Über 1.000 Euro für ein Zimmer
Abzocke für Flüchtlingsunterkunft in Apensen

Für dieses Zimmer sollen die beiden jungen Ukrainerinnen über 1.000 Euro Miete zahlen | Foto: Henry Schönfeld
  • Für dieses Zimmer sollen die beiden jungen Ukrainerinnen über 1.000 Euro Miete zahlen
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sla. Apensen. Anfangs glaubte Henry Schönfeld noch an ein Versehen oder einen Rechenfehler: Doch jetzt ist es eindeutig: Die Mietforderung der Samtgemeinde Apensen in Höhe von 1.022 Euro für eine Flüchtlingsunterkunft ist Mietwucher und Abzocke. Dr. Anja Wode, Geschäftsführerin des Jobcenters Stade, bedankte sich beim WOCHENBLATT für die Rechere. Normalerweise bekäme das Jobcenter keine genaueren Angaben zu Flüchtlingsunterkünften und zahle die geforderten Beträge, so Wode. In diesem Fall ging die Forderung der Samtgemeinde allerdings direkt an die Ukrainerinnen, die seit ihrer Ankunft von dem Nindorfer Ehepaar Schönfeld betreut werden.

Satzung für "Abzockmiete" wohl ungültig

Die zwei jungen Frauen (20 und 22) erhielten am 1. Juli jeweils eine Mietforderung für ihr gemeinsames ca. 20 Quadratmeter großes Zimmer - Bad und Küche müssen sie sich mit den sieben anderen Bewohnern des Hauses in Apensen teilen. Die jeweils detaillierte Abrechnung: 300 Euro für die Unterkunft plus 50 Euro Heizkosten, 30 Euro für Strom und 131 Euro Nebenkosten, also 511 Euro für jede der Frauen. Insgesamt sollen sie somit 1.022 Euro zahlen.

Diese Mietforderung fanden Ute und Henry Schönfeld völlig überzogen: "Es kann doch nicht sein, dass Frauen die hier arbeiten, so eine hohe Miete zahlen müssen - und für jene, die nicht arbeiten, wird die Miete vom Jobcenter übernommen", sagt Ute Schönfeld verärgert.

Das Nindorfer Ehepaar kümmert sich seit der Ankunft aus der Ukraine im April um die zwei jungen Frauen. Bei der Firma Elbe-Obst in Apensen fand Henry Schönfeld einen Job für sie, und über die Gemeinde Apensen eine Unterkunft unweit ihrer Arbeitsstelle. "Der Preis für die Unterkunft konnte mir von der Gemeinde Apensen anfangs nicht genannt werden", sagt Schönfeld. Umso überraschter war er, als er von der horrenden Mietforderung erfuhr. Schönfeld wandte sich vergangene Woche an Samtgemeinde-Bürgermeisterin Petra Beckmann-Frelock und Mitarbeitende, erhielt zur Klärung, dass es sich um eine Nutzungsgebühr nach dem Obdachlosengesetz handele. "Die Mädchen sind aber nicht obdachlos. Sie haben eine Unterkunft, eine Arbeit, zahlen Steuern und Krankenkassenbeiträge", sagt Ute Schönfeld empört. Henry Schönfeld fragte bei der Wohngeldstelle des Landkreises Stade nach sowie auch beim Buxtehuder Jobcenter - und wandte sich schließlich ans WOCHENBLATT.

"Wir haben jetzt den Landkreis zwecks genauer Untersuchung eingeschaltet", sagt Jobcenter-Geschäftsführerin Dr. Anja Wode. Grundlage für die enorme Mietforderung sei der Höchstsatz einer neuen Satzung, die ab 1. Juli in der Samtgemeinde Apensen in Kraft getreten sei. Diese muss vom Samtgemeinderat beschlossen werden, der jetzt begründen müsse, wieso für dieses 20-Quadratmeter-Zimmer der Höchstsatz angesetzt wurde, so Wode. Bis zum Redaktionsschluss war bei der Samtgemeinde Apensen niemand erreichbar. Das WOCHENBLATT bleibt aber weiterhin dran.

Flüchtlingsrat fordert Maßnahmen
Samtgemeinde Apensen weist Abzock-Vorwürfe zurück
Redakteur:

Susanne Laudien aus Buxtehude

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