimmel stammen von den Windparks. Doch bald könnte wieder die Finsternis zurückkehren: Endlich sollen die Lichter der Windräder nur noch bei Bedarf, also wenn sich ein Flugzeug oder Hubschrauber nähert, angehen. Zum Einsatz soll ein System kommen, das ganz neu auf dem Markt ist und mit Radar arbeitet. Es erhielt im Dezember als weltweit erstes System dieser Art die Betriebsgenehmigung.

Nun plant der Hersteller, das Unternehmen Quantec Sensors aus Hannover, diese auf einer sogenannten Aktiv-Radar-Technologie basierende Lösung auch in der Region zu installieren. Das System ist in Norddeutschland bisher nicht zum Einsatz gekommen: Erst seit Anfang Januar läuft es in einem brandenburgischen Windpark im regulären Betrieb.

Die Basis für dieses Verfahren, das sich "bedarfsgesteuerte Nachtkennzeichnung von Windenergieanlagen" (BNK) nennt, bildet eine Radaranlage auf einem 45 Meter hohen Mast, die den Nachthimmel nach Flugobjekten abscannt. Im Landkreis Stade soll dieser Radarmast im Bereich der Gemeinde Apensen aufgestellt. Mit dieser Radaranlage könnten sämtliche Windparks im Südkreis Stade abgedeckt werden.

Jahrelang hatten sich auch Windpark-Betreiber in der Region nach einer Lösung umgeschaut, um das nächtliche Dauerblinken abzuschalten. Teilweise gibt es sogar vertragliche Verpflichtungen, ein bedarfsgesteuertes System zu installieren, sobald dieses auf dem Markt ist. Doch die bisherigen Überlegungen basierten vorwiegend auf dem sogenannten Transponder-System: Dabei sollten die Signale, die ein Flugzeug aussendet, das Blinken der roten Lichtzeichen an den Windrädern auslösen. Doch eine Umsetzung scheiterte, da nicht alle Flugzeuge diese Transponder-Signale ausstrahlen müssen.

Das neue Verfahren hingegen setzt auf die Aktivradar-Technologie: Die Anlage, deren Standort laut WOCHENBLATT-Informationen im Bereich westlich von Apensen und nördlich der Landesstraße 127 nach Kammerbusch geplant ist, soll auf einem 45 Meter hohen Mast installiert werden. Bei einer Reichweite von rund 18 Kilometern könnte die Radaranlage im Kreis Stade u.a. die Lauftraumüberwachung für die Windparks Kutenholz, Helmste, Brest, Ahrenswohlde, Ahrensmoor, Ohrensen, Apensen und Daensen übernehmen. Hinzu kommen Windparks in den Nachbarkreisen Rotenburg und Harburg. Das bedeutet: Die Rotoren in diesen Parks würden nachts nur noch dann blinken, wenn sich ein Flugobjekt nähert.

Dank der BNK-Technologie könnte ein Hauptargument der Windkraft-Gegner entfallen: Gerade bei den Repowering-Maßnahmen in den vergangenen Jahren standen die Blinklichter, die wegen der wesentlichen höheren Windräder installiert werden mussten, im Fokus der Kritik. Der Betreiber des bundesweit ersten BNK-gesteuerten Windparks in der brandenburgischen Prignitz hofft daher auch, dass mit dem neuen System die Zustimmung in der Bevölkerung zum Repowering oder auch zu neuen Windpark-Projekten wächst: "Die Akzeptanz durch die Bewohner der umliegenden Ortschaften steigt durch die Unterdrückung der Dauerblinkens enorm", erklärt Christoph Behrends vom Park-Investor VOSS Energy.

"Mehr Bürgerakzeptanz" - damit wirbt auch der Hersteller des Aktiv-Radar-Systems, die Firma Quantec Sensors. Das Unternehmen aus Hannover wird die Radaranlage in Apensen betreiben. Geschäftsführer Alexander Gerdes bestätigte auf WOCHENBLATT-Nachfrage, dass man bereits im Gespräch mit den verschiedenen Windpark-Betreibern in der Region sei. Laut Quantec ist das BNK-System eine "schlüsselfertige Lösung" und eignet sich auch für Altanlagen.

Damit könnten theoretisch alle Windparks zwischen Stade und Buchholz umgerüstet werden. Doch dazu zwingen kann man die Betreiber der Windparks nicht.
Mit näheren Informationen hält Gerdes sich noch zurück: "In rund zwei Monaten werden wir mit konkreten Plänen an die Öffentlichkeit gehen können."

Ein Radarturm (Bildmitte) sendet ringförmig elektromagnetische Wellen aus und erfasst in einem Radius von 18 Kilometern Flugobjekte, die sich den Windparks nähern   Visualisierung:  VOSS Energy /  www.vossenergy.com
Der Radarturm im brandenburgischen Windpark Krampfer, der von der Firma VOSS Energy betrieben wird Foto: VOSS Energy (www.vossenergy.com)
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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