Politiker sind gegen Baumschutzsatzung für Apensen
jd. Apensen. Grüne und Freie Wähler hatten Antrag gestellt, alte Blutbuche zu erhalten / Mehrheit im Gemeinderat findet Regelung nicht praktikabel. Die Gemeinde Apensen erhält keine Baumschutzsatzung: Das ist das Ergebnis einer kurzfristig einberaumten Ratssitzung. Es gab nicht einen einzigen Politiker, der für die von Teilen der Wählergemeinschaft und den nicht mehr im Rat vertretenen Grünen geforderte Satzung stimmte. Das Regelwerk sollte erlassen werden, um eine 1898 gepflanzte Blutbuche vor der Axt zu retten (das WOCHENBLATT berichtete).
Laut Naturschutzgesetz ist es möglich, dass der Verwaltungschef einer Gemeinde besonders schützenswerte Bäume einstweilig sicherstellt. Genau das war die Forderung aus den Reihen der Grünen und der Freien Wähler: Politiker aus beiden Parteien halten die hochgewachsene Buche in der Zevener Straße für besonders wertvoll. Als bekannt wurde, dass der majestätische Baum wegen eines Hausbaus gefällt werden sollte, starteten sie eine Initiative zum Erhalt der Blutbuche. Rathauschef Peter Sommer holte sich fachlichen Rat beim niedersächsischen Städte- und Gemeindebund (NSGB): Dort hieß es, er könne nur aktiv werden, wenn eine Baumschutzsatzung auf den Weg gebracht werde.
Dafür wollte Sommer das Okay der Politiker bekommen. Doch die winkten ab und reagierten zum Teil sogar mit Empörung: "Diese Sitzung ist eine Farce", wetterte CDU-Ratsfrau Ruth Uhlendorf. Für sie wäre eine Baumschutzsatzung ein "Schildbürgerstreich" gewesen. "Wenn die Buche so wertvoll sein soll, warum haben wir sie dann nicht schon längst unter Schutz gestellt?" fragt sich Uhlendorf. Sie hält es für äußerst problematisch, die Rechte des Grundstückseigentümers zu beschneiden.
Ähnlich sahen das die anderen Ratsmitglieder: Uhlendorfs Parteifreund Claus Tobaben meinte, eine Baumschutzsatzung sei ein "unerträglicher Eingriff in das Privateigentum" und komme einer "kalten Enteignung" gleich. Jutta Pulkowski (SPD) wiederum sorgte sich um die Folgekosten: Laut Gemeindedirektor Sommer müsste Apensen bei einer einstweiligen Sicherstellung der Buche einen sechsstelligen Betrag aufbringen, um dem Eigentümer Schadensersatz für den Grundstückskauf und die bisherigen Planungskosten zu leisten.
FWG-Ratsherr Frank Buchholz brachte das Dilemma, in dem die Politker stecken, auf den Punkt: "Wir können in diesem Fall nicht das machen, was ein Großteil der Bevölkerung eigentlich von uns erwartet." Die Gemeinde sei finanziell nicht in der Lage, mal eben das Grundstück zu kaufen und so den Baum zu erhalten. Die Buche könne nicht die Gemeinde, sondern allenfalls massiver öffentlicher Druck retten.
Das Schicksal des Baumes ist allerdings noch nicht endgültig besiegelt: Der Gemeinderat beschloss, eine Anfrage an die Naturschutzbehörde des Landkreises zu richten: Laut Auskunft des NSGB sei es möglich, die Buche zum Naturdenkmal zu erklären, so Bauamtsleiterin Sabine Benden. Große Hoffnungen macht sie denjenigen, die den Baum erhalten wollen, aber nicht: "Der Landkreis fühlte sich vorher schon nicht zuständig und hatte der Gemeinde Apensen den Schwarzen Peter zugeschoben."
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