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Jan Holze von der Deutschen Ehrenamtsstiftung über Hürden bei Freiwilligenarbeit
Bürokratische Erleichterungen im Ehrenamt sind unbedingt nötig

Jan Holze, Vorstand der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt | Foto: Nils Hasenau/eventfotografen.berlin
  • Jan Holze, Vorstand der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt
  • Foto: Nils Hasenau/eventfotografen.berlin
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ce. Landkreis. Ein ständig wachsender Berg an bürokratischen Auflagen und massive Schwierigkeiten bei der Besetzung von Vorstandsposten machen ehrenamtlich aktiven Vereinen das Leben immer schwerer. Einer, der jeden Tag mit diesen Problemen konfrontiert wird, ist Jan Holze (40), Vorstand der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt. WOCHENBLATT-Redakteur Christoph Ehlermann sprach mit Holze darüber, wie die Stiftung die Freiwilligenarbeit unterstützt und wo sie Handlungsbedarf sieht.
WOCHENBLATT: Herr Holze, Sie sind Diplom-Kaufmann und Volljurist. Wie kam es, dass Sie beruflich den Kurs änderten und zur Ehrenamts-Stiftung gingen?
Jan Holze: Eine Stiftung für potentiell über 600.000 Vereine in Deutschland aufzubauen ist eine hochspannende Aufgabe. Es gibt so viele tolle Menschen, die sich in vielfältigsten Aufgaben engagieren - etwa für Kinder und Jugendliche, Senioren oder für Minderheiten - und damit insgesamt zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen. Allerdings stehen diese Aktiven vor schwierigen Herausforderungen, ob bei der Steuererklärung, der Spendenbescheinigung, der Datenschutz-Grundverordnung oder Fördermittelgewinnung. Oftmals stecken dahinter hochkomplexe Fragestellungen. Diese für die Engagierten zu lösen und ihnen damit die Ausübung des Ehrenamtes zu erleichtern, hat mich fasziniert und motiviert mich jeden Tag neu. Ich bin dankbar, eine solche Aufgabe ausüben zu dürfen.
WOCHENBLATT: Welche Ziele hat die Stiftung und was sind Ihre Aufgaben als Vorstand?
Holze: Mit der Stiftung gibt es für die Engagierten jetzt erstmals auf Bundesebene einen Ansprechpartner zur Stärkung und Förderung von Engagement und Ehrenamt, und zwar unabhängig davon, wo und auf welcher Ebene man engagiert ist. Neben Beratungs-, Fortbildungs- und weiteren Serviceangeboten – natürlich kostenlos – gibt es verschiedene finanzielle Fördermöglichkeiten für Vereine und Strukturen des Engagements. In der Stiftung gibt es einen Vorstand und einen Stiftungsrat. Zu Letzterem gehört auch Svenja Stadler, die mir dankenswerterweise schon einen vertieften Einblick in die Sorgen und Nöte des Engagements hier in der Region ermöglicht hat. Während der Stiftungsrat etwa über Haushalts- und Stellenplan entscheidet, bin ich mit meiner Kollegin Katarina Peranić im Vorstand für die operativen Entscheidungen in der Stiftung zuständig.
WOCHENBLATT: Wie viele Menschen sind nach Ihrer Einschätzung bundesweit ehrenamtlich aktiv?
Holze: Laut Freiwilligensurvey der Bundesregierung sind rund 30 Millionen Menschen in der Bundesrepublik freiwillig engagiert, vor allem in den Feldern Sport und Bewegung, Kultur und Musik, aber auch rund um Schule und Kindergarten sowie im Katastrophenschutz.
WOCHENBLATT: Welche Ehrenämter sind besonders gefragt?
Holze: Das größte Wachstum verzeichnen die Fördervereine rund um Schule und Kindergarten. Vielen Strukturen mangelt es hingegen an Nachwuchs. Auch wenn wir in der Stiftung die Engagierten nicht werden backen können, so wollen wir jedoch gute Konzepte und Förderung für die Nachwuchsgewinnung in allen Altersklassen und Zielgruppen zur Verfügung stellen.
WOCHENBLATT: Vielen Vereinen und anderen Institutionen wird die ehrenamtliche Arbeit durch zu viel Bürokratie erschwert. Wie kann man da gegensteuern?
Holze: Eine Studie aus Baden-Württemberg zeigt, dass sich ein durchschnittlich großer Verein 42 Tage im Jahr oder sechs Stunden pro Woche mit bürokratischen Hürden auseinandersetzen muss. Aus meiner Sicht gibt es zwei Anknüpfungspunkte. Zum einen braucht es auf der Ebene der Gesetzgebung den Blick für die besonderen Nöte und Bedarfe der Engagierten. Dies ist bei all dem Ärger rund um das Transparenzregister, das seit 2017 alle Vereine zur Aufnahme verpflichtet, nun bei der Novelle gelungen. Dabei wurden Erleichterungen fürs Ehrenamt erreicht. Daneben braucht es eine Unterstützung bzw. einen Kümmerer, der die Engagierten tagtäglich bei der Bewältigung der bürokratischen Herausforderungen begleitet und ihnen Orientierung gibt. Bei beiden Wegen wird die Stiftung den Engagierten zur Seite stehen.
WOCHENBLATT: Wo leben Sie privat und wie engagieren Sie sich ehrenamtlich?
Holze: Ich lebe in Mecklenburg-Vorpommern, dem Sitz der Stiftung, wo ich aufgewachsen bin. Lange Jahre habe ich mich im Sport auf verschiedenen Ebenen, insbesondere für Kinder und Jugendliche, engagiert. Zuletzt war ich Vorsitzender der Deutschen Sportjugend und Präsidiumsmitglied des Deutschen Olympischen Sportbunds. Diese Erfahrungen bringe ich gern in die Stiftungsarbeit ein.
WOCHENBLATT: Herr Holze, vielen Dank für das Gespräch.

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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