"Die Gedanken sind frei"
Buchholzer Bürger appelliert an Corona-Demonstranten
lm. Buchholz. Ulrich Wessling wohnte am vergangenen Montag als Unbeteiligter den als Spaziergängen betitelten Corona-Demonstrationen in der Buchholzer Innenstadt bei. Dabei fiel ihm auf, dass die Demonstranten das Lied "Die Gedanken sind frei" sangen. Die Zeilen veranlassten ihn, seine ganz eigenen Gedanken über die Vereinbarkeit des Liedtextes mit der Haltung der Corona-Demonstranten niederzuschreiben:
"In Buchholz, am Montag, den 10. Januar 2022, war das Lied 'Die Gedanken sind frei' Teil des Spaziergangs einer beachtlichen Menschenmenge; den Erklärungen einiger Spaziergänger zufolge, Gegner der deutschen Politik zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie.
Ich schreibe diesen Leserbrief als Demokrat und Freiheitsfreund, für den dieses Lied und Gegnerschaft zur Corona-Politik unvereinbar sind.
Das Lied 'Die Gedanken sind frei' hat seine Ursprünge im Mittelalter und hätte in der damaligen Zeit sicherlich Gefahr für Leib und Leben der Sängerin / des Sängers hervorgerufen.
Für uns in der Neuzeit betont das Lied eine Selbstverständlichkeit. Und, seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind wir in Deutschland noch deutlich weiter gekommen im Maß an gesicherter Freiheit; dafür verdienen unsere Altvorderen viel Respekt und Dank.
Über die alleinige Gedankenfreiheit sind wir also schon weit hinaus. Mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck bin ich der Meinung, wir leben im besten Deutschland, das es jemals gegeben hat. Und das gilt auch und besonders in diesen Zeiten, in denen sich der Corona-Virus als wahre Menschheitsplage zeigt. Sicherlich gibt es an der aktuellen Lage mit dem hin-und-her auch Vieles zu kritisieren. Doch, wenn man nicht genug weiß über das Virus und seine Varianten, ist es vernünftig, vorsichtig zu sein. Und für die, denen es wichtig ist: als Christen wissen wir, Alles, was der Mensch macht, ist unvollkommen.
Was bedeutet dann das Absingen des Liedes „Die Gedanken sind frei“ durch die Kritiker der Corona-Politik. Ist für diese Leute schon die Gedankenfreiheit etwas Erwähnenswertes, wieviel mehr muss die in Deutschland erreichte Wahl- und Handlungsfreiheit für diese Personen etwas „Besonderes“ sein.
Ich frage mich, was bezwecken Leute, denen unsere selbstverständlichen Freiheiten nicht selbstverständlich sind; stellen diese Leute unsere Freiheiten zur Disposition?
Nach zwei Jahren Pandemie wissen wir, dem Virus ist nur durch sehr hohe Impfquoten oder totale Kontaktbeschränkungen beizukommen. Letzteres kann nicht das Mittel für freiheitsliebende Bürger sein, damit ist die erste Alternative auch die erste Wahl. Das sind wir Älteren auch den Heranwachsenden schuldig, die jetzt schon im zweiten Jahr enorme Entwicklungsbeschränkungen verkraften müssen.
Wer das anders sieht, kann das tun, für eine andere Politik gilt aber: verschafft Euch die demokratische Legitimation durch Mehrheiten in Wahlen. Solange das nicht der Fall ist, fordere ich von den Impf-Protestlern den nötigen Respekt gegenüber unserem Freiheitsstaat.
Vor allem: Lasst euch impfen!
Und wenn ihr mit unserem Staatswesen nichts oder nur wenig anfangen könnt, so achtet doch zumindest Leib, Leben und Rechte der Andersdenkenden, und das der Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Euch während Eurer Zeit im Krankenhaus wieder gesund pflegen wollen.
Im Übrigen noch ein herzliches Dankeschön an die Ordnungskräfte der Polizei, die, soweit ich es am 10. Januar mitbekommen habe, die Lage bestens unter Kontrolle hatten.
Allen ein gutes und gesundes 2022."
Ulrich Wessling, Buchholz
Redakteur:Lennart Möller aus Rosengarten |
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