Angela Rathjen wird Dritte im Schwimmen bei der Weltmeisterschaft der Transplantierten
Nach Nierentransplantation aufs Siegertreppchen

Ihr Flur hängt voller Medaillen: Angela Rathjen hat beim Schwimmen viel erreicht | Foto: ab
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  • Ihr Flur hängt voller Medaillen: Angela Rathjen hat beim Schwimmen viel erreicht
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ab. Sauensiek. Das erste Mal dabei - und gleich Bronze geholt: Bei den "World Transplantation Games" (WTG), der Weltmeisterschaft der Transplantierten in Newcastle (Großbritannien), schwamm Angela Rathjen (44) aus Sauensiek aufs Siegertreppchen. Über 400 Meter Freistil wurde sie in beachtlichen 7:44 min. in der Klasse der 40- bis 49-Jährigen Dritte - und das, obwohl ihr 2011 eine Niere transplantiert worden war. 

2.300 Athleten aus 59 Ländern nahmen an den WTG teil. Angela Rathjen war als Mitglied des Vereins "TransDia" angereist. "Das war schon ein komisches Gefühl", erinnert sich die Sauensiekerin. "Um mich herum hatten alle ihre Trainer und Masseure dabei, machten sich vor dem Wettkampf warm. Und wir hatten eine Betreuerin mit, die sich zwischendurch mal erkundigt hat, ob alles okay sei." Denn Angela Rathjen trainiert nicht in einem Verein: Sie schwimmt drei Mal pro Woche für sich, das allerdings schon seit 15 Jahren. "Aufgewärmt habe ich mich für die Wettkämpfe nicht, ich bin einfach losgeschwommen."

Seit ihrem 19. Lebensjahr leidet die 44-Jährige an einer Autoimmunerkrankung, die ihre Nieren zerstört. "Ich hatte Wasser in den Beinen, war schlapp und müde. Bei einer Untersuchung wurde festgestellt, dass Eiweiß im Urin enthalten war. Das deutet auf eine Nierenschädigung hin, die irgendwann Dialyse erforderlich macht." Nach neuen Jahre Dialyse bekam Angela Rathjen 2011 eine Niere transplantiert. 

Doch schon Jahre vor der Transplantation hatte ihr Arzt ihr empfohlen, Sport zu treiben. "Viele Ärzte raten davon ab", sagt Angela Rathjen. Sie aber entdeckte das Schwimmen für sich, kaufte sich in Buxtehude eine Saisonkarte und blieb bei dem Sport. Als ihr Arzt dann riet, sie solle an den Deutschen Meisterschaften der Transplantierten teilnehmen, dachte sie erst: "Da brauche ich gar nicht hin."

Aber die Kämpferin in ihr war erwacht: 2008 nahm Angela Rathjen nicht nur an der Deutschen Meisterschaft, sondern auch an der EM der Transplantierten teil. Zu einer WTG, die alle zwei Jahre stattfindet, habe sie sich bis 2019 noch nicht getraut, denn diese wurden in Ländern wie Argentinien oder Afrika ausgetragen. "Ich habe mir die Frage gestellt, ob mir dort richtig geholfen werden kann, wenn es mir schlecht geht." Sie entschied sich gegen eine Teilnahme - bis zu diesem Jahr. "Großbritannien war für mich okay."
Dass sie es neben einem vierten (200 m Freistil) und einem sechsten (100 m Freistil) tatsächlich auch auf einem dritten Platz schaffen würde, kam für die Athletin sehr überraschend. "Die Konkurrenz war groß. Ich hatte mich vorab im Internet über die Zeiten informiert, die vorher bei einer Weltmeisterschaft geschwommen worden waren. Da dachte ich, für eine Medaille wird es nicht reichen, aber vielleicht für das Mittelfeld." 

Sie fühle sich fitter, seit sie Sport treibe, sagt Angela Rathjen und möchte auch anderen Mut machen, die auf Dialyse angewiesen sind oder denen ein Organ transplantiert wurde. Auch eine Teilnahme an den Meisterschaften kann sie nur empfehlen. "Man muss es einfach wagen." Denn dabei gehe es nur in zweiter Linie um sportliche Erfolge: "In erster Linie ist es schön und wichtig, sich mit anderen auszutauschen und sie kennenzulernen." Schade sei, dass bei den WTG kaum Norddeutsche teilgenommen haben, sondern überwiegend Sportler aus dem südlichen Raum. "Außerdem sind sehr wenige Frauen beteiligt. Beim Schwimmen war ich die einzige Frau aus Deutschland. Auch das ist schade."

Was Angela Rathjen grundsätzlich sehr am Herzen liegt: dass sich mehr Menschen mit dem Thema Organspende auseinandersetzen. Denn in die Lage zu kommen, ein Organ zu spenden, meint sie, sei unwahrscheinlicher, als selbst auf eine Organspende angewiesen zu sein.

• Wer selbst zu den Transplantierten gehört und zu Angela Rathjen Kontakt aufnehmen oder zu dem Thema schreiben möchte, meldet sich gerne in der WOCHENBLATT-Redaktion per E-Mail an alexandra.bisping@kreiszeitung.net.

• Mehr zu den Welttransplantiertenspielen unter www.worldtransplantgames.org.
• Mehr zu dem Verein TransDia unter www.transdiaev.de.

Ihr Flur hängt voller Medaillen: Angela Rathjen hat beim Schwimmen viel erreicht | Foto: ab
Bei den "World Transplantation Games" in Newcastle (Großbritannien) holte die Sauensiekerin Angela Rathjen Bronze über 400 m Freistil | Foto: privat
Redakteur:

Alexandra Bisping

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