Serie "WOCHENBLATT-Urgesteine"
Günther Borchers entwickelte sich vom Sammler zum Briefmarken-Experten

Er ist als Experte für Briefmarken und Stempel in ganz Deutschland gefragt: Günther Borchers | Foto: jd
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  • Er ist als Experte für Briefmarken und Stempel in ganz Deutschland gefragt: Günther Borchers
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jab. Sauensiek. Es gibt Menschen, die sind für das WOCHENBLATT unverzichtbar für fundierte Artikel zu speziellen Themen. Sie bereichern mit Fachwissen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Beiträge und sind zuverlässige Ansprechpartner. In einer kleinen Serie unter dem Titel "WOCHENBLATT-Urgesteine" stellt das WOCHENBLATT einige von ihnen vor.

20 Jahren ist es her, dass Günther Borchers (70) aus Sauensiek im WOCHENBLATT vor den Dramen bei Briefmarkensammlern warnte, als der Euro die D-Mark ablöste. Es drohte der Wertverlust. Zwei Jahrzehnte später weiß der Philatelist, er hat recht behalten. Doch Borchers ließ sich seine Leidenschaft nicht vermiesen und ist noch heute gefragter Experte über die Grenzen des Landkreises Stade hinaus.

Kontakt zu anderen hält ihn fit

Auch wenn Borchers nun Rentner ist, ist er kein bisschen eingerostet. "Ich brauche den Kontakt zu Menschen", sagt der Mann, der 40 Jahre im Außendienst gearbeitet hat. Das halte ihn fit. Und noch immer hat er einem kleinen Hobby-Job. Ehrenamtlich ist der Senior ebenfalls sehr engagiert. Er besetzt sowohl in der Interessengemeinschaft “Deutsche Einheit” als auch im Verein "Briefmarken- und Münzenfreunde der Geest e.V. Harsefeld" das Amt des ersten Vorsitzenden, wobei sein Herz vor allem den Briefmarken und dem Postwesen gehört.

Seine Leidenschaft für dieses Hobby wurde mit sechs Jahren geweckt, als sein Onkel ihm die ersten Briefmarken schenkte. Daran erinnere er sich noch genau, sagt Borchers, der damals noch in Drestedt (Landkreis Harburg) wohnte. Dabei handelte es sich um chinesische Marken ohne Wert. "Die wollte keiner haben." Sonntags erhielt er immer einen ganzen Beutel voll. "Die bunten Bilder faszinierten mich."
Zu seinen Schulzeiten war das Hobby bei Jugendlichen noch beliebt. "Wir lernten dadurch die ganze Welt kennen, Länder und Präsidenten. Das war sehr lehrreich", erzählt Borchers. Später leitete er in Buxtehude eine Jugendgruppe mit 30 bis 40 Teilnehmern. 1991 wechselte er allerdings zu den "Briefmarken- und Münzenfreunden", wo er direkt den Vorsitz übernahm und ihn bis heute führt.

Viele Ideen umgesetzt

Im Verein organisiert er viele Veranstaltungen und Aktionen: von Tauschbörsen, Malwettbewerben, Sonderpoststempeln und Sonderpostämtern ist alles dabei. Sogar das erste deutsche Post- und Absenderfreistempelmuseum im einstigen Technik- und Verkehrsmuseum in Stade war seine Idee. Nachdem das Museum vor einigen Jahren abgerissen wurde, fanden Borchers' Exponate Unterschlupf in der Asseler Heimatstube. Doch auch hier musste er nun raus - der Verein hat Eigenbedarf angemeldet. Seither sind die gut 80 Maschinen eingelagert.

Der Briefmarken-Experte ist zudem sehr um die Jugend bemüht und denkt sich tolle Aktionen aus. "Einmal haben wir ein Auto mit Briefmarken beklebt. Es kamen nicht einmal zehn Jugendliche", bedauert er. Zwar hapere es am Nachwuchs, viele Neuzugänge kämen allerdings im Rentenalter hinzu. "Da entdecken viele ihre alten Alben und das Hobby wieder", erklärt der Vereinsvorsitzende.

Borchers selbst sammelt kaum noch Briefmarken. Er widmet sich nur noch der reinen Philatelie, heißt, der Briefmarkenkunde. Aus diesem Grund hat er auch viele seiner alten Marken entsorgt. "Vor gut 15 Jahren erlebten chinesische Marken einen Boom, der Markt explodierte - nur hatte ich da schon alle weggeschmissen", sagt er. Doch ärgern würde er sich darüber nicht. Inzwischen sei der Trend wieder abgeebbt.

Ein Experte auf seinem Gebiet

Sein umfangreiches Wissen habe er sich selbst angeeignet, viele Archive nach Dokumenten durchforstet. Er schreibt und veröffentlicht sogar Bücher zu dem Thema, aber auch zur Heimatgeschichte. Die gehöre zwangsläufig dazu, wenn man sich mit der Stempelgeschichte beschäftigt, sagt er.

Die Corona-Pandemie nutzte der 70-Jährige, um noch tiefer in die Materie vorzudringen und sein gesammeltes Material durchzuarbeiten. Sonst habe er einfach zu viel zu tun. "Ich möchte möglichst viel Wissen aufschreiben und für die Nachwelt erhalten. Das ist mein Ziel", sagt er.

Sein Expertenwissen nutzt der Ehrenamtliche außerdem zum Bewerten und Verkaufen von Briefmarken und Münzen. "Viele finden Alben in Nachlässen und wissen nichts damit anzufangen." Sein Tipp: sich nicht von dubiosen Händlern übers Ohr hauen lassen und sich besser an Briefmarkenvereine wenden.
Bochers hofft, dass nach Corona das Vereinsleben wieder durchstartet und auch Veranstaltungen wie Börsen schnell wieder möglich sind. "Ich lebe einfach dafür."

Frank Tinnemeyer engagiert sich seit 20 Jahren für den Tourismus in Stade
Er ist als Experte für Briefmarken und Stempel in ganz Deutschland gefragt: Günther Borchers | Foto: jd
Der Wechsel von D-Mark zu Euro bescherte Briefmarkensammlern große Wertverluste | Foto: Ausriss WOCHENBLATT
Redakteur:

Jaana Bollmann aus Stade

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