Geschenk der Waldorf-Lehrer: An Apenser Schule wird das "Oberuferer Christgeburts-Spiel" aufgeführt
jd. Apensen. Der Lernstress legt sich jetzt langsam: Die Schüler stimmen sich auf die bevorstehenden Weihnachtsferien ein. Doch an der Freien Waldorfschule in Apensen ist auch in diesen Tagen lernen angesagt. Dort sind es aber die Lehrer, die jetzt besonders fleißig üben: Die Pädagogen büffeln für ihre Rollen in dem traditionellen Weihnachtsstück, das immer am letzten Schultag vor den Ferien aufgeführt wird. Das elfköpfige Ensemble spielt das sogenannte "Oberuferer Weihnachtsspiel", einen Waldorf-Klassiker, der auf das volkstümliche Laientheater der Donauschwaben zurückgeht. Der Anthroposophie-Begründer Rudolf Steiner schuf dann eine Fassung für die Waldorfschulen.
"Ursprünglich ist das Stück in schwäbischer Mundart verfasst", erläutert "Spielleiter" Martin Harlan. Die süddeutschen Siedler, die sich im 17. Jahrhundert im damals zu Österreich gehörenden Ungarn niederließen, hatten sich in ihren Sprachinseln die Eigenarten ihrer Dialekte und Gebräuche bewahrt. In dem von den Donauschwaben bewohnten Dorf Oberufer entstanden dann drei Weihnachtsspiele, von denen an der Apenser Waldorfschule das "Christgeburts-Spiel" aufgeführt wird. Nachdem im 20. Jahrhundert die Grenzen immer wieder neu gezogen wurden, gehört Oberufer heute zur Slowakei und ist Ortsteil der Hauptstadt Bratislava.
"Besonders faszinierend an diesem Weihnachtsspiel ist die ausdrucksvolle, kraftvoll derbe Sprache", sagt Spielleiter Harlan: Auf diese Weise sei dem bäuerlichen Publikum besonders eindrucksvoll das Mysterium der Weihnachtsgeschichte vermittelt worden. Zudem habe man den Ort des Geschehens in die heimatliche Umgebung verlegt, um es möglichst volksnah zu gestalten.
An der Apenser Waldorfschule wird das Stück, das zahlreiche Gesangspassagen umfasst, allerdings auf Hochdeutsch vorgetragen. "Die Originalfassung hat doch einige sprachliche Klippen", sagt Harlan, der das Stück als "Geschenk" der Lehrer an die Schülerschaft bezeichnet: "Dieses Theaterstück hat für uns an der Waldorfschule fast etwas Heiliges." Mit dem stimmungsvollen Bild der Krippe entlasse man die Kinder in die Ferien.
• Wer sich das "Christgeburts-Spiel" anschauen möchte, muss kein Waldorfschüler sein: Am Mittwoch, 20. Dezember, um 19.30 Uhr findet in der Freien Waldorfschule Apensen eine öffentliche Aufführung statt. Der Eintritt ist frei.
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