Buchholz hat noch Luft nach oben
Alltagshelfer für sehbeeinträchtigte Bürger
Seit vergangener Woche bietet der Landkreis Harburg Aufkleber in Brailleschrift für Abfallbehälter an. So soll den Menschen mit Sehbeeinträchtigung Mülltrennung einfacher gemacht werden. „Wir wollen die Barrierefreiheit verbessern und blinden und sehbehinderten Menschen die richtige Mülltrennung erleichtern“, betont Nina Rindt von der Abfallwirtschaft. „Das ist für die Menschen mit Sehbeeinträchtigungen auch ein Stück mehr Unabhängigkeit und Selbstständigkeit.“ Die Abfallwirtschaft hat die Aufkleber in Absprache mit dem Blindenverein entwickelt.
Kleine Helfer wie diese sind für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen eine Erleichterung im Alltag. Das WOCHENBLATT hat bei Matthias Lünzmann vom Inklusionsbeirat Buchholz und der Blickpunkt-Auge-Beratung (BPA) Buchholz nachgefragt, wo es in Buchholz Verbesserungspotenzial gibt.
Im öffentlichen Raum seien es in Buchholz beispielsweise die Ampeln, die bis auf wenige Ausnahme nicht barrierefrei seien. Gerade bei den größeren Kreuzungen wäre ein akustisches Signal wichtig für die Sicherheit beim Überqueren. "Wenn es keines gibt, orientiere ich mich zur Not an den anderen Fußgängern", erklärt Matthias Lünzmann. Die neu installierten Ampeln in der Stadt seien natürlich barrierefrei, doch genügend seien es eben nicht. Das Thema Leitstreifen könnte in Buchholz gerade in der Innenstadt noch besser umgesetzt werden, so Lünzmann. An manchen Stellen, wie beim Zebrastreifen am Peets Hoff, seien zwar Leitstreifen errichtet worden, doch die führen irgendwann ins Nichts oder werden zugestellt. Am Bahnhof gebe es zwar Leitstreifen im Bereich der Gleise, da diese Vorschrift sind. Doch darüber hinaus sind blinde und sehbeeinträchtigte Menschen auf sich gestellt. Er nennt Winsen als positives Beispiel für eine mit Leitstreifen gut ausgestattete Innenstadt.
Ein weiteres Ärgernis seien Schutzpoller auf den Straßen, denn nicht alle von ihnen sind farblich markiert. Beispielsweise an der Poststraße oder rund um die St.-Paulus-Kirche Buchholz verschwindet das Grau der Poller für sehbeeinträchtigte Menschen schnell im Straßengrau oder dem Rot der Pflastersteine. Besser wäre eine herkömmliche rot-weiße Markierung. "Gerade abends sind die schwer zu erkennen", sagt Matthias Lünzmann.
Die Braille-Aufkleber für Mülltonnen seien vor allem eine Erleichterung für blinde Menschen - sehbeeinträchtigten Menschen sei durch die farbliche Unterscheidung an sich geholfen. Zudem beherrschen viele sehbeeinträchtigte Menschen Braille auch gar nicht mehr, erklärt Lünzmann. Das Smartphone sei in der heutigen Zeit eine große Erleichterung und übernehme viele Funktionen kleiner Alltagshelfer. Als Zusatz bei den Abfalleimern würde Lünzmann sich zusätzlich eine Erhebung der Buchstaben (beispielsweise "P" für Papier) wünschen - das würde auch sehbeeinträchtigten Menschen das Ertasten der Funktion ermöglichen.
Wo gibt es die Braille-Aufkleber?
Die Brailleschrift-Kennzeichnung kann ganz einfach per Telefon oder E-Mail angemeldet werden, die Abfallbehälter werden dann mit der tastbaren Aufschrift in Blindenschrift am Griff ausgezeichnet.
Um den Aufkleber zu erhalten, reicht ein Anruf bei der Abfallwirtschaft unter Tel. 04171–639 694 oder eine E-Mail an abfallberatung@lkharburg.de. Innerhalb weniger Tage kommt ein Mitarbeiter der Abfallwirtschaft vorbei und beklebt die Abfallbehälter mit den richtigen Bezeichnungen in Brailleschrift.
Ein tolles Angebot
Das DRK Kreisverband Harburg-Land bietet seit über 25 Jahren einen Nachrichtendienst für Menschen mit Sehbeeinträchtigung an. Ein ehrenamtlicher Leserkreis liest jeden Mittwoch unter anderem Artikel aus dem WOCHENBLATT vor und verschickt die Aufnahme als CD per Post an Menschen, die nicht (mehr) selbst Zeitung lesen können. Wer Interesse an dem Angebot hat, kann sich bei der Ehrenamtskoordinatorin Alexandra Petersen unter Tel. 04171 - 88 90 40 oder per E-Mail an ehrenamt@drk-lkharburg.de melden. Der DRK-Kreisverband Harburg-Land bietet seit über 25 Jahren einen Nachrichtendienst für Menschen mit Sehbeeinträchtigung an. Ein ehrenamtlicher Leserkreis liest jeden Mittwoch unter anderem Artikel aus dem WOCHENBLATT vor und verschickt die Aufnahme als CD per Post an Menschen, die nicht (mehr) selbst Zeitung lesen können. Wer Interesse an dem Angebot hat, kann sich bei der Ehrenamtskoordinatorin Alexandra Petersen unter Tel. 04171 - 88 90 40 oder per E-Mail an ehrenamt@drk-lkharburg.de melden.
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