Bilanz des Weissen Rings für 2023
Deutlich mehr Hilfesuchende
Im vergangenen Jahr haben 158 Menschen bei der Außenstelle der Opferschutzorganisation Weisser Ring im Landkreis Harburg Hilfe gesucht - ein Anstieg von 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (111). Diese Zahlen gehen aus dem aktuellen Tätigkeitsbericht der Außenstelle hervor.
Die Verantwortlichen des Weissen Rings sehen zwei Hauptgründe für den deutlichen Anstieg. So wurde die Medien- und Pressearbeit intensiviert, sodass mehr Hilfesuchende auf die Organisation aufmerksam wurden und dort Unterstützung suchten. Diese Entwicklung unterstreiche die Bedeutung einer fortgesetzten Medienpräsenz, um Kriminalitätsopfern im Landkreis Harburg Hilfestellung bieten zu können, erklärt Michael Kropp, stellvertretender Leiter der Außenstelle.
Zudem wurde im Dezember 2022 eine Kooperationsvereinbarung mit der Polizeiinspektion Harburg geschlossen, wodurch die Kontaktdaten von Opfern mit deren Einwilligung direkt an den Weissen Ring weitergeleitet wurden. Dies ermöglichte den ehrenamtlichen Opferhelferinnen und -helfern, schnell Kontakt aufzunehmen, erste Gespräche zu führen und unmittelbar Hilfe zu leisten, verdeutlicht Kropp.
Die meisten Hilfesuchenden waren weiblich (109 Opfer), aber auch bei Männern gab es einen Anstieg um neun Prozent (49 Opfer). Insbesondere bei Senioren über 60 Jahren verzeichnete der Weisse Ring mehr Hilfesuchende.
Während Männer vor allem Opfer von Körperverletzungsdelikten wurden, waren Frauen verstärkt von Sexualdelikten betroffen. Dabei hätten viele Frauen in ihrer Kindheit oder Jugend innerhalb der Familie sexuellen Missbrauch erlebt und erst nach mehreren Jahren Unterstützung beim Weissen Ring gesucht, berichtet Kropp.
Er betont, dass sich der Weisse Ring nicht ausschließlich um Opfer von Gewalt- und Sexualdelikten kümmert. So hätten sich mehrere Menschen gemeldet, nachdem sie im Internet auf übelste Weise beleidigt, verleumdet und bloßgestellt worden waren. Zu den Hilfesuchenden gehörten auch sechs Hinterbliebene von vollendeten Tötungsdelikten. In 63 Fällen begingen Täterinnen und Täter kriminelle Handlungen im Kontext häuslicher Gewalt. Unter den Opfern häuslicher Gewalt befanden sich zehn männliche Personen.
Der Weisse Ring leistete im vergangenen Jahr zudem umfassende Unterstützung durch Soforthilfen in Höhe von mehr als 12.000 Euro, finanzielle Hilfe für Betroffene, Begleitung zur Polizei und zu Rechtsanwälten sowie psychosoziale Unterstützung (zusammen etwa 23.000 Euro). Besonderes Augenmerk lag auf der Betreuung von Opfern während des Gerichtsverfahrens.
Neben der Opferhilfe setzte der Weisse Ring weiterhin auf Prävention mit Vorträgen und Präventionsständen zu den Themen "Sicherheit im Alter" sowie "Gegen Gewalt an Frauen". Erfolgreiche Trainings für Selbstbehauptung und Zivilcourage in Zusammenarbeit mit Sportvereinen im Landkreis Harburg wie dem TSV Buchholz 08 werden auch in diesem Jahr angeboten.
Um für die gestiegenen Anforderungen gewappnet zu sein, will der Weisse Ring im Landkreis Harburg sein Team auf 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufstocken.
Weitere Infos unter https://harburg-kreis-niedersachsen.weisser-ring.de. (os/nw).
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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