Interview mit dem Comedy-Autor über Medien als Ideengeber
Andreas Altenburg ist Schöpfer von "Wir sind die Freeses"
(ce). "Leg' doch mal das Handy weg!" Wenn diese Aufforderung auf NDR2 erklingt, wissen alle Comedy-Fans, was kommt - eine neue Folge von "Wir sind die Freeses". Seit sieben Jahren und inzwischen über 1.500 Episoden begeistert die Radio-Kultfamilie Tausende Fans in ganz Norddeutschland. Der Clou: Autor Andreas Altenburg (51) spricht die alle Familienmitglieder - Oma Rosi, deren Tochter Bianca und Enkel Svenni - sowie Untermieter Heiko Postel selbst. Im "Interview der Woche" sprach WOCHENBLATT-Redakteur Christoph Ehlermann mit Andreas Altenburg über Medien als Ideengeber für die Reihe und über die hohe Kunst der Stimmen-Verwandlung.
WOCHENBLATT: Herr Altenburg, aus dem Munde der Freeses hört man regelmäßig den Satz: "Das stand neulich im Wochenblatt, das muss stimmen. Wie wichtig sind Zeitungen für Sie als Stoffsammlung für die Geschichten?
Andreas Altenburg: Ich bin begeisterter Zeitungsleser – Print wie Online. Und gerade Lokal- und Regionalzeitungen sind häufig in der Abbildung des Alltags der normalen Menschen ein feinerer Gradmesser als die Storys aus den großen Häusern.
WOCHENBLATT: Woher nehmen Sie darüber hinaus Ihre Ideen? Gibt es spezielle Orte der Inspiration?
Altenburg: Die gibt es für mich eigentlich nicht. Ich bin generell viel unterwegs und probiere viele Dinge aus. Ich hab' in meinem Leben schon so viele durchgeknallte Typen und Geschichten erlebt – auch das ist vielleicht eine Gabe –, dass ich davon noch bis zu meinem Renteneintritt zehren kann. Man muss halt Augen und vor allem Ohren offen halten.
WOCHENBLATT: Die Geschichten drehen sich oft um aktuelles Zeitgeschehen wie jetzt gerade die Wahlen oder auch die Folgen der Corona-Pandemie. Aber es geht auch um Themen wie Vasektomie. Sind die Hörer immer amüsiert?
Altenburg: Die Hörer, die sich zu den Freeses bekennen, scheinen zumindest immer amüsiert zu sein. Sicherlich auch einmal mehr und einmal weniger. Solange es mir gelingt, eine Brücke von der großen Weltbühne zum kleinen privaten Alltag zu schlagen und umgekehrt, lieben es die Leute.
WOCHENBLATT: Gibt es Tabuthemen für Sie?
Altenburg: Fast nicht. Selbst an den größten Tragödien hängen manchmal kleine feine Umstände, die in sich komisch sind, ohne das große Ganze zu verhöhnen. Ich selbst habe schon auf Beerdigungen über Situationskomik lachen müssen und daraus eine Freeses-Folge gemacht. Es gibt wundervolle Filme und Serien, die sich humor- und trotzdem liebevoll mit einer Krebserkrankung beschäftigen.
WOCHENBLATT: Sie sprechen bei den Freeses alle Familienmitglieder und Untermieter Heiko selbst. Wie schwierig ist es, zwischen den Stimmlagen hin- und herzuspringen?
Altenburg: Da habe ich ja mittlerweile siebenjährige Übung. Dennoch spreche ich alle Rollen einzeln hintereinander ein. Erst Heiko, dann Bianca, dann Svenni, dann Oma Rosi.
WOCHENBLATT: Stars wie Jan Fedder, Till Demtrøder und Peter Maffay hatten schon Gastrollen bei den Freeses. Gibt es weitere Wunsch-Promis, die Sie gerne mal dabeihätten?
Altenburg: Robert De Niro.
WOCHENBLATT: Ist es Ihren Kindern peinlich, wenn Sie im Radio und/oder privat mit den Freese-Stimmen sprechen? Werden Sie beim Einkaufen an der Stimme erkannt?
Altenburg: Meine Kinder sind ja mittlerweile schon groß und aus dem Haus. Da gibt es inzwischen sicher Peinlicheres …! Früher wurde ich immer drum gebeten, für die Freunde mal eine Figur zu sprechen. Beim Einkaufen werde ich immer dann an der Stimme erkannt, wenn ich aus Versehen einmal in den entsprechenden Charakter rutsche. Das kommt häufiger vor als gewollt.
WOCHENBLATT: Wer sind Ihre Lieblings-Comedians? Über wen/was können Sie herzhaft lachen?
Altenburg: Von früher mag ich nach wie vor am liebsten Loriot. Im Fernsehen war "King of Queens“ meine absolute Lieblingsserie, oder "Seinfeld“. Heute liebe ich "Modern Family“.
WOCHENBLATT: Mit welcher Freese-Figur können Sie sich persönlich am meisten identifizieren und warum?
Altenburg: Schwer zu sagen. Alle sind ja ein Teil von mir und ich ein Teil von ihnen. Sagen wir mal so: Ich wäre gerne wie Oma Rosi, bin aber leider wie Bianca…
WOCHENBLATT: Ihre Comedy-Reihe "Frühstück bei Stefanie" lief von 2008 bis 2013. Die "Freeses" gibt es seit 2014 - ist auch hier ein Ende in Sicht?
Altenburg: Dass die Serie nicht ewig laufen kann, steht fest. Konkret ist jedoch noch nichts. Wir erfreuen uns nach wie vor an unserer Arbeit und unserer Beliebtheit bei den Hörerinnen und Hörern. Was gibt es Schöneres?
WOCHENBLATT: Vielen Dank für das Gespräch.
- Exklusiver Gruß von Oma Rosi und die 1.500. "Freese"-Jubiläumsfolge
(ce). Exklusiv für das WOCHENBLATT hat "Freese"-Schöpfer Andreas Altenburg einen Gruß von Oma Rosi an unsere Leser eingesprochen.
Und hier ist als Kostprobe der Comedy-Reihe "Wir sind die Freeses" der Link zur 1.500. Jubiläumsfolge mit dem Titel "Das Team-Frühstück": https://www.ndr.de/ndr2/wir_sind_die_freeses/Das-Team-Fruehstueck,audio959362.html
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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