Apensen sucht neuen Gemeindebrandmeister
Der Karren sitzt festgefahren im Dreck: Eine solcher Streit um den Bau eines Gerätehauses, wie er sich in Apensen seit sechs Jahren abspielt, ist in Niedersachsen wohl einmalig.
"Ich habe so etwas in meinen 20 Jahren Dienst in der Führungsebene nicht einmal ansatzweise erlebt", sagt Gerhard Moldenhauer, noch amtierender Kreisbrandmeister. Mittlerweile ist Bernd Grambow als dritter Architekt für das Planen der Gerätehäuser in Apensen, Sauensiek und Beckdorf beauftragt und fängt, obwohl es von der Firma Bautec bereits einen laut Feuerwehr perfekten Entwurf gibt, ganz von vorne an. Grambow ist der Favorit der SPD und Grünen-Fraktion. Die Firma Bautec wurde von der CDU ins Boot geholt, ihr Entwurf begeisterte auch die Mitglieder der Freien Wähler und vor allem die der Feuerwehr. Doch weil SPD und Grüne die Mehrheit im Rat haben, bekam Bernd Grambow auch ohne Entwurf den Auftrag.
Der Gemeindebrandmeister Hans-Heinrich Dammann hat nach weiteren zermürbenden Streitereien frustriert sein Ehrenamt geschmissen und ist aus der Feuerwehr ausgetreten (das WOCHENBLATT berichtete). Ein Nachfolger für ihn ist nicht in Sicht. Das wurde Verwaltungschef Peter Sommer auf der einberufenden Kommandositzung von den Kameraden bestätigt. Auch der Posten des stellvertretenden Gemeindebrandmeisters ist bereits seit fünf Monaten vakant. "Das Problem werden wir erst lösen, wenn wir ein Gerätehaus bauen können, wie es der Bautec-Entwurf vorsieht", vermutet Moldenhauer. "Das ist keine Erpressung, sondern eine technische Notwendigkeit."
Jetzt obliegt dem Kreisbrandmeister die Einsatzleitung bei Großfeuern in der Samtgemeinde, bei normalen Einsätzen sind die Ortsbrandmeister zuständig. Alle administrativen Aufgaben liegen bei der Verwaltung. "Ich habe keine Ahnung, wie wir das schaffen wollen", sagt Sommer.
Die Politiker der SPD und Grünen diskutieren derweil ausgiebig über die Anzahl der Fahrzeuge, die im Apensener Gerätehaus untergebracht werden. Die Feuerwehr hat fünf Fahrzeuge, der Architekt hat vier Stellplätze eingeplant. Eine Erweiterung des Gerätehauses ist nicht ohne Zusatzkosten möglich, wie der Architekt auf der vergangenen Feuerschutzausschusssitzung erklärte. Denn für einen fünften Stellplatz müsse das Dach angehoben werden. Die Kosten für den gesamten Bau stehen noch ganz nicht fest, werden aber vom Architekten bisher auf etwa 1,6 Millionen Euro geschätzt.
Der Vorschlag von Dieter Kröger (Grüne), das Einsatzfahrzeug für die Jugendfeuerwehr zurück zu rüsten, so dass es keinen besonderen Stellplatz mehr benötigt, sorgt bei der Feuerwehr für Empörung. "Es handelt sich um ein Mehrzweckfahrzeug, das wir auch für Hochwassereinsätze brauchen. Es wäre Irrsinn, das zurück zu rüsten", sagt Torsten Plumbohm von der Feuerwehr Apensen. Er schlägt vor, sich den Entwurf der Firma Bautec noch einmal anzuschauen: "Dort hatten wir das Problem mit fünf Fahrzeugen doch schon gelöst."
Ein Mediationsverfahren sei einzige Möglichkeit, die verhärteten Fronten an einen Tisch zu bekommen, sagt Gerhard Moldenhauer. "Ich habe das der Politik schon vorgeschlagen und warte händeringend auf Antwort."
Grambows Plan für das Feuerwehrgerätehaus in Beckdorf mit einem Grundriss von 403 Quadratmetern, einem 58 Quadratmeter großen Schulungsraum, 42 Umkleideplätzen und zwei Stellplätzen für die Fahrzeuge fand bei Politikern und Feuerwehrmitglieder Zustimmung. Kosten sind noch nicht bekannt.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.