Buchholz
Gewalttätige Jugendbande - ein Täter ist jetzt in Jugendhaft
"Geld und Smartphone her - oder es gibt aufs Maul" - so oder ähnlich hat eine Jugendgang wochenlang Gleichaltrigen Gewalt angedroht und sie zur Herausgabe ihrer Wertsachen genötigt - sie "abgezogen", wie es in Jugendsprache heißt. Einer der heute 16-jährigen Täter sitzt jetzt in einem Jugendgefängnis. Die Staatsanwaltschaft Stade hat in zahlreichen Verfahren Anklage erhoben, die ersten Verhandlungen vor dem Jugendgericht sollen in den nächsten Wochen folgen.
Rückblick: Eine kleine Gruppe von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Alter von damals 14 bis 17 Jahren sorgte seit September 2023 für Angst und Schrecken unter Gleichaltrigen auf dem Schulweg. Die jungen Kriminellen traten immer wieder durch zahlreiche Straftaten in Erscheinung, u.a. wegen Verkehrs-, Diebstahls- oder Betäubungsmitteldelikten sowie Raub- und Bedrohungsdelikten. Tatorte waren insbesondere Buchholz, Jesteburg, Asendorf und Hanstedt.
Nach einem runden Tisch mit Polizei, Verwaltung, Staatsanwaltschaft, Jugendgerichtshilfe und weiteren Institutionen im vergangenen November waren die Täter zwar seltener durch Raubstraftaten auffällig. Dennoch sorgten Jugendliche der Gang immer wieder für Polizeieinsätze durch Verkehrsstraftaten, Drogen- und Eigentumsdelikte oder Verstöße gegen die für Teile der Buchholzer Innenstadt und zwei Ortsteile erlassenen Aufenthaltsverbote.
Mehrmalige Missachtung der Aufenthaltsverbote
Der jetzt in Haft sitzende Jugendliche landete nach mehrmaliger Missachtung der Aufenthaltsverbote zunächst einige Tage in Ersatzzwangshaft, bis die Familie die fälligen Bußgelder bezahlte, dann nach einer im Juli gemeinschaftlich begangenen Körperverletzung in Untersuchungshaft. Der Haftbefehl erfolgte letztlich wegen Verdunkelungsgefahr, nachdem der 16-Jährige nach der Körperverletzung auch noch einen Zeugen von der Aussage bei der Polizei abbringen wollte.
Ein weiterer 15-Jähriger aus der Gruppe verbüßt aktuell einen vierwöchigen Dauerarrest, weil er Sozialstunden, die ihm wegen eines Strafverfahrens auferlegt worden waren, nicht erbracht hatte.
Perfides Vorgehen
Das Vorgehen der Jugendbande, die vor allem im September und November 2023 durch ihre Straftaten im Landkreis Harburg auffiel, bezeichnete die Polizei damals als perfide, da sich die jungen Straftäter in der fünf- bis sechsköpfigen Gruppe häufig einzelne Opfer suchten und sie massiv bedrohten, um an Geld, Smartphone und Markenkleidung zu kommen. Daher vermutete die Polizei eine hohe Dunkelziffer.
Julia Martens, Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes, sieht in der jetzigen Verhaftung eines 16-jährigen Bandenmitglieds ein wichtiges Signal: "Bei jugendlichen Intensivtätern kommt unsere Prävention an ihre Grenzen, weil die Täter scheinbar Erfolg mit ihrer Masche haben und sich unangreifbar fühlen. Dies ist auch für die Geschädigten schwer auszuhalten. Die konsequente Verfolgung der Straftaten im Sinne der Repression, im Extremfall eben auch Untersuchungshaft für einen 16-Jährigen, kann ein deutliches Signal für die Täter sein, dass ihr Handeln früher oder später doch Konsequenzen hat."
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