Auf den Ernstfall vorbereitet
Konstantin Keuneke leitet seit zwei Jahren die Abteilung Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz beim Landkreis Harburg
(nw/tw). Manchmal ist das Leben schneller, als man Pläne schmieden kann. Als Konstantin Keuneke (40) vor zwei Jahren die Leitung der damals neu geschaffenen Abteilung für Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz übernommen hatte, stand eines ganz oben auf der To-do-Liste: zu prüfen, in welchen Bereichen und durch welche Projekte Rettungsdienste, Brand- und Katastrophenschutz weiter gestärkt werden können. „Dabei kam auch der Gedanke auf, den bestehenden Pandemie-Plan zu erneuern“, erinnert sich Keuneke. Zeit dafür blieb dann allerdings nicht mehr. „Nicht einmal drei Monate später waren wir durch Corona direkt im Thema und die Pandemie war von der bloßen Theorie zum Arbeitsalltag geworden“, erzählt Keuneke, über dessen Abteilung ab März 2020 der Aufbau des Krisenstabs lief und die seitdem während der Pandemie an den verschiedensten Stellen immer wieder operative Gefahrenabwehr geleistet hat.
Wenn man mit Konstantin Keuneke spricht, macht er einen in sich ruhenden und gelassenen Eindruck. Die Corona-Pandemie hat ihn und seine Mitarbeitenden aber nicht selten auch an die Belastungsgrenzen gebracht - ganz besonders, als es im Herbst 2020 darum ging, in Windeseile zwei Impfzentren im Kreis aufzubauen. „Die ständigen Strategiewechsel von Land und Bund, die Lieferschwierigkeiten bei den Impfstoffen und nicht zuletzt die Frage der Finanzierung - das hat mir einige graue Haare wachsen lassen“, so Keuneke. Dass das Thema Impfen einmal zu seinem „Kerngeschäft“ gehören würde, hätte der gelernte Notfallsanitäter nicht gedacht. Lange Zeit war Keuneke im Rettungsdienst und in einer Hamburger Leitstelle tätig, berufsbegleitend absolvierte er ein Studium im Bereich Gefahrenabwehr. Im Jahr 2017 übernahm er schließlich die Leitung der Einsatzleitstelle im Landkreis Harburg, bevor er dann im Januar 2020 zum Abteilungsleiter aufstieg.
Durch seine berufliche Laufbahn, aber auch seinen jahrzehntelangen Einsatz bei der Freiwilligen Feuerwehr weiß Konstantin Keuneke aus eigener Erfahrung, in welchen Bereichen Rettungsdienste, Brand- und Katastrophenschutz weiter gestärkt werden können. „In den zurückliegenden zwei Jahren konnten wir – trotz Corona – die bestehenden Strukturen an vielen Stellen optimieren und so die Notfallversorgung der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Harburg weiter verbessern“, berichtet Keuneke. So wurden zwei neue Interimsstandorte für den Rettungsdienst in Oldershausen und Garlstorf in Betrieb genommen, die die flächendeckende Versorgung verbessern. Es wurden zusätzliche Krankentransportwagen in Dienst gestellt. Aktuell laufen Planungen für die Inbetriebnahme eines Notfall-Krankentransportwagens. Seit November vergangenen Jahres ist außerdem ein zweites Notarzteinsatzfahrzeug im Dienst, 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche. „Außerdem wurden in der Einsatzleitstelle neue Schnittstellen geschaffen, wir haben auf digitale Telefontechnik umgestellt und nutzen seit einiger Zeit AML, ein System, dass bei Wahl des Notrufs automatisch den Standort des Anrufenden übermittelt“, berichtet Keuneke.
Auch für die Zukunft bleibt viel zu tun: Im Katastrophenschutz steht die Entwicklung von aktuellen Plänen für sogenannte Sonderlagen, z.B. flächendeckenden Stromausfall, an, ebenso wie die Ausarbeitung neuer Übungen für den Katastrophenschutzstab. Und Keuneke hofft, endlich das Projekt Mobile Retter voranbringen zu können, das schon seit Längerem in den Startlöchern steht, dem aber Corona in die Quere kam.
Langeweile droht also auch ohne das bestimmende Thema Corona - für dessen Bewältigung inzwischen eine eigene Stabsstelle geschaffen wurde - nicht. Das gilt auch für Konstantin Keunekes Freizeit. Er teilt sich mit einem Kollegen wöchentlich die Rufbereitschaft - wann immer es zu größeren Einsätzen oder Unwettern, technischen Problemen oder auch Personalausfall kommt, klingelt sein Telefon – natürlich auch nachts. Eine Belastung, mit der Keuneke gut zurechtkommt. „Durch meine Zeit bei der Feuerwehr und als Rettungssanitäter trage ich seit über 20 Jahren einen Funkmeldeempfänger – man gewöhnt sich daran. Umso wichtiger ist es aber, an den Tagen ohne Rufbereitschaft auch wirklich abzuschalten und den Kopf frei zu bekommen“, erzählt Konstantin Keuneke. Und für Ablenkung ist gesorgt: Nach Feierabend wird er zu Hause schon sehnsüchtig von seinen zwei kleinen Töchtern erwartet und statt Pläne für den Notfall zu erstellen, wird einfach mal vorgelesen.
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