Streitatlas 2019
Bürger aus dem Landkreis Harburg sind sehr streitbar
(bim). Sei es eine zu hohe Hecke, der Ast vom Baum des Nachbarn, der über die Grundstücksgrenze hängt, oder eine Ameisenstraße, die sich von Nachbars stinkendem Komposthaufen den Weg zum eigenen Garten bahnt - die Nachbarschaftsstreitigkeiten, mit denen deutsche Gerichte zu tun bekommen, sind vielfältig. Die Generali-Versicherung hat jetzt den Streitatlas für 2019 herausgegeben. Die Bürger im Landkreis Harburg gehören demnach zu den streitbarsten in Deutschland: Mit 27,4 Streitfällen pro 100 Einwohner war 2018 mehr als jeder Vierte in einen Rechtsstreit verwickelt. Im Bundesdurchschnitt waren es 24,7 Streitfälle.
Einige Nachbarlandkreise streiten im Vergleich zum Kreis Harburg weniger. So verzeichnen z.B. die Kreise Stade 23,5 Streitfälle pro 100 Einwohner und Lüneburg 26,2 Streitfälle. Die Hamburger streiten hingegen mehr mit 28,8 Streitfällen pro 100 Einwohner.
Die Bevölkerung im Landkreis Harburg streitet besonders über Privates (41,9 Prozent aller Streitigkeiten), gefolgt von Verkehrs- (27,6 Prozent) und Wohnstreitigkeiten (9,4 Prozent).
43,1 Prozent aller Streitfälle dauern im Kreis Harburg länger als zwölf Monate an. Mehr als jeder zehnte Streit (10,8 Prozent) im Landkreis übersteigt einen Wert von 10.000 Euro (Durchschnitt Deutschland: 10,8 Prozent).
Die Bürger aus dem Kreis Stade sind friedlicher als der Durchschnitts-Bundesbürger: Mit 23,5 Streitfällen pro 100 Einwohner war 2018 fast jeder vierte Einwohner im Kreis Stade in einen Rechtsstreit verwickelt. Im Bundesdurchschnitt waren es 24,7 Streitfälle.
Der Kreis Stade streitet zwar etwas mehr als der Nachbarkreis Cuxhaven (22,2 Streitfälle pro 100 Einwohner), aber weniger als die Nachbarkreise Rotenburg (24,6 Streitfälle) und Harburg (27,4 Streitfälle).
Die Bevölkerung im Landkreis Stade streitet besonders über Privates (41,2 Prozent aller Streitigkeiten), gefolgt von Verkehrs- (28,0 Prozent) und Arbeitsstreitigkeiten (13,7 Prozent).
44,3 Prozent aller Streitfälle dauern im Kreis Stade länger als zwölf Monate an. Aber nicht einmal jeder zehnte Streit (8,2 Prozent) im Landkreis übersteigt einen Wert von 10.000 Euro (Durchschnitt Deutschland: 10,8 Prozent)
Für die Studie wurden von der Generali in Deutschland, basierend auf den Daten ihres Rechtsschutzversicherers Advocard, 390.000 Streitfälle aus dem Jahr 2018 ausgewertet.
(bim/nw). Pro Jahr streitet sich im Durchschnitt jeder Vierte in Deutschland (24,7 Streitfälle pro 100 Einwohner). Generell werden zwei Drittel aller Streitigkeiten von Männern ausgetragen (66,5 Prozent). Im Vergleich der Bundesländer wohnen die größten Streithähne im Norden und Westen der Republik.
Besonders streitlustig sind die Berliner (29,2 Prozent) und Hamburger (28,8 Prozent), die seit Beginn der Erhebung im Jahr 2013 die ersten beiden Plätze belegen. Doch auch Bremen ist als kleinstes Bundesland im aktuellen Streitatlas in den Top 5 vertreten. Die Vermutung liegt nahe, dass in dicht besiedelteren Regionen mit mehr Menschen auf engem Raum das Potenzial für Streitigkeiten höher liegt.
Gründe des Zorns
Knapp ein Drittel aller Streits dreht sich rund um Straßenverkehr und Mobilität (29,9 Prozent). Noch häufiger fechten die Menschen in Deutschland Konflikte im Privat- und Strafrecht aus. Auf diese Kategorie entfallen 38,4 Prozent aller Streitfälle. Das Arbeitsumfeld (13,1 Prozent) belegt den dritten Platz, auf Platz vier landet der Bereich Wohnen und Miete (11,3 Prozent) und auf dem fünften Rang folgen Behörden und Finanzen (7,3 Prozent).
Streitursache "privat"
Entscheiden sich Menschen dafür, getrennte Wege zu gehen, führt dies häufig zu Konflikten. Wie in den Vorjahren ist dies die Hauptursache für Streitigkeiten, gefolgt von Auseinandersetzungen rund ums Erbe und - u.a. dank gestärkter Verbraucherrechte - Dispute mit Reiseveranstaltern. Das sind die Privatgründe:
- Scheidung oder Trennung (32,2 Prozent),
- Erbe (28,3 Prozent),
- Urlaubs- oder Reisemangel (19,7 Prozent),
- Darlehenswiderruf (4,4 Prozent),
- Hundebiss (3,4 Prozent),
- Abofalle / angeblicher Vertrag (3,1 Prozent),
- Patienten- oder Betreuungsverfügung (3 Prozent),
- Arzthaftpflicht (2,6 Prozent),
- illegale Downloads (2,2 Prozent),
- Kreditbearbeitungsgebühr (0,7 Prozent).
Streitursache Verkehr
Geschwindigkeitsüberschreitung ist der Grund für viele Streitigkeiten, gefolgt von Verkehrsunfällen. Zugenommen haben die Streitfälle rund um Automängel im Zuge des Dieselskandals. Ein häufiger Streitpunkt sind Zweifel an den Messverfahren bei der Geschwindigkeitsübertretung oder Formfehler bei der Feststellung, gegen die sich Autofahrer zur Wehr setzen. Wer Schuld hat und wie viel bezahlt werden muss, birgt vor allem bei Verkehrsunfällen ein hohes Konfliktpotenzial.
Das sind die Gründe:
- Geschwindigkeitsüberschreitung (34,5 Prozent),
- Verkehrsunfall (30,9 Prozent),
- Mängel beim Autokauf (13,5 Prozent),
- Fahrerflucht (3,2 Prozent),
- Sicherheitsabstand (2,7 Prozent),
- Rotlichtverstoß (2,6 Prozent),
- Trunkenheit am Steuer (2,1 Prozent),
- Handy am Steuer (1,5 Prozent),
- Nötigung im Straßenverkehr (0,7 Prozent),
- Überholverstoß (0,4 Prozent).
Streitursache Arbeit
Bei fast jedem dritten Streitfall im Zusammenhang mit Arbeit und Unternehmen dreht sich der Zwist um die Vergütung. Die ordentliche Kündigung und das Arbeitszeugnis folgen.
- Die Top-Streitgründe:
- Vergütung (30,9 Prozent),
- ordentliche Kündigung des Arbeitsverhältnisses (15,9 Prozent),
- Arbeitszeugnis (13,5 Prozent),
- Abmahnung (9 Prozent),
- Urlaub (8,2 Prozent),
- fristlose Kündigung des Arbeitsverhältnisses (6,2 Prozent),
- Mobbing (3,5 Prozent),
- Elternzeit/Erziehungsurlaub/Mutterschutz (3,2 Prozent),
- Versetzung (2,9 Prozent),
- Überstunden (2,6 Prozent),
- Arbeitszeit (2,6 Prozent),
- Befristung/Entfristung des Arbeitsverhältnisses (1,6 Prozent).
Zoff am Zaun
Streitigkeiten im Bereich Wohnen und Miete zielen vor allem auf die Nachbarn ab – zu laute Musik, störende Schuhe im Hausflur oder der Apfelbaum über der Grundstücksgrenze sind bei mehr als jedem vierten Fall Auslöser für Streitigkeiten. Doch auch Uneinigkeiten bei den Betriebskosten sind für einen Großteil der Auseinandersetzungen verantwortlich. Bei den Streitfällen rund um die Kündigung von Wohnungen gibt es vor allem in den Großstädten mit ihren angespannten Wohnungsmärkten Reibereien.
Die Streitursachen:
- Nachbarschaftsstreit (28,7 Prozent),
- Betriebskosten (28,2 Prozent),
- Kündigung Wohnung (15,5 Prozent),
- Mietmangel (10,9 Prozent),
- Mietkaution (9,1 Prozent),
- Mieterhöhung (5,5 Prozent),
- Mietrückstand (1,5 Prozent),
- Haustierhaltung (0,5 Prozent).
Eine Frage des Alters
Im Alter zwischen 46 und 55 Jahren streiten sich die Menschen in Deutschland statistisch gesehen am häufigsten (27,5 Prozent aller Streitfälle). Doch auch der Anteil an jüngeren Streitenden nimmt deutlich zu: Vor zehn Jahren (2009) waren junge Erwachsene unter 36 Jahren für nur 13,9 Prozent aller Streitfälle verantwortlich, heute sind es bereits 23,7 Prozent.
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