"Begegnungen schaffen"
Weit über die Region bedeutend: Verein "Wohn- und Ferienheim Heideruh" feiert 60. Geburtstag
kb. Buchholz. "Heideruh ist in den Köpfen der Menschen hier angekommen", sagt Bea Trampenau. Seit 2010 ist sie Geschäftsführerin des Vereins "Wohn- und Ferienheim Heideruh", der kürzlich seinen 60. Geburtstag feierte. Mit der Vereinsgründung wurde vor sechs Jahrzehnten die passende Trägerschaftsform und damit eine Lösung zur Existenzsicherung für die antifaschistische Erholungs- und Begegnungsstätte vor den Toren Buchholz' in Seppensen gefunden.
Lange Zeit war Heideruh in der direkten Umgebung wenig bekannt. Dabei kamen in dieser Zeit Opfer des Nationalsozialismus und deren Angehörige, politisch Verfolgte, Antifaschisten und antifaschistische Vereine und Verbände aus ganz Deutschland, aber auch aus dem Ausland hierher, um sich auszutauschen, Treffen abzuhalten oder einfach nur die Natur zu genießen. "Hier waren alle hoch politisch, aber nach außen drang kaum etwas", erzählt Bea Trampenau. 2010 entschied sich der Verein, stärker an die Öffentlichkeit zu treten und mit der Umbenennung in "Antifaschistische Erholungs- und Bildungsstätte" seine Zielrichtung konkret zu benennen. Es folgte eine Ausstellung in der Buchholzer Stadtbibliothek, und im Januar 2012 richtete Heideruh den Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus in der Nordheidestadt aus. Das Informations- und Bildungsangebot in Heideruh wurde in den Folgejahren ausgebaut, die Erholungsstätte als Tagungsort für neue Gruppen etabliert. Seit 2013 leben auch Flüchtlinge auf dem Gelände.
Was viele nicht wissen: Mit rund 5.000 Übernachtungen im Jahr ist Heideruh durchaus auch ein wichtiger touristischer Faktor für die Region. "Unser Motto lautet 'Begegnungen schaffen'", sagt Bea Trampenau. "Man kann hier Urlaub machen und sich erholen, an Seminaren und Konferenzen teilnehmen, Vorträge hören, aber auch Familienfeste feiern, es gibt einen Generationen-Spielplatz und einen Barfußpfad", erzählt sie.
Möglich machen das die vielen ehrenamtlichen Helfer, die sich z.B. um die Gebäude und das Gelände, um die Verpflegung der Gäste oder um die Betreuung der Gruppen kümmern. "Ungefähr 90 Prozent aller Aufgaben werden bei uns ehrenamtlich erfüllt, dafür kann man gar nicht genug danken", sagt Bea Trampenau. Gleichzeitig freut sie sich über weitere Unterstützung: "Wir können wirklich jede helfende Hand gebrauchen."
Derzeit gehören zum Verein knapp 280 Mitglieder, etwa 50 Prozent sind seit 2010 eingetreten. "Besonders erfreulich ist, dass es auch viele junge Mitglieder gibt, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen", erzählt Bea Trampenau. Sie ist positiv davon überrascht, seit etwa fünf Jahren eine zunehmende Politisierung junger Menschen zu beobachten. "Es ist schön, dass sich die jungen Leute wieder stärker für Politik interessieren", sagt Bea Trampenau.
Sie will den Verein und die Begegnungsstätte Heideruh in die Zukunft führen, die Erinnerung an die Opfer des Faschismus wach halten und gegen Rechtsradikalismus und faschistisches Ideengut kämpfen. Denn an Aktualität verliere dieses Thema nie. Dafür sollen nicht nur neue Mitglieder und Helfer sowie Spenden geworben werden, auch das Bildungsangebot wollen Bea Trampenau und ihre Mitstreiter ausbauen und die Netzwerkarbeit verstärken. "Wir sehen immer, was für tolle Gruppen hier sind, aber die Gruppen untereinander treffen sich kaum - das wollen wir ändern", so Trampenau.
Wer sich für die Begegnungsstätte interessiert, kann eine der öffentlichen Veranstaltungen besuchen. So findet am 2. Mai um 20 Uhr eine Lesung mit Sina Damerow statt. Am 28. Juli steigt ab 14 Uhr das große Sommerfest. Wie bei anderen Veranstaltungen auch, holt der Heideruh-Shuttle Gäste, die mit dem ÖPNV anreisen, an der Bushaltestelle Seppensen (Mitte) ab. Alle Informationen zu Heideruh auf www.heideruh.de, telefonisch erreicht man Heideruh unter 04181 - 8726, per E-Mail an info@heideruh.de.
Redakteur:Katja Bendig aus Seevetal |
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