Von wegen "Frauenberuf": Steffen Fahje und Andreas Glitza sind Erzieher aus Überzeugung im Apenser Kindergarten
"Wir lieben es, Hahn im Korb zu sein", sagt Andreas Glitza (52) schmunzelnd. Der Erzieher in der Kindertagesstätte "Die Freunde" in Apensen und sein Kollege Steffen Fahje (28) sind die einzigen Männer unter mehr als 30 Frauen im Team. Sie kümmern sich um das Wohlergehen ihrer Schützlinge im Alter von null bis etwa zehn Jahren, wechseln Windeln, trösten weinende Kleinkinder, machen Hausaufgaben mit den Hortkindern - genauso wie die Kolleginnen. Aber ein bisschen anders als die Frauen im Team sind sie es doch. "Wir können uns manchmal besser in die Interessen der Jungen hinein versetzten", sagt Fahje. Wenn er mit seinem Motorrad in den Kindergarten kommt, versammelt sich gleich eine kleine männliche Fangemeinde um ihn. Und bei Themen wie "Star Wars" und Fußball reden die beiden Männer begeistert mit. "Damit sind auch wir aufgewachsen", so Fahje. Andreas Glitza, Vater einer Tochter, hat Verständnis, wenn Jungen sich mal rangeln. "Ich glaube, dass ich manchmal etwas länger als eine Frau abwarten kann, ob sich die Streithähne von alleine wieder vertragen", sagt er. "Jungen wollen die Rangordnung klären."
Aber auch für die Mädchen spielen die Männer eine wichtige Rolle. Sie hören interessiert zu, wenn die Kleinen z.B. von Barbie und Ponys erzählen.
"Viele Kinder haben in den ersten Lebensjahren fast nur Frauen als Bezugspersonen", sagt Glitza. "Bei uns bekommen sie mit, wie Mann und Frau miteinander kommunizieren. Und Kinder orientieren sich auch gerne mal an einem Mann." Dass sie zu jeder Zeit Vorbilder sind, darüber sind sich die beiden Erzieher durchaus bewusst.
Während sie jedoch von den Kindern geliebt und ihre Arbeit von den Eltern und Kolleginnen sehr geschätzt wird, erleben Fahje und Glitza außerhalb der Kita oft, dass ihre Arbeit als unmännlich eingeschätzt wird. "Wenn ich vom Kindergarten erzähle, wird schon mal gegrinst", sagt Steffen Fahre. "Aber Andreas und ich pfeifen auf 'Frauenberuf'. Wir haben uns die Freiheit genommen, in unserem Leben etwas Sinnvolles zu machen, über das wir glücklich sind." Es sei ein wunderbares Gefühl, wenn man das Vertrauen der Kinder und Eltern gewonnen hätte. Die Aufgaben seien unglaublich vielseitig, weil ihre Schützlinge an vielem Interesse hätten, was Erwachsene gar nicht mehr bemerken würden. "Wenn die Kinder einen z.B. Regenwurm finden, wollen sie alles über ihn wissen - wir leisten täglich Bildungsarbeit", stellt Steffen Fahje klar. "Das ist auch für uns spannend."
Aus einem Grund können es die beiden Erzieher jedoch verstehen, dass so wenig Männer in Kindertagesstätten beschäftigt sind. "Unsere Partnerinnen müssen auch immer arbeiten und Geld verdienen", so Fahje. "Mit dem Gehalt eines Erziehers kann man keine Familie ernähren."
Wie turbulent es im Kindergarten zugehen kann und was WOCHENBLATT-Redakteur Björn Carstens als Praktikant erlebte, lesen Sie unter
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