Buchholz
Als Bezirksförsterin oft mit "Aufräumen" beschäftigt
Ihren Jagdschein hatte sie schon in jungen Jahren in der Tasche, sie ist gerne im Wald und mag den Kontakt zu Menschen: Franziska Schneider (27) hat als Bezirksförsterin ihre Berufung gefunden. Dass sie im April 2022 in der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Forstverband Jesteburg außerdem an ihrem Wunsch-Arbeitsplatz an der Seite von Bezirksförster Torben Homm tätig werden konnte, verdankt sie ausgerechnet den drei Stürmen Ylenia, Zeynep und Antonia im Februar 2022.
Nach dem Abitur studierte die gebürtige Dibbersenerin Franziska Schneider Forstwirtschaft in Göttingen. Es folgte ein eineinhalbjähriger Vorbereitungsdienst mit einer vierwöchigen Hospitation bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Auch der Naturschutz in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises stellte einen wichtigen Ausbildungsschwerpunkt dar.
Insgesamt 6.500 Hektar Waldfläche
Die FBG Forstverband Jesteburg mit insgesamt 6.500 Hektar Waldfläche kannte sie bereits von Vertretungen und verstand sich bestens mit dem Team. Dann kam der Hilferuf von Torben Homm, denn nach der Sturmserie war die Arbeit allein nicht mehr zu schaffen, sodass die FBG über ihren Kooperationsvertrag mit der Landwirtschaftskammer eine zweite Bezirksförsterstelle einrichtete.
Um die Sturmschäden zu beseitigen, bekamen die heimischen Förster Unterstützung in Form von Harvestern aus Baden-Württemberg und dem Sauerland, da überall in den hiesigen Wäldern alle großen Maschinen ausgebucht waren. "Bereits nach fünf Tagen im Dienst habe ich die ersten Unternehmer eingewiesen, zum Beispiel, welche Holzlängen und -stärken geschnitten werden müssen. Das war schon spannend. Es dauerte insgesamt 14 Monate, das ganze Sturmholz aufzuarbeiten", erinnert sich Franziska Schneider an das anstrengende "Aufräumen".
Unterstützung im FBG-Büro von Familie Gamradt
Als Bezirksförsterin betreut Franziska Schneider für die FBG seither eine Waldfläche von fast 3.500 Hektar, u.a. zwischen Buchholz-Dibbersen und Jesteburg, der Seeve bis zur Elbe, die zur FBG gehören, und sie ist u.a. Ansprechpartnerin für rund 300 der FBG angeschlossenen Waldbesitzer. Im FBG-Büro wird Franziska Schneider unterstützt von Inka Gamradt-Goroncy, Tochter des langjährigen Forstamtmanns Uwe Gamradt, die seit 2009 Geschäftsführerin ist, und von seiner Frau Karin Gamradt. "Jeder Waldbesitzer hat eine andere Vorstellung, wie sein Wald aussehen soll - ob er dem Naturschutz dienen, ein klassischer Wirtschaftswald oder Brennholzlieferant sein soll. Diese Vielfalt macht den Beruf so interessant", meint die Bezirksförsterin.
"Ich bin überwiegend mit 'Aufräumen' beschäftigt", sagt die 27-Jährige zu ihren Hauptaufgaben neben der Beratung und meint damit nicht nur das Beseitigen von Sturmschäden, sondern auch die Herausnahme von Fichten mit Borkenkäferbefall. Ebenso gehören das Aufforsten und die Verjüngung der Baumbestände zu ihren Tätigkeiten.
Bei Borkenkäfern, einem der bedeutendsten Forstschädlinge in den Wäldern, die sich z.B. infolge von Sturm oder Trockenheit besonders gut vermehren, beginnt die Schwärmzeit bei konstanten 18 Grad, in der Regel im Ostern, erläutert die Försterin. Von den Borkenkäfern befallenes Holz müsse zeitnah aus dem Wald geschafft werden. Wegen des sehr nassen Winters sei das diesmal erst spät möglich gewesen, denn wenn es zu nass ist, seien die Flächen nicht befahrbar. Der Borkenkäfer besiedelt in unseren Breiten Fichten, die nach dem Zweiten Weltkrieg u.a. als schnell wachsende Bau- und Brennholzlieferanten gepflanzt wurden.
Seit rund 40 Jahren werden die Wälder umgebaut
Doch bereits seit rund 40 Jahren würden die Wälder umgebaut und größeren Bäumen nach der Fichtenernte jüngere Bäume wie zum Beispiel Buchen "bei Fuß" gestellt, die dann aufwachsen könnten. "Das Ziel jedes Försters ist es, dass auf den Flächen immer Bäume stehen. Kahlschläge wie nach den Stürmen oder nach Borkenkäferbefall sind der Super-GAU", sagt Franziska Schneider. Bei Durchforstungen würden deswegen nur Einzelbäume entnommen. "Es gibt nichts Schlimmeres, als einen Boden ohne Bestockung zu lassen. Daher forsten wir schnell wieder auf, damit der Boden keinen Schaden nimmt."
Mit Unverständnis wird mitunter auf die Arbeit der Förster reagiert, wenn sie in der Brut- und Setzzeit von April bis Mitte Juli Bäume fällen, während Privatleute dann an Hecken und Bäumen maximal Pflegeschnitte vornehmen dürfen. "Im Zuge der ordnungsgemäßen Forstwirtschaft dürfen wir auch in diesen Monaten Bäume fällen. Wir achten darauf, dass es kein Brutbaum ist", betont die Försterin.
Was Klima-feste Bäume angeht, dauere die Forschung noch nicht lange genug, um vorauszusagen, welche Bäume die kommenden Jahrzehnte langfristig überleben werden. "Wir können nur ausprobieren und hoffen, dass sich auch künftige Generationen an den heute gepflanzten Bäumen erfreuen", sagt Franziska Schneider.
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