40 Flüchtlinge pro Woche: Zahlreiche Helfer engagieren sich in den Gemeinden
(mum). „Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter!“ Mit diesem Goethe-Zitat beendet Reiner Kaminski, Fachbereichsleiter Soziales beim Landkreis Harburg, in der Regel seine Präsentation, wenn er Bürger über neue Unterkünfte für Asylbewerber informiert. Kaminski hofft, Vorurteile abzubauen und für Verständnis zu werben.
Seit 2012 ist die Zahl der Flüchtlinge dramatisch gestiegen. Während 2011 gerade einmal 53.000 Menschen in Deutschland Schutz suchten (im Landkreis waren es 90 Personen), sind es allein in diesem Jahr (Januar bis Juli) 97.000 Menschen. Insgesamt wohnen aktuell 988 Asylbewerber in Einrichtungen des Landkreises. Die Kreisverwaltung geht davon aus, dass bis Ende 2015 mehr als 2.000 neuen Flüchtlinge untergebracht werden müssen. „Zur Zeit kommen jede Woche bis zu 40 Personen an“, so Kaminski. „Wenn wir in den nächsten Wochen keine kurzfristig nutzbaren Unterkünfte für jeweils mindestens 30 bis 120 Flüchtlinge finden, sind unsere Kapazitäten Anfang Oktober ausgeschöpft.“ Bislang sind 58 bis 60 Plätze als Obergrenze für Unterkünfte festgelegt. Jetzt seien auch größere Wohnanlagen vorstellbar.
Sobald neue Standorte feststehen, werden Anwohner und Öffentlichkeit zeitnah informiert. „Der erste Schritt ist jedoch, dass Bürgermeister und Gemeinderat hinter dem Standort stehen“, sagt Landkreis-Sprecher Johannes Freudewald.
• Wer Wohnraum zur Anmietung oder Grundstücke zur Verfügung stellen möchte, meldet sich beim Landkreis unter 04171 - 693423.
„Uns fehlen zehn Millionen Euro“
(mum). Pro Kopf zahlt das Land 5.932 Euro pro Jahr oder 494 Euro pro Monat für einen Asylbewerber. Etwa 350 Euro bekommt ein Erwachsener im Monat. Der Rest reicht für die Unterbringung oder die medizinische Versorgung der Flüchtlinge aber nicht aus. Zudem wird die Zahl der Köpfe nach den Durchschnittswerten von 2011 und 2012 berechnet, als im Landkreis nur 100 Flüchtlinge pro Jahr aufgenommen wurden. Das stimmt aber heute längst nicht mehr mit der Zahl der Zuweisungen überein. „Wir erwarten für 2014 ein Defizit von zehn Millionen Euro, wenn es bei knapp 40 Flüchtlingen pro Woche bleibt“, sagt Rainer Kaminski. „Den Kosten von zwölf Millionen Euro stehen Zuweisungen von zwei Millionen Euro vom Land gegenüber.“
Wer helfen will...
Der Landkreis ist froh, dass sich in nahezu allen Gemeinden Menschen zusammengefunden haben, die den Asylbewerbern helfen wollen.
• Winsen: Internationales Café St. Marien; Pastor Markus Kalmbach, Tel.: 04171 - 4787
Fahrradwerkstatt der ADFC Ortsgruppe Winsen; Arno Neumann, Tel.: 0176 - 37700797
• Elbmarsch: Ehrenamtliche Betreuer in Drage und Tespe
• Stelle: Internationales Café, gemeinsame Ausflüge, Sportangebote, TV- und Fahrradspenden, Sprachunterricht; Gerhard Koch, Tel.: 04174 - 3294
• Buchholz: Bündnis für Flüchtende, Plenum, AGs für Öffentlichkeitsarbeit,
Sprachunterricht (Dolmetscher), Spielegruppe, Musik- und
Trommelgruppe, Sportgruppe, Interkulturelles Elterncafé, Kochtreff, Rechtsberatung; Heinrich Helms, Tel.: 04181 - 214788
• Tostedt: Internationales Café, Fahrradspenden, Kirchengemeinde und
Forum für Zivilcourage; Ulrich Graß, Tel.: 0176 - 92124241
• Rosengarten: Kirchencafé in Klecken; Tel.: Dorothea Blaffert, 04105 - 76555
• Jesteburg: Helferkreis Café Farbenfroh; Margarete Ziegert, Tel.: 04183 - 5412 und Peter Otte, Tel.: 04183 - 5529
• Hollenstedt: Fahrradspenden, Sprachunterricht, Einkaufshilfen, Runder Tisch der Samtgemeinde
• Seevetal: Präventionsrat, Kleiderspenden und Fahrradwerkstatt, Silke Lührs, Tel. 040 - 7682762
• Garlstorf: gemeinnützige Arbeit
• Salzhausen: Initiativkreis ist in Gründung
Wer sich für die Flüchtlinge engagieren möchte, sollte sich an den jeweiligen Ansprechpartner wenden.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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