Pläne auf dem Abstellgleis: Beckdorfer Rat stimmt gegen Wohngebiet am alten Bahnhof
jd. Beckdorf. Die Pläne, auf dem Gelände des ehemaligen Beckdorfer Bahnhofs ein kleines Wohngebiet zu schaffen, wurden jetzt endgültig aufs Abstellgleis geschoben: Der Gemeinderat stimmte mehrheitlich gegen den Antrag der Grünen, dort den Bau von rund 15 Wohnhäusern zu realisieren. Ebenfalls abgelehnt wurde die Aufstellung eines Bebauungsplanes für ein Gewerbegebiet. Betriebe könnten sich aber trotzdem ansiedeln: Es gilt nach wie vor der übergeordnete Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Apensen. Dort ist die gesamte Fläche am Bahnhof mit den Schuppen der Stader Saatzucht und dem Bahnhofsgelände, das der Gemeinde Sauensiek gehört, für die gewerbliche Nutzung ausgewiesen.
Vor der Abstimmung mahnte die grüne Ratsfrau Marion Augustin noch einmal eindringlich ihre Kollegen: "Es kann doch vom Rat nicht gewollt sein, dass er die Planungshoheit für das Bahnhofsgelände abgibt." Die Gemeinde habe dann kein Mitsprachrecht mehr, was dort entstehe. "Das wäre fahrlässig." Doch diese Warnung verpuffte. Zwar gilt für den Bereich noch bis Dezember eine Veränderungssperre. "Doch diese Sperre habe nur noch theoretischen Charakter, erklärt Beckdorfs Gemeindedirektor Peter Sommer: "Nun steht ja fest, dass Beckdorf die Fläche gar nicht überplanen will." Im Prinzip könnten sich dort jederzeit Betriebe ansiedeln, die von der Gemeinde womöglich gar nicht erwünscht sind. "Ich denke da beispielsweise an einen Handel mit Schrottautos."
Auch die Stader Saatzucht zeigt sich nicht besonders glücklich über den Beschluss des Rates, alles so zu belassen, wie es ist. "Wir finden diese Entscheidung schade", sagt Abteilungsleiter Matthias Meyer. Das Unternehmen habe es verschiedenen Gesprächen entnommen, dass in der Bevölkerung der Wunsche bestehe, am alten Bahnhof Wohnbebauung zu schaffen. Von der Saatzucht werde diese Fläche nicht mehr als gewerblicher Standort benötigt. Die beiden bestehenden Schuppen seinen an Landwirte verpachtet, so Meyer: "Wenn eine Firma an dem Gelände interessiert ist, werden wir es auch verkaufen."
Der Beckdorfer Bürgermeister Siegfried Stresow signalisiert Gesprächsbereitschaft gegenüber der Saatzucht: "Wenn diese ihre Flächen am alten Bahnhof verkaufen will, kann man auch mit uns darüber reden. Das gleich gilt für die Grundstücke, die Sauensiek gehören." Stresow sieht aber eine großen Unsicherheitsfaktor: "Niemand weiß, wie stark der Boden hier belastet ist. Experten schätzen, dass eine mögliche Dekontaminierung des Erdreichs rund 30 Euro pro Quadratmeter kosten würde. Wer soll das bezahlen? Die Gemeinde Beckdorf wird es nicht tun."
• Im Vorfeld der Ratssitzung richteten die Grünen heftige Vorwürfe an Stresow. Sie warfen ihm, vor, die Ausweisung neuer Baugebiete zu verschleppen. Dieser sah daraufhin sich veranlasst, dazu eine ausführliche Stellungnahme an die Adresse der Ratsmitglieder zu richten. Mehr darüber lesen Sie in der kommenden Mittwochs-Ausgabe des WOCHENBLATT.
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