Brand in Flüchtlingsunterkunft
Toter (28) wurde identifiziert
Ein Toter, 20 Verletzte und eine schwerverletzte Person: Das ist die Bilanz eines Feuers, das am Montag in der Flüchtlingsunterkunft an der Bremer Straße in Buchholz gegen 11.30 Uhr ausgebrochen war. Ein Großaufgebot von Feuerwehr und Rettungskräften rückte an, mehrfach wurde die Alarmstufe raufgesetzt. Die Lösch- und Rettungsarbeiten vor Ort konnten gegen Nachmittag abgeschlossen werden.
Die Polizei sei am Vormittag zu einem Einsatz wegen Streitigkeiten in die Unterkunft gerufen worden. "Der ersten Einschätzung nach war das eine relativ harmlose Sache", sagte Polizeisprecherin Wiebke Hennig vor Ort. Die Beamten, die gemeinsam mit Heim-Mitarbeitern zur Schlichtung die Unterkunft betraten, wurden Zeugen einer Explosion, nachdem sie zunächst Benzingeruch wahrgenommen hatten. Vermutlich hatte einer der Bewohner sein Zimmer in Brand gesetzt.
"Der Brand entstand im unteren Geschoss, breitete sich aber schnell auf das zweite Geschoss aus", erklärt Oliver Weiß, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Buchholz. Aufgrund der schnellen Ausbreitung und der starken Rauchentwicklung über die komplette Anlage, die aus 48 Containern besteht, erhöhte die gerufene Feuerwehr die Alarmierungsstufen mehrfach. Die letzte ausgerufene Alarmierungsstufe war "MANV 15" (Massenanfall von Verletzten).
Toter identifiziert - Polizist außer Lebensgefahr
Im Gebäude wurde eine leblose Person gefunden. Nach Angaben der Polizei am Dienstagvormittag handelt es sich um einen 28-jährigen Mann aus Äthiopien, der für die Explosion verantwortlich gewesen sein dürfte. Ein Polizeibeamter wurde schwerverletzt. Es gab zudem 20 Verletzte, darunter Polizisten, ein Mitarbeiter der Unterkunft sowie mehrere Bewohnerinnen und Bewohner. Die Verletzten wurden vor Ort versorgt und bei Bedarf in umliegende Kliniken verbracht. Auch der verletzte Polizeibeamte wurde in eine Klinik gebracht, er befindet sich nicht in Lebensgefahr, wird aber intensivmedizinisch versorgt.
Neben den fünf Ortsfeuerwehren der Stadt Buchholz, die mit Brandbekämpfung und Evakuierung alle Hände voll zu tun hatten, wurde unter anderem die Feuerwehr aus Jesteburg hinzugerufen. Ebenfalls landeten zwei Rettungshubschrauber auf einem nahegelegenen Parkplatz sowie auf dem Gelände des Gymnasiums Am Kattenberge. Der Bereich wurde großräumig evakuiert und der Verkehr umgeleitet, die Lösch- und Rettungsarbeiten vor Ort wurden am Montagnachmittag abgeschlossen. Die Ermittlungen konzentrieren sich derzeit auf die Hinterfragung des Motivs und der Hintergründe.
Die evakuierten Bewohner der Unterkunft wurden kurzfristig in der Schützenhalle Buchholz untergebracht. Der Gebäudeschaden an der Unterkunft wird auf etwa 250.000 Euro geschätzt.
Rasche Versorgung Verletzter durch Krankenhaus Buchholz
Nach dem Brand in der Containerunterkunft wurden einige der Verletzten rasch ins nahe gelegenen Krankenhaus Buchholz gebracht. Die Verletzten, darunter eine Polizistin und ein Mitarbeiter der Einrichtung, wurden wegen Rauchgasinhalation und teils weiteren Verletzungen behandelt. Von den sieben Behandelten musste niemand in Buchholz stationär aufgenommen werden. Marco Ludik, stellvertretender Leiter der zentralen Notaufnahme (ZNA) im Buchholzer Krankenhaus, lobt die Schnelligkeit des gesamten Teams: „Wir konnten die Verletzten rasch medizinisch versorgen. Bei allen wurde wegen Rauchgasinhalation der Kohlenmonoxydgehalt bestimmt und sie ohne Verzögerung weiterer Diagnostik und Versorgung unterzogen. Ein Verletzter wurde nach Erstbehandlung und Diagnostik in das Klinikum Boberg als Arbeitsunfall weiter verlegt. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ZNA haben die Verletzten zügig versorgt. Wir können mit unserer Leistung sehr zufrieden sein.“
Auch für die Verpflegung der rund 60 Bewohner der Einrichtung sprang das Krankenhaus Buchholz kurzfristig ein, die aktuell in der Buchholzer Schützenhalle untergekommen sind. Mittag-, Abendessen und das Frühstück wurden vom benachbarten Krankenhaus bereitgestellt. „Auf solche Notfälle sind wir als kommunaler Versorger stets vorbereitet. Dank effizienter Organisation und Flexibilität konnten wir als verlässlicher Partner vor Ort kurzfristig die Verpflegung der Bewohner bis einschließlich heute Morgen sicherstellen“, sagt Franziska von Breunig, Geschäftsführerin des Krankenhauses Buchholz. Die weitere Versorgung übernimmt ab sofort wieder die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., Regionalverband Harburg.
Landrat dankt den Einsatzkräften
„Es herrscht große Betroffenheit. Wir sind in Gedanken bei allen Leidtragenden, ganz besonders bei dem schwerverletzten Polizisten und seinen Angehörigen“, sagt Landrat Rainer Rempe. „Wir sind sehr froh, dass sich der Beamte aktuell nicht mehr in Lebensgefahr befindet. Wir wünschen ihm von Herzen alles Gute für die Genesung.“
Rempe, der sich aktuell im Ausland befindet und deshalb nicht persönlich vor Ort sein konnte, richtet außerdem seinen Dank an alle Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und Hilfsorganisationen aus. „Ein solcher Einsatz stellt für alle Beteiligten eine große Belastung dar. Nur durch die gute und reibungslose Zusammenarbeit vor Ort konnte den Verletzten so schnell geholfen und Schlimmeres verhindert werden.“
Die Bewohner der betroffenen Unterkunft, die durch den Brand teilweise ihr ganzes Hab und Gut verloren haben, wurden kurzfristig in der Schützenhalle in Buchholz untergebracht. „Wie die weitere Unterbringung aussehen kann, wird derzeit individuell geklärt“, sagte Rempe. Es bestehe die Möglichkeit, in anderen Unterkünften im Landkreis unterzukommen. Diejenigen, die in Buchholz bleiben möchten, weil sie beispielsweise vor Ort arbeiten oder einer Ausbildung nachgehen, könnten vorübergehend in der Schützenhalle verbleiben und voraussichtlich in den Erweiterungsbau der Asylunterkunft an der Bremer Straße ziehen. Dieser soll laut Planung Ende Juli bezugsfertig sein.
Nach dem Brand waren auch viele Bürgerinnen und Bürger schnell zur Stelle, um die Bewohner unter anderem mit Sachspenden zu unterstützen. „Diese große Hilfsbereitschaft ist ein wichtiges Zeichen der Solidarität“, lobte Rempe.
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