Mit Schafen zur Schule gehen
Waldorfschule in Apensen vermittelt Schülern Verantwortungsgefühl durch Tierhaltung
Statt zuhause auf dem elterlichen Grundstück besucht Waldorfschülerin Mia Stadler (11) ihre vier Schafe jetzt im Schulgarten Apensen: Für einen praxisnahen Unterricht hat sich die Waldorfschule Apensen die Tiere von Familie Stadler ausgeliehen. "Schrubschrub", "Elisabeth", ihre Tochter "Lucy" sowie "Becky" leben von jetzt an eine Zeitlang auf einem wolfsicher eingezäunten Gelände an der Waldorfschule. Den Stall haben die Schuleltern in 250 Stunden Eigenarbeit gebaut, für das Material und den Zaun hat Firma Fricke in Heeslingen insgesamt 1.037,06 Euro gespendet, die die Mitarbeiter durch Spendenläufe gesammelt haben.
"Wir finden, dass Tierhaltung perfekt zum Konzept der Waldorfschule passt", sagt Ideengeberin und Waldorfmutter Friderike Steinkopff. "Die Schafe sollen hier zum Beispiel im kommenden Frühjahr vor Ort geschoren werden, die Schüler werden die Wolle waschen, gegebenenfalls färben und im Handarbeitsunterricht verarbeiten."
Im Gartenbau kann die Wolle als Kompost und zum Umwickeln von jungen Pflanzen verwendet werden, damit diese nicht angeknabbert werden. Dass das Lanolin in der Schafswolle auch handpflegende Eigenschaften und die Schafswolle als Wickel bei Halsschmerzen, einem wunden Babypopo und vielen anderen Beschwerden Linderung bringen kann, lernen die Schüler ganz nebenbei. Zunächst werden die Schüler jedoch mit der Weide- und Zaunpflege beauftragt, erklärt Wiebe Heegardt, Lehrerin für den Gartenbauunterricht, die die Schafe mit kleinen Schülergruppen besucht. "Die Schafe sind nicht zum Kuscheln da." Da diese vier Wolllieferanten jedoch sehr neugierig und menschenbezogen sind, wird sich der Kontakt zwischen Kind und Tier recht schnell von selbst ergeben. "Die Kinder lernen die Bedürfnisse der Schafe kennen, erleben, dass sie z.B. Wiederkäuer sind, Heu und Gras fressen, genügend Wasser benötigen und achten darauf, dass die Tiere gesund sind. So vermitteln wir ihnen gleichzeitig Verantwortungsgefühl."
Ganz leicht fällt es der Eigentümerin Anna Stadler zwar nicht, ihre vier Lieblinge der Waldorfschule zu überlassen. "Die vier sind für uns Familienmitglieder", sagt sie. "Aber da es meiner Tochter an der Waldorfschule gut geht und ich das Konzept toll finde, habe ich mich dafür entschieden. Ich sehe sie auch weiterhin jeden Tag, wenn ich Mia zur Schule bringe."
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