Samtgemeinde Apensen
Edgar Rot: Besser strategisch statt operativ handeln
Mit ihrem Versuch, den Weg für eine Abwahl der Bürgermeisterin der Samtgemeinde Apensen, Petra Beckmann-Frelock, vorzubereiten, sind die CDU und Grünen erst einmal gescheitert. Sie bekommen dafür nicht die erforderliche Mehrheit im Rat (das WOCHENBLATT berichtete online).
Für Verwaltungsvize Edgar Rot wäre eine Abwahl ohnehin keine Lösung des Problems. Vorstellungen, wie es weitergehen könnte, hat er dennoch, wie er im ausführlichen Gespräch mit dem WOCHENBLATT erklärte. Statt operativ zu handeln und - wie z.B. aktuell Personen austauschen zu wollen, lautet sein Vorschlag, strategisch zu denken und ein Leitbild mit gemeinsam von der Politik, Verwaltung und Verwaltungsleitung definierten Ziele zu erarbeiten: Wie soll sich die Samtgemeinde Apensen bis zum Jahr 2035 entwickeln, wie stellt sich die Politik die Verwaltung im Jahr 2035 vor, was sind die Alleinstellungsmerkmale der Samtgemeinde, was soll gefördert werden? An diesen Leitlinien könnten sich alle Beteiligten bei ihren Entscheidungen - unabhängig von Befindlichkeiten - orientieren.
Zurzeit werde die Diskussion auf einer viel zu persönlichen, emotionalen Ebene geführt. Es gebe keine eindeutige Mehrheit und auch keine Einigkeit im Rat. Dazu komme noch, dass die Hauptverwaltungsbeamtin, sprich Petra Beckmann-Frelock, selbst kein Verwaltungsprofi ist, und zwangsläufig von einer fähigen Verwaltung unterstützt werden müsse.
"Das Problem ist, dass jeder Bürger, auch wenn er nicht fachkundig ist, Bürgermeister werden kann", sagt Edgar Rot. "Petra Beckmann-Frelock wurde auf demokratischem Weg von den Bürgern der Samtgemeinde gewählt. Das muss akzeptiert werden. Und wer garantiert, dass der nächste Kandidat besser geeignet ist als die amtierende Bürgermeisterin? Soll der oder die dann auch wieder abgewählt werden?" Dass sich ein Verwaltungsprofi als Bürgermeister der Samtgemeinde Apensen bewirbt, hält Rot nicht zuletzt aufgrund der vielen negativen Schlagzeilen über die Samtgemeinde für unwahrscheinlich.
Anders als die CDU- und Grünen-Politiker im Rat sieht Rot die Schuld für die sogenannte Rathausflucht nicht bei Petra Beckmann-Frelock. Auch sei die Verwaltung, anders als von einigen befürchtet, durchaus handlungsfähig. "Die Stimmung im Rathaus ist gut und die Mitarbeiter sind motiviert." Es gebe viele andere Gründe für die Kündigungen, sagt der Vize-Chef und nennt zum Beispiel befristete Verträge, bessere Angebote in der Wirtschaft und auch mangelnde Wertschätzung seitens der Politiker. Davon kann Rot ein eigenes Lied singen und auch er plant, die Samtgemeinde Apensen Ende Oktober zu verlassen. Das habe jedoch nichts mit seiner Chefin zu tun, sondern mit dem "politischen Drama" und den Rahmenbedingungen, wozu auch gehöre, dass viele Themen und Diskrepanzen öffentlich und über die Presse ausgetragen würden, statt im direkten Gespräch. Auf WOCHENBLATT-Nachfrage gibt Rot aber auch zu, dass er in Apensen bleiben würde, wenn die Rahmenbedingungen geändert werden - Rot möchte u. a. befördert werden. Entsprechende Anträge wurden von der Samtgemeinde-Bürgermeisterin bereits gestellt. Die Entscheidung liegt beim Rat.
Eine Verbesserung der Situation erhofft sich Edgar Rot von der Arbeitsprozessoptimierung, die von der parteilosen Ratsfrau Dagmar Wosik-Dessel vorgeschlagenen und vom Rat auf den Weg gebracht wurde. "Ich denke, dass bei dieser Prüfung erkannt wird, dass die einzelnen Mitarbeiter das Aufgabenpensum im Rathaus gar nicht bewältigen können", sagt Rot. Auch die Bürgermeisterin sei nicht nur Bürgermeisterin, sondern zugleich auch als Fachbereichsleiterin und als Sachbearbeiterin eingespannt. "Es ist ihr zeitlich gar nicht möglich, allen Forderungen und Beschlüssen des Rats nachzukommen."
Gerade eine in der Verwaltung nicht fachkundige Hauptverwaltungsbeamtin brauche fachkundige Unterstützung. Das heißt, so Edgar Rot, auch Geld z.B. in die Schaffung neuer Stellen, Weiterbildungsmöglichkeiten für Verwaltungsmitarbeiter und in Lehrgänge für Quereinsteiger zu investieren. "Ich hoffe sehr, dass die Ergebnisse des Gutachtens vom Rat akzeptiert und dass die Lösungsvorschläge zeitnah umgesetzt werden", so Edgar Rot. "Dann können wir anfangen, strategisch zu handeln, statt operativ zu agieren."
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